Was schreiben die anderen? Regelmäßig gibt die marx21-Redaktion an dieser Stelle Hinweise auf lesenswerte Artikel aus anderen linken Publikationen
Die Debatte über mögliche Ausstiegsszenarien aus dem Euro ist in vollem Gange. Zwei Texte spielen diese Szenarien genauer durch und ziehen dabei unterschiedliche Schlüsse. Der Wirtschaftswissenschaftler Francisco Louca ist eine der führenden Personen des portugiesischen Linksblocks. Bereits im vergangenen Jahr hat er einen Artikel in der Zeitschrift »transform!« (Nr. 10/2012) veröffentlicht, in dem er die Komplexität eines portugiesischen Euro-Ausstiegs darlegt. Sein Resümee: Solange das Land nicht zu einem direkten kolonialen Protektorat wird, sollten die Menschen dort für alternative Lösungen kämpfen.
Zu einem anderen Fazit kommen der Keynesianer Heiner Flassbeck und der Marxist Costas Lapavitsas in einer neuen Studie, die sie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung erarbeitet haben. Sie ist auf Englisch erschienen und trägt den Titel »The systemic crisis of the euro – true causes and effective therapies«. In einer deutschsprachigen Kurzfassung heißt es: »Aus der politischen Diskussion die Möglichkeit eines Ausstiegs zu verdrängen, weil man Europa nicht infrage stellen will, wäre unverantwortliche Schönfärberei und würde am Ende nur den EuropagegnerInnen in die Hände spielen.« Interessant für Aktivistinnen und Aktivisten aus Deutschland ist die Untersuchung, weil die Autoren auch auf die Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft und deren starke Exportorientierung eingehen. Zudem legen sie dar, welche Klassenauseinandersetzungen möglicherweise anstehen.
Seit einigen Monaten findet in der Zeitschrift »Sozialismus« eine Debatte über Privatisierungen im Krankenhaussektor statt. In der aktuellen Ausgabe (Nr. 6/2013) stellt Nils Böhlke die Auswirkungen auf die Beschäftigten und die Patientinnen und Patienten dar. Dabei zeigt er auf, dass die Konkurrenz durch die privaten Klinikkonzerne sich ebenso negativ in den öffentlichen Krankenhäusern bemerkbar macht wie die wettbewerbsorientierte Politik der aktuellen Bundesregierung und ihrer Vorgängerinnen.
Zum Gruseln sind die Bilder eines nächtlichen Fackelmarsches von tausenden Faschisten durch Athen. Mittendrin: Die Nazipartei »Goldene Morgenröte«. Doch was genau macht diese Formation aus? Der griechische Journalist Dimitris Psarras skizziert in einem Interview mit der »SoZ – Sozialistische Zeitung« (Mai 2013) die Entwicklung der Partei. Er erklärt, wie sie gezielt Gewalt einsetzt, warum sie seit Beginn der Krise so rasant wächst und weshalb die griechische Linke die Gefahr immer noch verkennt.
Das Aus der »Financial Times Deutschland« war nur die Spitze des Eisberges. Insgesamt befindet sich die Wirtschaftspresse in Deutschland in einer tiefen Krise. Im Jahr 2000 kamen die verschiedene Zeitschriften und Zeitungen aus diesem Segment auf zusammen zweieinhalb Millionen Käufer. Diese Zahl ist mittlerweile auf eine Dreiviertelmillion zusammengeschrumpft. Uwe Polkaehn ist Vorsitzender des DGB Nord. In einem Interview mit der medienpolitischen Zeitschrift »M – Menschen – Machen – Medien« der Gewerkschaft ver.di sieht er vor allem die Themenauswahl dafür verantwortlich. Denn »Wirtschaft« umfasse nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Arbeitnehmer. Doch deren Belange kämen ebenso zu kurz wie der Verbraucherschutz. Er verlangt: »Die Berichterstattung sollte endlich von dem Kopf auf die Füße gestellt werden.«
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