Hunderttausende sind in Tunesien und Algerien auf der Straße. Eine Rebellion hat begonnen. Die Menschen protestieren gegen die hohe Arbeitslosigkeit, die steigenden Lebensmittelpreise und die undemokratischen Zustände in ihren Ländern. Ein Bericht mit Videos
Seit Wochen protestieren in Tunesien die Menschen. Es sind vor allem die Jugendlichen die auf der Straße sind. Zentrum der Proteste sind die Schulen und Hochschulen. Seit sich am 17. Dezember ein 26-jähriger arbeitsloser Akademiker in Sidi Bouzid im Landesinneren selbst angezündet hatte, breiten sich die Proteste gegen die Regierung immer weiter aus. Die Regierung in Tunesien versucht mit aller Härte die Proteste einzudämmen – ohne Erfolg. Der Bildungsminister ordnete zwar die Schließung aller Hochschulen und Schulen an, die Proteste gehen aber unvermindert weiter. Die Schüler und Studierenden riefen am Montag erneut zu Protesten auf den Campus. Die Gewerkschaften solidarisieren sich. Bei vergangenen Protesten erschoss die Polizei mehrere Menschen. Zur Zahl der Todesopfer lagen unterschiedliche Angaben vor. Laut Regierung kamen bisher 21 Menschen ums Leben, einem Gewerkschafter zufolge wurden allein am Wochenende mehr als 50 Menschen getötet. Die Internationale Vereinigung der Menschenrechtsligen sprach am Dienstag von mindestens 35 Toten seit dem Wochenende. Anderen Quellen zufolge starben bis zu 70 Menschen.
Video von den Protesten in Tunesien
Doch die Wut der Menschen auf das Regime wird nur noch größer, die Demonstrationen entschlossener. Die Massenproteste setzen die Regierung unter Druck. Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi kündigte die Entlassung des für die Polizei zuständigen Innenministers Rafik Belhaj Kacem sowie die Freilassung aller festgenommenen Demonstranten an. Der Regierungschef gab auf einer Pressekonferenz auch bekannt, dass ein Ausschuss eingesetzt werde, der Fälle von Korruption untersuchen solle. Und der Präsident Tunesiens Zine El Abidine Ben Ali, versprach am Montag 300 000 neue Arbeitsplätze. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei 14 Prozent.
Video von den Protesten in Tunesien (2)
….und auch in Algerien
Im benachbarten Algerien protestieren ebenso Zehnttausende gegen die hohe Arbeitslosigkeit sowie gegen die kürzlich stark gestiegenen Lebensmittelpreise. Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge sind 75 Prozent der Algerier jünger als 30 Jahre, mehr als 20 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Nach Angaben der algerischen Gewerkschaft der Händler und Handwerker stiegen die Lebenshaltungskosten zuletzt um 30 Prozent. Am stärksten betroffen seien die Preise für Zucker und Öl. Die Proteste erreichten, dass die Regierung vorübergehende Preisnachlässe für Speiseöl und Rohzucker bis Ende August ankündigte.
Video von den Protesten in Algerien