Mehr denn je braucht es Austauschräume für betriebliche Kerne und aktive Kolleg:innen an der Basis. Am 1. und 2. Oktober geht »Organisieren, Kämpfen, Gewinnen« mit ihrer Herbstkonferenz in die dritte Runde. Wir sprachen mit Michael Heldt, warum er die Konferenz mitorganisiert
Worum gehts auf der Konfernz?
Wir merken an der veränderten Zusammensetzung der sozialen Bewegungen und Protestbewegungen: betriebliche Kerne spielen heute, anders als noch bei den Protesten gegen die Agenda 2010, in der Regel eine randständige Rolle. Das birgt ein großes Problem für die Durchsetzung von Klasseninteressen, das auch nicht durch formelle Einbeziehung der DGB-Gewerkschaften in Aufrufen, als Unterzeichner:innen, ohne direkten betrieblichen Bezug, geheilt werden kann. Wir sehen mit großer Freude, dass es in einigen Bereichen Fortschritte gibt: in Krankenhäusern, im Care-Bereich, an den Unis tut sich was. Aber wir sind der festen Überzeugung, dass wir unsere Bemühungen die Arbeiter:innenbewegung wieder in eine echte Bewegung zu transformieren mit allen Kräften bestärken müssen. Es bleibt dabei: Die Basis stärken, ist nicht zufällig das Motto der Konferenz und der rote Faden unserer Arbeit – hier besteht die größte Schwäche in den heutigen Bewegungen.
Betriebliche Aktive im Zentrum
Wen erwartet ihr?
Auch in der Vorbereitung der dritten Konferenz haben wir uns darauf geeinigt, dass betrieblich Aktive diejenigen sein sollen, denen wir den roten Teppich auslegen wollen. Das heißt nicht, dass wir kämpferische Sekretär:innen, Wissenschaftler:innen, die sich der Arbeiter:innenbewegung zuwenden und in ihrem Sinne forschen, gering schätzen. Aber: wir merken wie unglaublich schwer es ist, dass tatsächlich Arbeiter:innen für sich sprechen, ihre Erfahrungen austauschen – ungefiltert durch die Sicht von Gewerkschaftsgliederungen und politischer Zugehörigkeit.
Was ist das Programm?
Dieser Gedanke zieht sich durch das Programm. Es gibt Workshops von den ersten Schritten im Betrieb, über die größeren Kämpfe bis hin zu den gemeinsamen gesellschaftlichen Fragen wie dem Umgang mit der Preissteigerung – aber auch hier wieder ausgehend von der betrieblichen Situation.
Was können Aktive tun, um die Konferenz zu unterstützen?
Am wichtigsten natürlich: kommen, sich einbringen und weitersagen. Wir glauben die Konferenz ist für alle interessant, die entweder schon in ihrem Betrieb organisieren, das vorhaben, oder Arbeiter:innen erleichtern wollen diesen Weg zu gehen. Auch wenn wir z.B. Redelisten quotieren, im Betrieb Aktive vorziehen werden, hat sich gezeigt, dass auch Freund:innen der Bewegung aus den Erfahrungen der Kolleg:innen für ihre eigene politische Praxis zehren können.
Aufbau von betrieblichen Kernen zentral
Warum jetzt?
Betriebliche Kerne, Vertrauensleute und Betriebsräte werden seit der Pandemie überflutet mit neuen betrieblichen Veränderungen und Zuspitzungen. Erst hat die Digitalisierung uns dazu gezwungen neue Wege zu finden uns mit unseren Kolleg:innen zu verbinden. Das gelang an manchen Punkten und wir haben viel gelernt, aber meistens waren es Steine auf dem Weg, es gibt nur wenige Beispiele, in der dies in der BRD für eine offensive Politik genutzt werden konnte. Für die meisten Betrieblichen wird die doppelte Aufgabenstellung zur Zerreisprobe – Bearbeitung betrieblicher Themen, Angriffe und Veränderungen auf der einen Seite und Herstellung des Zusammenhangs zur gesellschaftlichen Entwicklung und Eskalation auf der anderen.
Welche Perspektive habt ihr?
Auch wenn die Entwicklungen sich überschlagen, bleibt der Fokus auf den Aufbau von betrieblichen Kernen zentral notwendig. Dass wir in eine akute Krise der täglichen Lebensgrundlagen schlittern, schafft neue Probleme für die betriebliche Organisierung, aber auch neue Chancen. Diese Chancen sind es die wir bestärken und mit allen Kräften aufgreifen und nutzen werden.
Vielen Dank für das Gespräch, Michael!
Bild: Jonas Priester / flickr.com
Schlagwörter: Gewerkschaften, Widerstand