Schon Karl Marx sah den Zusammenhang zwischen der Ausbeutung der Menschen und der Zerstörung der Natur. In seinem neuen Buch verfolgt John Bellamy Foster diesen Gedanken weiter und sieht nur eine Möglichkeit zur Rettung des Planeten. Von Peter Oehler
John Bellamy Foster bezeichnet sich selbst als ökologischen Sozialisten, ist Professor für Soziologie und Chefredakteur der unabhängigen sozialistischen Zeitschrift »Monthly Review« in den USA. Drei seiner zahlreichen Bücher sind mittlerweile im Laika Verlag auf Deutsch erschienen: »Der ökologische Bruch« (zusammen mit Brett Clark und Richard York, 2011), »Was jeder Umweltschützer über den Kapitalismus wissen muss« (zusammen mit Fred Magdoff, 2012) und nun »Die ökologische Revolution«.
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Zusammenstellung von 14 Artikeln, die zuvor in der »Monthly Review« erschienen sind. Es gliedert sich in drei Teile.
Der erste Teil, »Die planetarische Krise«, liefert eine Bestandsaufnahme. Der Autor konstatiert, dass »sich die sprichwörtliche ›kreative Zerstörung‹ des Kapitalismus in eine zerstörerische Kreativität verwandelt hat, die sowohl die Menschheit als auch jedes andere Leben in Gefahr bringt.«
Bellamy Foster kritisiert die »grüne« Revolution
Zur Lösung dieses Problems wird häufig eine »grüne« industrielle Revolution gefordert, »die versucht, die Grundlage für eine nachhaltige kapitalistische Entwicklung fast vollständig durch technologische Mittel wie effizientere Energiesysteme zu schaffen«, was selbst viele Umweltschützer für ausreichend halten. Doch dies, kritisiert Foster, würde die Tretmühle kapitalistischer Produktion nicht antasten. Er hingegen tritt für eine ökologische Revolution ein, die den Einsatz für Nachhaltigkeit mit dem für Gleichheit und Gemeinschaftlichkeit verbindet. Dabei zeigt er auf, dass sich ökologische und soziale Aspekte gegenseitig bedingen und eine Lösung nur in der Überwindung der kapitalistischen Produktion und der Abschaffung von Privateigentum an der Natur liegen kann.
Der zweite Teil, »Die Marxsche Ökologie«, stellt Marx‘ Überlegungen zur Stoffwechselbeziehung zwischen Mensch und Erde dar. Diese Beziehung habe einen irreparablen Bruch durch die kapitalistisch organisierte Landwirtschaft erfahren. Dies habe nicht nur den Menschen von seiner Umwelt entfremdet, sondern dazu geführt, dass gleichermaßen die Böden ausgelaugt und die Städte verschmutzt werden. Hauptprinzip einer vernünftigen Landwirtschaft war für Marx dagegen das »Gesetz der Rückgabe«: Es besagt, dass alle organischen Abfälle wieder zurück auf die Felder müssen.
Marx nahm die Idee der »nachhaltigen Entwicklung« vorweg
Marx war also nicht nur ein Kritiker der Großindustrie, sondern auch der Großlandwirtschaft, beide darin vereint, »den Boden und den Arbeiter auszulaugen«. Damit nahm er die Idee der »nachhaltigen Entwicklung« voraus, wie sie von den Vereinten Nationen 1987 definiert wurde. Ebenso erkannte er bereits die Probleme, die im Rahmen der Globalisierung immer drängender werden: den ökologischen Imperialismus, also die Ausplünderung der Peripherie zum Nutzen des Zentrums, und den »Fluch der Ressourcen«, der gerade Länder, die reich an natürlichen Ressourcen sind, durch deren Förderung oft in Armut, Korruption und Bürgerkriege absinken lässt.
Der dritte Teil, »Ökologie und Revolution«, zeigt Zukunftsperspektiven auf. Zur Lösung der ökologischen Krisen plädiert er für einen »großen Übergang« zum Sozialismus. Darunter versteht er nicht nur ein verändertes Wirtschaften, sondern die Demokratisierung der Gesellschaft von unten. Hierbei spricht er den Gesellschaften an der Peripherie eine Vorreiterrolle zu – denn, wie die Arbeiter in dem bekannten Zitat von Marx, seien sie nun jene, die nichts mehr zu verlieren haben.
Als Einstieg in die Frage nach dem Zusammenhang von ökologischen Krisen und Kapitalismus, sowie der Überwindung von beidem, würde ich jedes von Fosters Werken wärmstens empfehlen.
Foto: nattu
Schlagwörter: Bücher, Grüner Kapitalismus, Kapitalismus, Klima, Kultur, Nachhaltigkeit, Ökologie, Umwelt