Vom 8. bis 11. August veranstaltet die »Sozialistische Linke«, eine gewerkschaftsnahe Strömung in der LINKEN, ihre Sommerakademie. Heinz Hillebrand, einer der Organisatoren, erklärt im Interview mit marx21, was die Besucher auf der Konferenz erwartet.
marx21: Heinz, die diesjährige Sommerakademie der »Sozialistischen Linken« steht unter dem Motto »Neoliberale Hegemonie brechen – Aber wie?« Worum geht es?
Heinz Hillebrand: Es ist deutlich zu spüren, dass der Neoliberalismus seinen Zenit überschritten hat, dass die neoliberale Hegemonie bröckelt. Dies hat seinen Grund vor allem darin, weil seine Kernthesen mit den Alltagserfahrungen der Menschen kollidieren. Lohnverzicht hat keine Arbeitsplätze geschaffen, privatisierte öffentliche Unternehmen arbeiten nicht besser, der schlanke Staat ist nur was für Reiche und so weiter.
Es ist meines Erachtens allerdings verfrüht, davon zu sprechen, dass die neoliberale Hegemonie gebrochen sei. Die neoliberale Entwicklung hat auch Gewinnerinnen und Gewinner, gesellschaftliches Denken hat abgenommen, die Menschen in Deutschland wählen Parteien, die mehr oder weniger neoliberal sind, international zeigen die Wahlsiege von Sarkozy in Fran´kreich und Berlusconi in Italien, wie einflussreich neoliberale Gedanken sind.
Auf der Sommerakademie wollen wir vier Tage lang in sechs thematischen Blöcken die Fragestellung bearbeiten, wie es uns gelingen kann, die neoliberale Hegemonie zu brechen. Die Blöcke heißen Strategie und Kampagnen, Theoretische Grundlagen, Kampf um die Köpfe, Das politische Feld, Klassenfragen und Der neoliberale Block. Unsere Diskussionen sollen einen Nutzwert sowohl für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch für die Partei DIE LINKE haben. Die Sommerakademie will auch Anstöße für die linke Diskussion, zum Beispiel für die Debatte über Wirtschaftsdemokratie, geben.
Was erwartet die Besucher auf der Akademie?
Auf der Sommerakademie ist für alle etwas dabei, für alte Hasen mit theoretischer Vorbildung ebenso wie auch für jene, die sich noch nicht lange mit Politik beschäftigen. So gibt es Workshops zu unserem Zukunftsinvestitionsprogramm, zur Frage, wie Arbeitszeitverkürzung wieder populär werden kann oder zur Jugendpolitik der LINKEN. Die Programmdebatte der LINKEN ist ein Thema, die Frage, wie es die LINKE mit der Religion hält und die Mitgliederentwicklung von ver.di und IG Metall. Wer schon immer mal eine ordentliche Gramsci-Einführung machen wollte, kann dies auf der Sommerakademie ebenfalls tun.
Wir werden auch Kontroversen austragen zum Beipsiel zur Entwicklung in China oder zum Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus, natürlich in der für die Sommerakademie prägenden solidarischen Atmosphäre. Wir haben viele tolle Referentinnen und Referenten. Der Politikwissenschaftler Frank Deppe wird den Einführungsvortrag halten, Asbjörnb Wahl, Vorstandsmitglied der norwegischen Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes, wird die erfolgreiche Rekommunalisierung in Norwegen vorstellen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Täglich kommen neue Referentinnen und Referenten hinzu.
Aber es wird nicht nur diskutiert. Die Bildungsstätte liegt sehr schön in der Landschaft Senne, es wird Zeit für persönliche Gespräche und ein bisschen Feiern am Abend geben. Es gibt eine Kinderbetreuung und subventionierte Preise für Arbeitslose und Studierende.
Im Programm der Sommerakadamie findet sich auch ein Block »Das politische Feld«. Was soll dort diskutiert werden?
Neoliberalismus wird ja nicht nur durch Klassenauseinandersetzungen oder auf dem Feld der Kultur bekämpft, sondern auch in der direkten (Partei-)Politik, was wir unter dem thematischen Block Das politische Feld zusammenfassen. Wir werden uns dort auch mit dem Zustand anderer Parteien wie SPD, Grüne und CDU befassen. Mitglieder unser neuen Landtagsfraktionen werden ihre Erfahrungen schildern. Wir werden ein »Crossover« mit linken Mitgliedern von SPD und Grünen durchführen. Dort soll allerdings mehr über die Veränderung von Politik, also die Zurückdrängung des Neoliberalismus, diskutiert werden, als über Staatssekretärsposten in künftigen Koalitionen. Eine Veranstaltung mit Vertreterinnen und Vertretern der Strömungen in der LINKEN wird sich mit der Frage beschäftigten, wie unterschiedliche Auffassungen für DIE LINKE produktiv gemacht werden können.
Was kann man tun, um die Sommerakademie zu unterstützen?
Die wichtigste Unterstützung ist die Teilnahme, denn die Sommerakademie lebt von den Diskussionen der Teilnehmenden. Der Zuspruch ist schon sehr groß, wir haben jetzt schon mehr Anmeldungen als im vergangenen Jahr.
Darüber hinaus brauchen wir helfende Hände bei der Organisation der Sommerakademie, vor allem für die Kinderbetreuung. Wer finanziell etwas besser gestellt ist, könnte eine Patenschaft für ALG-II-Beziehende übernehmen. Denn wir meinen es ernst, wenn wir sagen: Am niedrigen Einkommen soll die Teilnahme nicht scheitern. Wer möchte, kann auch gerne Werbung für die Sommerakademie machen, Programme verteilen (erhältlich bei der entsprechenden SL-Landesgruppe) oder das elektronische Programm versenden.
(Die Fragen stellte Yaak Pabst){multithumb thumb_width=300 thumb_height=30}
Anmeldung bei:
{multithumb default}Mehr im Internet:
- Informationen / Programm der Sommerakademie (pdf, 277 KB)