Anfang Juni fand die UN-Klimakonferenz in Bonn statt. Wie in Kopenhagen gab es auch hier Protest. Mark Bergfeld war dabei
Nachdem sich Umweltschützer, Globalisierungskritiker, NGOs, linke Aktivisten und Gewerkschafter ihre Stärke und Einheit im Kampf gegen den Klimawandel und für die Klimagerechtigkeit in Kopenhagen im Dezember unter Beweis gestellt hatten, versammelten sich um die 1500 Demonstranten in der alten Bundeshauptstadt Bonn, wo die UN-Zwischenverhandlungen stattfanden. Bei hohen Temperaturen, strahlender Sonne und großer Wut darüber, dass die Industrienationen allen voran die amerikanische Regierung die Verhandlungen in Kopenhagen sabotiert hatten, zog der der Demonstrationszug mit Riesenpuppen, Samba-Rhythmen und Parolen für die Klimagerechtigkeit vom Kaiserplatz in Bonn durch die Innenstadt. Bei den Demonstranten stand fest, dass die globale Erwärmung maximal 2° Celsius betragen dürfe, so dass eine Klima-Katastrophe verhindert werden kann. Auch forderten die Demonstranten eine Abkehr von den fossilen Rohstoffen wie Kohle zur Energiegewinnung.
Maura, eine Schülerin aus Bonn, war mit ihrem Bildungsstreik T-Shirt auf die Demonstration gekommen. »Der Klimawandel sowie die Unterfinanzierung der Bildung ist ein Systemproblem. Profit statt Menschen stehen an erster Stelle.« Für sie wie viele andere auf der Demonstration stand fest, dass man eine Bewegung gegen die Kräfte, die ein gerechtes und wirksames Klima-Abkommen verhindert haben, braucht. Es steht jedoch nicht fest wie diese Bewegung aussehen sollte. Joern, einer der Organisatoren der 100.000 Teilnehmer starken Demonstration in Kopenhagen meinte, dass die Klimagerechtigkeitsbewegung bei den Menschen anknüpfen müsse, die nun auf die Straße und in den Streik gegen soziale Kürzungen gehen werden. »Wir werden keine Millionen gegen den Klimawandel mobilisieren können, aber wir werden für Arbeit kämpfen müssen, die die Klimakrise lösen kann.«
Christian, ein belgischer Gewerkschafter, der mit 40 Genossen nach Bonn gekommen war erzählte, dass es nötig sei Arbeiter und Gewerkschaften davon zu überzeugen dass nur kollektive Lösungen die Klimakrise bewältigen könnten und diese dabei eine zentrale Rolle zu spielen haben. Er fügte hinzu: »Wir brauchen eine anti-kapitalistische Antwort auf die Klimakrise und nicht eine auf dem Rücken der Arbeiter wie viele verlangen.« In den Tagen zuvor hatte BUND und attac Deutschland zum Klimaforum im Rheinischen Landesmuseum aufgerufen. Bei diesem Forum hatten die verschiedensten Akteure die Ziele und Perspektiven der neuen Bewegung diskutiert. Darunter auch Katharina Schulze aus München, die meinte dass die Veranstaltung gut gewesen sei um Kontakte zu knüpfen und sie wieder motiviert hätte etwas für das Klima zu tun. Jedoch müsse die Bewegung die Menschen und Organisationen erreichen, die traditionell nichts mit dem Klimaschutz zu tun haben. »Der Klimawandel ist doch nun bei allen angekommen. Es wäre doch super spannend wenn Schulen und Fußballvereine vorbei gekommen wären. Ansonsten drehen wir uns doch nur im Kreis.«
Während die UN-Verhandlungen seit Kopenhagen zum Stillstand gekommen sind, haben sich Menschen in den verschiedensten Formen zusammen geschlossen, um nach Lösungen zu suchen. Darunter auch Monica Disisto von einer italienischen NGO, die innendrin bei den UN-Verhandlungen anwesend war, aber nun auf die Straße und zur Bewegung für gerechte Lösungen und Klimagerechtigkeit sucht. »Die Leute kämpfen und zeigen Möglichkeit auf die Klima-Probleme zu lösen. Das können die Politiker nicht. Sie haben sich fest gefahren und verstehen die Dringlichkeit nicht.«
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