Florian Butollo, Philipp Kufferath, Jan Schalauske: »40 Jahre 1968. Die Rolle des SDS. Eine Organisation in Bewegung«, VSA 2008, 64 Seiten, 4,60 Euro
Von Hans Krause
»Alle reden vom Wetter. Wir nicht.« Das Plakat des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) mit den Köpfen von Karl Marx, Friedrich Engels und Lenin ist eines der bekanntesten Symbole der westdeutschen 68er-Bewegung. Die Autoren stellen in ihrer Broschüre dar, welche Rolle der SDS für die Bewegung spielte und was Linke daraus lernen können. Sie sind Mitglieder des LINKE-nahen Studierendenverbandes, der ebenfalls SDS heißt: Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband. Der Text fasst die Geschichte des »alten« SDS von seiner Gründung 1946 als Studierendenverband der SPD bis zur marxistischen Organisation mit revolutionären Zielen 1968 zusammen.
Laut den Autoren entwickelte sich der SDS schon in den 50er Jahren nach links – vor allem durch Protestmobilisierungen an den Universitäten und auf der Straße. Weil der SPD-Vorstand jedoch auf eine Regierung mit der CDU orientierte, wurden die meist marxistischen SDS-Mitglieder zum Problem und deshalb 1961 ausgeschlossen. Seitdem konzentrierte sich der SDS auf außerparlamentarische Bewegungen, zum Beispiel gegen die Notstandsgesetze oder den US-Krieg in Vietnam.
Die Autoren messen dem Konzept »Aufklärung durch Aktion«, das Rudi Dutschke und andere ab 1965 im SDS verankerten, große Bedeutung bei, weil dadurch theoretische Diskussion und Aktivismus verbunden wurden. Seitdem gelang es der Organisation, sowohl bei Protesten als auch in Diskussionen eine wichtige Rolle zu spielen und dabei die Bewegung zu radikalisieren.
Doch die Broschüre beschreibt nicht nur die Stärken des SDS in der 68er Bewegung, sondern fragt auch nach den Ursachen seines letztendlichen Scheiterns. Hier zeigt der Text, dass der SDS außerhalb der Universitäten kaum Einfluss hatte.Als der Generalstreik in Frankreich im Mai 1968 deutlich machte, dass die Arbeiterklasse den Kapitalismus herausfordern kann, zerstritt sich der SDS über die Frage, welcher der richtige Weg zu einer anderen Gesellschaft sei. Vielen erschien der »Studentenbund« nicht mehr wichtig.
Zuletzt betonen die Autoren, dass der SDS trotz verschiedener Fehler in mancher Hinsicht ein Vorbild für heutige linke Studierendenpolitik sein kann. Denn einerseits wurde eine marxistische Analyse des Kapitalismus versucht und andererseits entwickelte der SDS Ansätze, wie eine sozialistische Organisation für das Überwinden dieses Systems kämpfen kann.
An die auf etwa 30 Seiten gut zusammengefasste Entwicklung des SDS, haben die Autoren einen fast ebenso langen »Anhang« gefügt. Dieser besteht aus mehreren Texten vom und über den SDS, etwa einer Resolution zur Notstandsgesetzgebung oder der Schlusserklärung des Vietnamkongresses 1968. Auch wenn die Dokumente teilweise die Politik des SDS verdeutlichen, sind sie jedoch recht willkürlich zusammengestellt und für weniger gut informierte Leser schwierig zu verstehen.
Insgesamt ist die Broschüre jedoch eine sehr gute Zusammenfassung der Arbeit des SDS und für jeden empfehlenswert, der sich ein neues 1968 wünscht.
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