Von Anfang an hat er das Projekt marx21 solidarisch begleitet. Nun ist Arno Klönne im Alter von 84 Jahren gestorben.
Er sorgte immer für eine gewisse Hektik in der Redaktion, aber das war nicht seine Schuld. Meist lag es an dem zuständigen Redakteur, der den Artikel zu spät angefragt hatte. Denn Arno Klönne lieferte seine Texte schnell – und dann auch noch nahezu druckreif. Wäre da nur nicht die Technik gewesen: Arno schrieb nämlich noch mit Schreibmaschine und verschickte die Artikel dann per Fax. So musste oft kurz vor Redaktionsschluss noch jemand zum Abtippen gefunden werden.
Doch auch unser ältester Autor veränderte noch seine Gewohnheiten: Vor einigen Jahren schuf er sich – zu unser aller Erleichterung – einen Computer samt E-Mail-Adresse an. Nun waren wir also auch technisch auf einer Linie. Inhaltlich galt das ohnehin schon lange. Denn Arno Klönne hat das Projekt marx21 von Anfang an wohlwollend unterstützt und publizistisch begleitet.
Veteran der deutschen Linken
Als er im September 2007 in Heft Nr. 2 seine erste Kolumne für uns schrieb, kündigten wir an: »Arno Klönne wird in Zukunft regelmäßig für marx21 Sternstunden und Niederlagen der Arbeiterbewegung beleuchten.« Das machte uns ein bisschen stolz. Denn wir hatten nicht nur einen renommierten Soziologieprofessor, Abendroth-Schüler und Autor einer vielbeachteten Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung für unsere Zeitschrift gewonnen, sondern einen Veteran der deutschen Linken: Arno war schon politisch aktiv, als die meisten Redaktionsmitglieder noch nicht einmal geboren waren. Im Jahr 1960 verließ er zum ersten Mal die SPD, um gegen Herbert Wehners positive Haltung zur Nato zu protestieren. Etwa zu dieser Zeit wurde er auch einer der Sprecher der Ostermarschbewegung. Später zählte er zu den Mitbegründern der Zeitschrift »Ossietzky«.
Seine Beiträge, insbesondere zu den historischen Erfahrungen der Arbeiterbewegung, zählten immer zu den herausragenden Artikeln in unserer Zeitschrift und auf unserer Website. In der aktuellen Ausgabe von marx21 findet sich noch einmal ein Beitrag von Arno: »Die Sehnsucht nach Einheit«. Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes beschreibt er darin eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Nach dem Ende der Nazidiktatur versuchten die Organisationen der Arbeiterbewegung einen demokratischen Neuanfang in Ost und West. Doch der war nicht gewollt.
Am 4. Juni ist Arno Klönne im Alter von 84 Jahren gestorben. Die Nachricht von seinem Tod hat uns tief erschüttert und traurig gemacht. Die marx21-Redaktion verliert einen langjährigen Autor und solidarischen Mitstreiter. Er wird uns fehlen.
Einen ausführlichen Nachruf auf Arno Klönne werden wir in der kommenden Ausgabe von marx21 veröffentlichen.
Aus den zahlreichen Artikeln, die Arno Klönne für uns geschrieben hat, möchten wir drei besonders empfehlen:
Die Sehnsucht nach Einheit: Es war eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs: Nach Kriegsende versuchten die Organisationen der Arbeiterbewegung einen demokratischen Neuanfang in Ost und West. Doch der war nicht gewollt (Heft Nr. 40, 2015)
Das Drama an der Ruhr: Vor 25 Jahren begannen Stahlarbeiter in Rheinhausen, gegen die Schließung ihres Stahlwerks zu kämpfen. Arno Klönne blickt zurück auf den kreativen Widerstand der Arbeiterbewegung
1929 – Ein schöpferischer Crash? Finanz- und Wirtschaftkrisen gehören zur Geschichte des Kapitalismus. Sie erzeugen Verlierer und Gewinner, verteilen Märkte und Profite neu – und geben die Gelegenheit, die gesellschaftspolitischen Kräfteverhältnisse zu verändern. Nur zu wessen Gunsten, fragt Arno Klönne (Heft 12, 2009)
Außerdem sind von Arno Klönne in marx21 und auf marx21.de erschienen:
marx21, Heft Nr. 36 (2014)
Arno Klönne im Interview über den Ersten Weltkrieg
marx21, Heft Nr. 22 (2011)
EGB – Zeit zum Erwachen: Massenproteste in Spanien und Griechenland, rebellierende Jugendliche in Großbritannien – auf dem ganzen Kontinent geht es rund. Nur der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) befindet sich im Tiefschlaf
marx21, Heft Nr. 21 (2011)
Politischer Sauberkeitswahn: Parteiausschlüsse, Unvereinbarkeitsbeschlüsse und innerparteiliche »Säuberungen« gehören zum traurigen Erbe linker Parteien. Genutzt haben sie höchstens ihren Gegnern
marx21, Heft Nr. 20 (2011)
Weltgeist Stalin: In der Kommunismus-Debatte melden sich Theoretiker zu Wort, die der sowjetischen Politik »historische Notwendigkeit« bescheinigen. Das grenzt an Geschichtsblindheit
marx21, Heft Nr. 16 (2010)
Ein Auslaufmodell?
marx21, Heft Nr. 15 (2010)
8. Mai 1945: Befreit, aber nicht frei
marx21, Heft Nr. 14 (2010)
Die Distanz überwinden
marx21, Heft Nr. 13 (2009)
SPD – Mythos Godesberg
marx21 Heft Nr. 11 (2009)
Kurras: Von der Enthüllung zur Geschichtsfälschung
marx21 Heft Nr. 9 (2009)
Operation Wehrerziehung
marx21 Heft Nr. 8 (2008)
Teamgeist
marx21 Heft Nr. 4 (2008)
1918 – »Frieden, Brot, Freiheit«
marx21 Heft Nr. 3 (2007)
RAF: Die Terror-Legende
marx21 Heft Nr. 2 (2007)
Stieglers Spalter
marx21 Online / Serie: Klönnes Klassenbuch
Vergebliches Warten auf die SPD
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Schlagwörter: Arno Klönne, Inland, marx21, Nachruf, SPD