»Ich halte es grade für eine der wichtigsten Aufgaben der Frauen in dieser Zeit, in der Arbeiterklasse das Bewusstsein der internationalen Solidarität lebendig zu halten und zu stärken.« Das schrieb Clara Zetkin am 2. September 1914 an Alexandra Kollontai. Ein neuer Band mit Zetkins Korrespondenz zeigt, wie sie und ihre Mitstreitenden versuchten, trotz Zensur, Krieg und Inhaftierungen ihr internationales Netzwerk aufrecht zu erhalten und die Opposition gegen den Krieg mit aufzubauen. Katrin Schierbach hat den Band besprochen.
Viele von Clara Zetkins Briefen machen deutlich, wie sie es in all den Jahren mit nur noch sehr wenigen Genossinnen und trotz Zensur schaffte, alle 14 Tage die »Gleichheit« – die Zeitschrift der proletarischen Frauenbewegung – herauszugeben. Als Sekretärin der Sozialistischen Fraueninternationale organisierte Clara Zetkin die erste internationale Konferenz der Sozialistinnen in Bern im Jahr 1915. Der relativ unbekannte Aufruf gegen den Krieg »An die Genossinnen aller Länder« ist erfreulicherweise ebenfalls in den »Kriegsbriefen« abgedruckt. Noch vor der Zusammenkunft der Sozialisten in Zimmerwald einige Monate später gelang es Zetkin, Frauen gegen den Krieg aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Russland, Holland, Italien und der Schweiz zusammenzubringen.
Dieses Buch ist für alle lohnend, die Genaueres aus dem Alltag Zetkins und über den Aufbau des Widerstands von Frauen gegen den Krieg lesen wollen. Es warten noch mehrere hundert weitere Briefe, die Marga Voigt in zwei folgenden Bänden veröffentlichen will. Sie sind Ausgangspunkt, mehr Licht auf den Widerstand gegen den Krieg auch gerade der proletarischen Frauenbewegung zu werfen. Der Band gewährt neue Einblicke in die sozialistische Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg.
Das Buch
Clara Zetkin: Die Kriegsbriefe. Band 1
Karl Dietz Verlag
Berlin 2016
49,90 Euro
559 Seiten
Schlagwörter: Clara Zetkin, Erster Weltkrieg, Frauenbewegung