In dem Buch »Die Gesellschaft der Wearables« von Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski geht es um die »smarten« Mini-Computer, die Menschen am Körper tragen und die seit einigen Jahren hohe Absatzzahlen generieren. Im Zuge der Einführung der Corona-App ein brandaktuelles Thema, findet Yaak Pabst
Wer ein »Wearable« am Handgelenk trägt, kann seine täglich gelaufenen Schritte, die Herzfrequenz, den Kalorienverbrauch und vieles mehr messen. Die Geräte und Apps werden mit dem Versprechen der Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Freiheit verkauft. Doch hinter der glänzenden Werbefassade, steckt die häßliche Fratze von Big Brother. Oder besser gesagt von GAFAM – die Big Five der US-amerikanischen Technologie-Unternehmen Google (Alphabet), Amazon, Facebook, Apple und Microsoft.
Wearables: Produkte der sozialen Kontrolle
In sechs Kapiteln und auf knapp 120 Seiten gehen die Autorin und der Autor dieser widersprüchlichen Dynamik nach und zeigen, wie der Drang der Silicon-Valley-Konzerne nach neuen Absatzmärkten neue Produkte der sozialen Kontrolle hervorbringt und dabei nicht nur den Einzelnen erfassen, sondern das Potenzial haben, ganze Gesellschaften zu überwachen. In ihrer Schilderung kommt der kapitalistische Staat als Akteur in diesem Prozess sowie die Entwicklungen in Deutschland und Europa (die nicht weniger gefährlich sind) zu kurz.
Trotzdem ein sehr lesenswertes, spannendes Buch. Die Einführung der Corona-App in Deutschland und das Experimentieren mit Tracking (Verfolgung) und Tracing (Rückverfolgung) im Zuge der Corona-Krise in fast allen Ländern zeigen, wie aktuell die von den Autoren beschriebene Entwicklung ist: »Höchste Zeit, sich in der Kunst zu üben, nicht so profiliert, quantifiziert und datiert – nicht so dermaßen regiert zu werden«.
Das Buch:
Anna-Verena Nosthoff, Felix Maschewski
Die Gesellschaft der Wearables: Digitale Verführung und soziale Kontrolle
Nicolai Verlag
2019
120 Seiten
18 Euro
Foto: Bücher.de
Schlagwörter: Bücher, Rezension, Überwachung