In seinem neuen Kriminalroman »Kongo Blues« führt der Autor Jonathan Robijn die Lesenden zu den verdrängten Verbrechen des belgischen Kolonialismus. Von Yaak Pabst
Der Kriminalroman »Kongo Blues« des Autors Jonathan Robijn erzählt auf einfühlsame Weise vom Rassismus der belgischen Kolonialherrschaft. Der Autor geht besonders einem Verbrechen der Kolonialherrscher auf den Grund: Dem Schicksal der Kinder weißer Kolonialisten mit schwarzen Frauen.
Waisenhäuser im Kongo
Diese Kinder wurden während der belgischen Kolonialherrschaft systematisch ihren Müttern weggenommen und in katholische Waisenhäuser verbracht. Kurz vor der Unabhängigkeit des Kongo 1960 wurden diese Kinder nach Belgien »evakuiert« und zur Adoption vermittelt. Ihre Familien sahen sie nie wieder – genau wie Morgan, einer der Hauptfiguren des Romans.
»Kongo Blues« startet leise
Morgan ist Mitte dreißig und Jazzpianist. An seine Kindheit im Kongo kann er sich kaum erinnern. Als er am ersten Tag des Jahres 1988 von einem Silvesterkonzert nach Hause kommt, findet er eine junge Frau schlafend in der Nähe seines Hauses liegen. Damit sie nicht erfriert, trägt er sie in seine Wohnung. Dabei fällt ein Umschlag mit einer Million Francs aus ihrer Tasche. Morgan beginnt, Erkundigungen über sie einzuholen. Der Krimi startet ganz leise.
Trotz der Brutalität der Geschehnisse: Ein fesselndes Lesevergnügen!
Der Autor, 1970 in Gent geboren, ist ein facettenreicher Erzähler. Der studierte Soziologe arbeitete bei Ärzte ohne Grenzen. Diese Erfahrungen machen sich im Roman bemerkbar. Und er hat, wie im Roman unschwer zu erkennen ist, eine Vorliebe für Jazz. Die sanften Töne seiner Sprache machen Kongo Blues, trotz der Brutalität der Geschehnisse, zu einem fesselnden Lesevergnügen.
Das Buch
Kongo Blues
Jonathan Robijn
Edition Nautilus
176 Seiten
16,90 Euro
2019
Schlagwörter: Bücher, Kolonialismus, Kultur, Rezension