Die Ölrafineriearbeiter von Total streiken. Doch kurz vor dem Durchbruch bei den Verhandlungen stoppten die Gewerkschaften den Protest. Ein Bericht von Charlie Kimber
Mit gut organisierten Streiks haben die Rafineriearbeiter von Total ihre Bosse zu Zugeständnissen gezwungen. Aber die Gewerkschaftsführer bliesen die Streiks ab, gerade als die Arbeiter an der Schwelle zu einem Durchbruch standen, der noch viel weitergehenden Widerstand angespornt hätte.
Der Besetzungsstreik der Arbeiter von Total hatte begonnen, sich auf andere Ölfirmen auszuweiten, und die Treibstoffvorräte mancher Tankstellen waren bereits aufgebraucht. Präsident Nicolas Sarkozy intervenierte und übte Druck auf die Unternehmensführungen aus, zu einem Abschluss zu kommen.
Total bot ein Abkommen an, über die kommenden fünf Jahre keine Rafinerien in Frankreich zu schließen oder zu verkaufen. Die Gewerkschaftsführer sprachen sich für die Annahme der Vereinbarung als ausreichende Grundlage für eine Beendigung des Streiks aus. Die Arbeit wurde wieder aufgenommen – mit Ausnahme des Dunkirk-Werks, dem Zentrum des Streiks. Das Schicksal der Dunkirk-Rafinerie ist aus der Vereinbarung ausgeklammert. Am Montag den 8. März 2010 entschied die Unternehmensführung das Werk zu schließen. Daraufhin versuchten Arbeiter die Konzernzentrale zu stürmen (Ein Video von France24 )
Viele Total-Arbeiter sind wütend, dass der Streik zu einem Zeitpunkt beendet wurde, als die Bosse und die Regierung mit dem Rücken an der Wand standen. Ein Bericht der Associated Press stellt fest: »In der Rafinerie von Gonfreville scheint die Entscheidung sehr knapp ausgegangen zu sein. Eine Massenversammlung am Nachmittag hatte beschlossen, den Streik fortzusetzen. Dann fand eine weitere Abstimmung statt, nachdem es hieß, dass mehrere andere Standorte sich für eine Arbeitswiederaufnahme entschieden hatten, und der Streik wurde schließlich »mit einer sehr dünnen Mehrheit« ausgesetzt, so die CGT Gewerkschaft.«
Video:
Währenddessen haben die französischen Fluglotsen letzte Woche vier Tage lang gestreikt, was zu enormen Störungen im inländischen und im europäischen Flugverkehr führte. Aber, genau wie bei British Airways, entschieden sich die Gewerkschaftsführer für Verhandlungen, anstatt die Aktionen auszudehnen. In ganz Europa findet ein politischer Kampf statt – es geht um die Frage, ob das Niveau des Widerstands dem Ausmaß der Krise gewachsen sein wird oder ob der Kampf eingestellt werden soll, sobald kleinere Zugeständnisse winken. Wir müssen dafür sorgen, dass ersterer Weg gegangen wird.
Zum Text:
Der Text erschien zuerst auf Englisch bei der Zeitung Socialist Worker. Übersetzung ins Deutsche von David Paenson.