Das neue marx21-Magazin mit dem Titel »Was kann der grüne Kapitalismus?« erscheint am 28. Juli 2021. Du kannst diese Ausgabe als Einzelheft jetzt vorbestellen oder bis Montag den 19. Juli ein Abo abschließen. Du bekommst die Ausgabe dann druckfrisch nach Hause geschickt.
Liebe Leser:innen,
die Union verspricht es, die SPD auch, ebenso die FDP, und die Grünen sowieso: »nachhaltiges Wachstum« – klimaneutral, versteht sich. »Nachhaltiges Wachstum heißt, den wirtschaftlichen Fortschritt vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln«, erklären CDU/CSU in ihrem Wahlprogramm. Die Grünen nennen es Wachstum »im Einklang mit den planetaren Grenzen«.
Längst erklärt nicht nur die Politik den Klimaschutz zu ihrem Kernanliegen. Auch die Wirtschaft will ihr Geschäftsmodell mit der Rettung des Planeten in Einklang bringen. Plötzlich sind alle Klimaretter. Der Stahlkonzern ThyssenKrupp verspricht CO2-Neutralität bis 2050. Der Energieriese Eon will dieses Ziel bereits 2040 erreichen, der Autokonzern Daimler noch ein Jahr früher. Glaubt man den Verlautbarungen aus der Industrie, steht der ökologischen Wende nichts mehr im Weg. Volle Fahrt voraus in die schöne neue Welt des grünen Kapitalismus!
Aber irgendwie scheint es doch nicht ganz so rund zu laufen – der Dampfer hat noch immer Schweröl im Tank und bläst seine Abgase weiter ungefiltert in die Atmosphäre.
Tatsächlich steigen die globalen CO2-Emissionen immer weiter an. Nach dem pandemiebedingten Einbruch 2020 geht es wieder steil nach oben. Der fossile Kapitalismus scheint alles andere als am Ende. Aber vielleicht stehen wir ja auch erst ganz am Anfang des dringend nötigen Wandels.
Im Titelthema dieser Ausgabe gehen wir der Frage nach, was er tatsächlich kann, der grüne Kapitalismus. Ist grünes Wachstum möglich? Kann ein »Green New Deal« Klima und Kapitalismus versöhnen? Taugt der Markt als Steuerungsinstrument, etwa durch eine CO2-Steuer? Und wie geht es weiter für die Klimabewegung? Braucht sie mehr Militanz oder mehr Masse? Welche Rolle spielen die Gewerkschaften? Ab Seite 19 geben wir Antworten.
Den zweiten Schwerpunkt dieser Ausgabe widmen wir der wahrscheinlich kontroversesten Frage innerhalb der deutschen Linken: Als die israelische Armee im Mai wieder Gaza bombardierte, gingen weltweit Hunderttausende in Solidarität mit den Palästinenser:innen auf die Straße. Auch in hierzulande gab es große Demos. Aber von der deutschen Linken fehlte fast jede Spur. Allgegenwärtig hingegen ein Vorwurf: Antisemitismus. Doch was ist dran an der Kritik und wie sollten Kritiker:innen der israelischen Besatzungspolitik damit umgehen? Dem gehen wir ab Seite 56 nach.
Aufmerksamen Leser:innen wird nicht entgangen sein, dass wir unsere gendergerechte Schreibweise angepasst haben. Geschlechtergerechtigkeit bedeutet für uns schon immer, dass Frauen und LGBTIQ+ auch sprachlich als eigenständig handelnde und gleichberechtigte Personen sichtbar sind. Dabei bleibt es auch. Aber statt bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen immer die weibliche und die männliche Form zu benutzen, verwenden wir jetzt auch den Gender-Doppelpunkt. Damit hoffen wir, ohne der Leserlichkeit zu schaden, auch nichtbinäre, diversgeschlechtliche Personen besser sichtbar zu machen und gleichzeitig AfDler:innen, sonstige Rechte und die Gesellschaft für deutsche Sprache zu ärgern.
Good news zum Schluss: Seit dieser Ausgabe verstärken Abu Nidal und Simo Dorn unser Redaktionsteam. Während Abu vor allem am Schwerpunkt zu Palästina mitgearbeitet hat, verdanken wir Simo gleich mehrere Buch- und Musikrezensionen. Seinen Artikel zu den Strategievorschlägen von Noam Chomsky und Andreas Malm für die Klimabewegung findest du ab Seite 46.
Viel Spaß beim Lesen!
Eure Redaktion
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Inhaltsverzeichnis marx21-Magazin Nummer 66
Titelthema: »Was kann der grüne Kapitalismus?«
Grüner wird’s nicht! Das Märchen vom grünen Wachstum
Ohne Kampf, kein Klimaschutz Warum die Gewerkschaften in die Offensive müssen
Mythos CO2-Steuer Der Markt als Steuerungsinstrument?
(Ohn)macht an der Kasse Kritik der Konsumkritik
Infografik So retten wir das Klima
Dürre, Giftmüll und Oliven Umweltaktivismus in Nordafrika
Green New Deal Ökonomisch widersinnig, ökologisch ungenügend
Pipelines in die Luft jagen? Das Ringen um die richtige Strategie
Sand im Getriebe Massenprotest gegen die Automesse in München
Schwerpunkt: »Widerstand in Palästina«
Mehr Corbyn, weniger Bartsch! Die Linke und der Kampf der Palästinenser:innen
»Die alltägliche Gewalt wird verdeckt« Interview mit Hadeel Shatara
Terror und Ohnmacht Eine kurze Geschichte der Hamas
Israelkritik = Judenhass? Warum die Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus falsch ist
Inland
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