Die Lokführergewerkschaft (GDL) ist kampfbereit. Die Linke sollte an ihrer Seite stehen – ohne Vorbedingungen. Ein Kommentar von Yaak Pabst
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer ruft zu Streiks auf – und niemand unterstützt sie. Selbst einige Linke verweigern den Streikenden die Solidarität, weil ihnen der Vorsitzende Weselsky nicht passt oder sie andere Kritikpunkte an der GDL haben. Das ist falsch. Solidarität kennt keine Vorbedingungen.
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GDL: Einheit ist kein Selbstzweck
Immer, wenn die Lokführergewerkschaft kämpft, wird sie angegriffen. Leider auch aus den Reihen von Linken und Gewerkschafter:innen. Der Vorwurf: Die GDL untergrabe die Einheit der Beschäftigten, weil sie eine Konkurrenzgewerkschaft zum DGB sei, die nur die »ständischen Interessen« der Lokführer:innen vertrete. Doch Einheit ist kein Selbstzweck, sondern soll die Zersplitterung und Konkurrenz der Arbeiter:innen untereinander aufheben. Einheit in der Untätigkeit und in der Kapitulation nutzt nur den Bossen und demoralisiert die Kolleg:innen.
Klare Kante gegen Rechts?
2021 spielt aber noch ein anderes Argument eine Rolle. Gewerkschafts-Chef Weselsky lehnt einen Unvereinbarkeitsbeschluss für AfD-Mitglieder ab. Dass sich Weselsky weigert, klare Kante gegen Rechts zu zeigen, wird jetzt benutzt, um die Solidarität gegenüber der Lokführergewerkschaft infrage zu stellen. Ja, Weselskys Haltung zur AfD ist falsch. Aber es ist genauso falsch, deswegen alle GDLer unter Generalverdacht als AfD-nah darzustellen oder ihnen gar die Solidarität zu verweigern.
Die GDL kämpft für uns alle
Zeigen sich Linke nicht solidarisch, überlassen sie der AfD das Feld. Kritik, dass die GDL-Führung keinen Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber der AfD anstrebt, ist sowieso glaubwürdiger, wenn klar ist, auf welcher Seite die Linke im Konflikt steht: auf der Seite der Lokführer:innen gegen die DB-Bosse. Die GDL kämpft für uns alle. Eine Niederlage der Lokführer:innen wäre eine Niederlage für alle Lohnabhängigen.
Schlagwörter: GDL, Inland