Der offen schwule brasilianische Kongressabgeordnete Jean Wyllys hat seit der Wahl Bolsonaros zum Präsidenten immer mehr Todesdrohungen erhalten. Ende Januar hat er das Land verlassen und sein Mandat niedergelegt. marx21 dokumentiert eine Solidaritätserklärung von Organisationen und Einzelpersonen aus der ganzen Welt
Mit großer Trauer haben wir von Jean Wyllys‘ Entscheidung gehört, Brasilien zu verlassen und sein Abgeordnetenmandat im Parlament abzugeben. Angesichts der Tatsache, dass der brasilianische Staat dabei versagt, Wyllys‘ Sicherheit zu garantieren und ihn zu schützen, ist dieser radikale Schritt das Ergebnis vieler Drohungen gegen ihn und einer Kultur der Gewalt, das die Leben brasilianischer LGBTIs verachtet.
Brasilien ist das Land mit den meisten LGBTI-Toten durch Hate Crimes (Hassverbrechen), der verbreiteten Verfolgung von Farbigen, von Femiziden und der rekordverdächtigen Anzahl von Morden von Cis- und Transfrauen. In den ersten Tagen des Jahres 2019 haben wir den Tod von Quelly da Silva beklagt, einer Transvestitin, die mit großer Grausamkeit ermordet wurde. Steine wurden auf einen Teenager geworfen, auch ein Transvestit, die dabei acht Zähne verlor. Eine lesbische Frau wurde ermordet and ihr Körper an ihrem Arbeitsplatz vergewaltigt. Es gibt noch immer keine Gerechtigkeit für Mariella Franco. Die Situation ist erschreckend.
Jean Wyllys in Gefahr
Unser Land ist auch das Land, im welchem Menschenrechtsverteidiger am meisten verfolgt werden. Die Entscheidung von Jean Wyllys, sein Leben zu schützen, ist verständlich und hat unsere volle Solidarität. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Demokratie in Brasilien in Gefahr ist und die Gewalt völlig inakzeptable Formen angenommen hat.
Wir verurteilen die Haltung der Vertreter der Justiz, des Gesetzgebers und der Staatsführung, die die Dramatik der Lage von Jean Wyllys klein reden. Mit ihren Witzen signalisieren sie denjenigen, die diese Verbrechen begehen, einen Freifahrtschein. Ein solche Haltung verschlimmert die Verfolgung von LGBTI-Menschen, von Frauen, Farbigen und Menschenrechtsverteidigern.
Wir stehen an der Seite von Jean Wyllys und wollen, dass sein Leben geschützt wird.
Die Demokratie in Brasilien steht auf dem Spiel. Es ist entscheidend, dass wir an der Seite derjenigen stehen die Widerstand leisten und Menschenrechte verteidigen.
(Übersetzung: Franziska Wöckel)
Solidaritätserklärung mit Jean Wyllys (und Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer)
Schlagwörter: Bolsonaro, Brasilien, Homophobie, Solidarität, Transphobie