Nach Spartakus wurden Zeitungen und Organisationen benannt. Stanley Kubrick verfilmte sein Leben. Erstmals wurde jetzt auch der Roman des schottischen Kommunisten Lewis Grassic Gibbon auf Deutsch übersetzt. Von Einde O‘Callaghan
Für Marx war Spartakus ein »wahrer Vertreter des römischen Proletariats« und »der famoseste Kerl, den die ganze Antike aufzuweisen hat«. Dieser Ruf in der Arbeiterbewegung war auch der Hintergrund dafür, dass Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring und andere ihre illegale im Untergrund erschienene revolutionäre Antikriegszeitung »Spartakusbriefe« und die von ihnen mitgegründete Organisation »Spartakusbund« nannten.
Sklavenmassen schlossen sich Spartakus an
Von Spartakus selbst ist wenig bekannt. Es wird vermutet, dass er als Kriegsgefangener aus Thrakien, etwa dem heutigen Bulgarien, geholt wurde und dann als Gladiator ausgebildet wurde, um in den römischen Kampfspielen zu kämpfen, wobei die Kämpfenden um ihr Leben für das Vergnügen der Bevölkerung Roms kämpfen mussten. Was wir über Spartakus wissen, stammt hauptsächlich vom antiken griechischen Autor Appian, der natürlich aus Sicht der römischen Herrscher schrieb.
Trotzdem wissen wir, dass Spartakus einen Aufstand in der Gladiatorenschule anführte und sich Massen von Sklaven seiner ursprünglich kleinen Bande anschlossen, bis sie ein riesiges Sklavenheer bildeten. Dank der strategisch klugen Führung von Spartakus konnten sie mehrere kampferfahrene römische Legionen schlagen. Bis schließlich Rom selbst verteidigungslos vor ihnen lag.
Statt die Stadt zu erobern, wandte sich Spartakus nach Norden, als ob er seine Gefolgsleute aus Italien führen wollte. Dann kehrte er aber in den Süden Italiens zurück, wo nach dem Verrat durch Piraten, die die aufständischen Sklaven aus Italien nach Sizilien bringen sollten, endlich die Römer mit frischen aus anderen Teilen des römischen Reichs zurückgeholten Truppen Spartakus’ Armee niederschlugen, wobei Spartakus selbst in der Schlacht fiel. Danach wurden 6.000 Rebellen von den römischen Siegern entlang der Via Appia von Rom nach Capua gekreuzigt.
Jenseits von Romantisierung
Die Figur Spartakus ist vielleicht einigen aus der Fernsehserie gleichen Namens bekannt, die vor einigen Jahren auf RTL Crime für drei Staffeln ausgestrahlt wurde. Oder aus dem gleichnamigen Roman vom amerikanischen Linken Howard Fast bzw. aus dessen Verfilmung von 1960 durch Stanley Kubrick mit Kirk Douglas in der Titelrolle. Aber ein weiterer Roman zu diesem Thema vom schottischen Kommunisten James Leslie Mitchell, der unter dem Pseudonym Lewis Grassic Gibbon schrieb, dürfte den wenigsten geläufig sein. Das Buch erschien erstmals im Jahr 1933 und ist nun in der deutschen Übersetzung von Rosemarie Nünning veröffentlicht worden.
Während die Darstellung von Fast etwas romantisiert ist, ist Mitchell/Gibbon eher den historischen Begebenheiten treu. So werden die Aufständischen nicht als moderne Menschen dargestellt, die aus dem 20. bzw. 21. Jahrhundert zurück in die römische Antike zurückversetzt werden. Die verschiedenen Charaktere sind Menschen ihrer Zeit mit den dazugehörigen Stärken und Schwächen. Die Hauptfiguren – Kleon der Grieche, Brennus der Gallier, Titul aus Iberien, Gerschom der Jude, Gannicus der Germane und viele andere mehr – werden als wirkliche Menschen mit den Vorstellungen und Vorurteilen ihrer Zeit dargestellt.
Auch die Brutalität der Gesellschaft wird schonungslos gezeigt: Ganz am Anfang des Buches zum Beispiel, als Petronia, die die Sklaven gefangen hatte und dann wieder befreite, zu ihrem Mann Petronius, einem römischen Patrizier, zurückkehrt, tötet er sie, weil sie entehrt wurde. Und auch die Sklaven sind keineswegs zimperlicher. Aber zwei Figuren überragen alle Anderen – Spartakus selbst, der etwa die gesamte Kriegsbeute gleich unter allen verteilen lässt, und seine Gefährtin Elpinike – als mögliche Vorbotin der Zukunft.
Obwohl das Ende schon von Anfang an bekannt ist, ist das Buch äußerst spannend, da der Autor sehr glaubwürdig die Motivation und die Haltung der verschiedenen Akteure darzustellen vermag.
Das Buch:
Lewis Grassic Gibbon: Spartakus
Laika Verlag
Hamburg 2017
256 Seiten
18,50 €
Schlagwörter: Bücher, Kultur, Luxemburg, Marx, Spartakisten