Vor dem Energiegipfel wettern die Chefs von E.on und Vattenfall gegen mehr Klimaschutz. Sie wollen neue Kohlekraftwerke bauen. Mit einer Analyse belegt die Umweltorganisation BUND die Schädlichkeit der Konzernpläne.
Vertreter von Energiekonzernen üben laut Frankfurter Rundschau Druck auf die Bundesregierung aus, ihre Klimaschutzziele zu reduzieren. Nach Angaben der Zeitung forderte E.on-Chef Bernotat die Kanzlerin auf, sich mehr um die Probleme der Energiebranche zu kümmern. Merkel solle Kabinettskollegen daran hindern „ihre Hobbythemen“ zu pflegen, wetterte er.
Bernotats Anmerkung bezieht sich auf den 8-Punkte-Plan von Umweltminister Gabriel (SPD). In diesem wird das – unverbindliche – Ziel formuliert, bis zum Jahr 2020 den CO2-Ausstoß im Vergleich zum Basisjahr 1990 um 40 Prozent zu mindern. Die Energiekonzerne lehnen das ab. So beschwerte sich Vattenfall-Chef Rauscher darüber, dass alle „nur noch vom Klimaschutz“ reden.
Anlässlich des am 3. Juli stattfindenden Energiegipfels hat die Umweltorganisation BUND Bundeskanzlerin Merkel aufgefordert, sich gegen die Pläne der Energiekonzerne einzusetzen, 27 neue Kohlekraftwerke zu bauen.
Eine Analyse der Umweltorganisation besagt, dass bei Realisierung der Vorhaben jährlich über 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid mehr freigesetzt würden als heute. Die Neubauten würden nicht im selben Umfang zur Stilllegung alter Kraftwerke führen, so der BUND. Das Argument von Bundesregierung und Industrie, neue Kohlekraftwerke nützten dem Klimaschutz, sei damit überholt.
Nach BUND-Berechnungen würden die geplanten Kohlekraftwerke den jährlichen Ausstoß des Treibhausgases CO2 in Deutschland um bis zu 160 Millionen Tonnen ansteigen lassen. Gleichzeitig sollen bislang nur Kraftwerkskapazitäten mit etwa 40 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vom Netz genommen werden. Das ergibt sich laut BUND aus den Plänen der vier großen Stromversorger RWE, Vattenfall, Eon und EnBW. Diese machen mit klimaschädlichen fossilen Energien satte Gewinne.
Thorben Becker, BUND-Energieexperte: „In seinem 8-Punkte-Plan zum Klimaschutz hat Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Einsparung von 30 Millionen Tonnen CO2 durch die Modernisierung des Kraftwerksparks vorausgesetzt. Diese Zahl ist nicht länger haltbar. Wenn der Umweltminister den deutschen Kraftwerkspark nach ökologischen Kriterien erneuern will, muss er neue Kohlekraftwerke ablehnen.“
Mehr im Internet:
Thorben Becker: „Die Lüge von der Stilllegung – Kohle-Ausbauprogramm statt ökologischer Modernisierung des Kraftwerkparks“, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), 28. Juni 2007, 11 Seiten (PDF, 377 KB)