Die Buschfeuer treffen die Arbeiterklasse in Australien besonders hart, doch zugleich hat sie das Potenzial, eine andere Politik gegen die Klimakrise zu erzwingen. Von Elizabeth Humphrys, Freya Newman und Natasha Heenan
Während die Auswirkungen des Klimawandels seit langem in ländlichen Gemeinden spürbar sind, die gegen eine beispiellose Dürre kämpfen, bleiben nun auch unsere Großstädte nicht mehr verschont.
Man kann es sehen, man kann es riechen, man kann es in der Lunge fühlen – und die Rettungsdienste weisen darauf hin, dass uns die schlimmste Zeit der Buschfeuer-Saison noch bevorsteht.
Menschen, die unter freiem Himmel körperlich hart arbeiten, sind besonders stark von den Gesundheitsrisiken infolge der katastrophalen Luftqualität betroffen. Dazu kommt für die Gefahr durch die Hitze.
Diese Arbeiterinnen und Arbeiter sind nur die ersten, welche die Auswirkungen des Klimawandels so stark zu spüren bekommen.
Buschfeuer und Arbeitsniederlegung
Anfang Dezember legten 100 Mitglieder der Hafenarbeitergewerkschaft MUA im Tiefwasserhafen Port Botany im Südosten von Sydney ihre Arbeit nieder – aufgrund von unsicheren Arbeitsbedingungen infolge der Buschfeuer.
Die Gewerkschaft AWU meldete, wegen zu hoher Rauchbelastung sei die Arbeit an einigen Straßenbauprojekten eingestellt worden. Die Elektrizitätsgewerkschaft ETU hielt ihre Mitglieder dazu an, die Arbeit niederzulegen, sobald sie sich krank oder vom Klima beeinträchtigt fühlten.
Baubelegschaften in Sydney und Canberra legten ihre Arbeit wegen nicht gewährleisteter Arbeitssicherheit nieder und gewerkschaftlich organisierte Feuerwehrmänner und -frauen reisten nach Canberra, um ihre Forderung nach einem Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung erneut zu unterstreichen.
Allerdings sind inzwischen immer mehr Menschen in immer mehr Wirtschaftszweigen, auch in schlecht klimatisierten Bürogebäuden, von der Hitze und der schlechten Luftqualität infolge des Rauchs betroffen.
In Teilen Sydneys ist die Situation so schlecht, dass in einigen Gebäuden Feuermelder aufgrund der Luftverschmutzung auslösen, wie es unter anderem an der University of New South Wales passiert ist.
Klimaanlagen helfen nicht gegen Buschfeuer
Für viele von uns ist die Aussicht, über unser 70. Lebensjahr hinaus zu arbeiten, besonders unter den immer wärmer und feuchter werdenden Arbeitsbedingungen, entmutigend.
Speziell Menschen, die ohnehin gesundheitlich angeschlagen sind, sind gegen große Hitze und bei Rauch anfällig.
Ein verstohlener Rückzug in das klimatisierte Eigenheim ist aber nur für wenige möglich und auch nur begrenzt hilfreich, da die Luft von einer normalen Klimaanlage nicht ausreichend gereinigt werden kann.
Gewerkschaften unternehmen wichtige Schritte, um ihre Mitglieder vor den Risiken des Klimawandels zu schützen. Dies geschieht jedoch vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Angriffe auf die Rechte der Arbeitklasse und ihrer repräsentativen Organisationen – neben der Untergrabung öffentlicher Institutionen und Kürzung der Finanzierung für existenziell wichtige Dienstleistungen.
Die politische und wirtschaftliche Umstrukturierung seit den 1980er Jahren hat das mit der Arbeit verbundene Risiko auf die Einzelnen und ihre Familien verlagert, weg von Unternehmen und der Regierung, wobei prekär Beschäftigte meist am anfälligsten sind.
Weniger Menschen als je zuvor haben Zugang zu Jahres- und Krankenurlaub, und die Arbeitslosenquote liegt über fünf Prozent. Diese Zahl unterschlägt jedoch diejenigen, die aufgegeben haben, Jobs zu suchen (weil es keine gibt) und diejenigen, die unterbeschäftigt sind.
Im gleichen Zeitrum wurde die Idee, gemeinsam etwas ändern zu können, untergraben.
Kollektive Aktionen und Klimakrise
Jedoch besteht Hoffnung.
Bürger und Arbeiterinnen kommen international zusammen, um für eine bessere Welt zu kämpfen, was man besonders stark an den Klimastreiks der Schülerinnen und Schüler sehen kann.
Eine Massenbewegung, die in der Lage ist, ein wirksames kollektives Handeln und eine demokratische Reaktion auf den Klimawandel aufzubauen, ist unsere beste Hoffnung, sowohl eine sich erwärmende Welt als auch den Zugang zu menschenwürdiger und sicherer Arbeit anzugehen. Gewerkschaften müssen dabei eine zentrale Rolle spielen.
Berechtigterweise sind viele Gewerkschaften um die finanzielle und die Jobsicherheit ihrer Mitglieder besorgt, die aufgrund der Umstrukturierung der Industrie als Antwort auf den Klimawandel gefährdet sein könnte. Speziell im Kohle- und Energiesektor.
Spannungen im Hinblick auf die Klimapolitik sind in Gewerkschaften wie der CFMMEU, deren verschiedene Abteilungen unterschiedliche Positionen zu Antworten auf die globale Erwärmung und zum gerechten Übergang zu einer auf erneuerbaren Energien basierenden Wirtschaft vertreten, besonders schwierig.
Die radikale Geschichte von Australien
Trotz dieser Ängste und Spannungen hat Australien eine radikale Geschichte von Gewerkschaften, die auf Umweltprobleme reagieren.
In den 1970ern wurden die Green Bans der Bauarbeitergewerkschaft (BLF) in Zusammenarbeit mit örtlichen Gemeindegruppen umgesetzt.
Ursprünglich wurde die BLF gebeten, zum Schutz des Buschlandes in den Vorstädten vor Bebauung beizutragen – ein Kampf, der erfolgreich war – und sie kämpfte später für den Schutz der Wohnungen der Arbeiterklasse in der Innenstadt von Sydney.
Wie Jack Mundey, Sekretär der BLF, oft argumentierte, bestand die Aufgabe der Gewerkschaft darin, die Stadt zu einem besseren Lebensraum für die Werktätigen zu machen.
Diese Bewegung ist heutzutage für ihre inspirierende Zusammenarbeit und für ihren Erfolg weltweit bekannt.
Arbeiterklasse gegen Klimakrise
Angesichts der rekordverdächtigen Luftverschmutzung, die die Arbeitsbedingungen von Millionen Menschen beeinträchtigt, müssen die Gewerkschaften im Mittelpunkt einer Bewegung für Klimagerechtigkeit stehen.
Vergangenes Jahr gab es eine Debatte über Möglichkeiten eines Green New Deal und einer Green Job Guarantee.
In Australien könnte dieses Projekt auf den Green Bans aufbauen, um eine Klimapolitik für die Arbeiterklasse wieder in den Mittelpunkt zu rücken.
Da die Auswirkungen des Klimawandels das ganze Arbeitsleben zu spüren sind, bleiben die langjährigen Forderungen der Gewerkschaften nach sicheren, gesunden und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen dabei zentral.
Die brutale Realität der Klimakrise ist da.
Kollektive Aktionen an unseren Arbeitsplätzen und in unseren Gemeinden sind unsere beste Hoffnung, einander jetzt und in Zukunft in Sicherheit zu wissen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei ABC: http://www.abc.net.au/news/2019-12-19/unions-need-to-be-part-of-solution-climate-change-sydney-smoke/11802438. Wir danken für die Genehmigung zur Übersetzung.
Elizabeth Humphrys erforscht den wirtschaftlichen Umbau der 1980er und 1990er Jahre an der University of Technology in Sydney.
Freya Newman forscht dort über Hitzebelastung, Arbeit und Klimawandel.
Natasha Heenan ist Doktorandin an der University of Sydney und Mitglied im Climate Justice Collective.
Schlagwörter: Arbeiterklasse, Klima, Klimakrise