Städte und Agrarflächen dehnen sich immer mehr aus. Damit wächst das Risiko, dass Viren wie das Coronavirus von Tieren auf Menschen übertragen werden. Von Juri Prasad
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Die meisten Wissenschaftler halten es für wahrscheinlich, dass der neueste Stamm des Coronavirus, der aus Wuhan, China, stammt, von Fledermäusen auf andere Tierarten übergegangen ist, bevor er sich auf den Menschen übertrug.
In den letzten Jahren gab es eine Reihe von schweren neuen Krankheiten, die sich auf ähnliche Weise entwickelten. Die Vogelgrippe-Pandemie kam von Vögeln und die Schweinegrippe von Schweinen. Es wird angenommen, dass das Schwere Akute Atemwegssyndrom, das Atemwegssyndrom des Nahen Ostens und die Ebola von Fledermäusen stammen.
Jüngste Studien haben gezeigt, dass das neue Coronavirus wahrscheinlich Vieh infiziert hat, das auf Märkten in Wuhan verkauft wurde, bevor es auf den Menschen übersprang.
Coronavirus und Städte
Der Mensch hat sich schon immer an Tieren angesteckt, aber die Ausbreitung städtischer Gebiete in die Lebensräume der Tiere macht den Kontakt zwischen infizierten wilden Tieren und anderen Arten immer wahrscheinlicher.
Neue Viren haben die Tendenz, gefährlicher zu sein als ihre Vorgänger. Und die riesigen Städte, die in den letzten Jahrzehnten überall im Süden der Welt entstanden sind, sind perfekte Wirte für neue Krankheiten.
Millionen arme Menschen werden auf der Suche nach Arbeit in sie hineingezogen und dann eng in die Slums gepackt.
Kapitalismus und Slums
Die Unternehmen machen Gewinne mit den Menschen in den Elendsvierteln. Aber sie weigern sich, für grundlegende sanitäre Einrichtungen, eine Gesundheitsversorgung oder auch nur für die Trennung der Menschen von den Tieren, die sie zur Ernährung halten, zu zahlen.
Wenn eine Krankheit zuschlägt, kann sie sich in den beengten Arbeiterviertel schnell ausbreiten, bevor sie andere, wohlhabendere Stadtbewohner befällt.
Städte bieten auch wilden Tieren wie Ratten, Füchsen, Affen – und Fledermäusen – ein neues Zuhause. Oft fällt es ihnen leichter, in städtischen Gebieten zu überleben. Dort können Nahrungsabfälle und Unterkünfte leichter zu finden sein als in Wäldern und Dschungel, die durch Klimawandel und Erschließung von Agrarflächen verwüstet wurden.
Diese Tiere können zu Zwischenwirten werden, um neue Viren auf andere Arten zu übertragen.
Coronavirus trifft Arme härter
In allen Gesellschaften ist die Ansteckungsgefahr für ärmere Menschen größer als für reichere, aber das gilt besonders für den globalen Süden. Die Armen dort arbeiten eher in schmutzigen Jobs und in enger Nachbarschaft mit Tieren – was das Risiko erhöht, in Kontakt mit Krankheitsquellen zu kommen.
Die eingeschränkte Ernährung und die Belastung durch Umweltverschmutzung führen dazu, dass arme Menschen ein schwächeres Immunsystem haben. Ärmere Menschen melden auch weniger häufig Symptome, da sie sich keine medizinische Behandlung leisten können. In Verbindung mit der Angst erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass sich Krankheiten ausbreiten.
Krankheiten als Symptom
Laut Tim Benton, Professor für Bevölkerungsökologie an der Universität Leeds, kann das Problem der neuen Krankheitsmuster nur als Teil eines größeren Systems verstanden werden.
»Gesellschaften und Regierungen neigen dazu, jede neue Infektionskrankheit als eine unabhängige Krise zu behandeln, anstatt zu erkennen, dass sie ein Symptom dafür sind, wie sich die Welt verändert«, sagte er.
»Je mehr wir die Umwelt verändern, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir Ökosysteme stören und Krankheiten die Möglichkeit bieten, sich zu entwickeln«, sagte er.
Kapitalismus in Frage stellen
Es gibt Möglichkeiten, diesen Zyklus zu stoppen, aber sie alle beinhalten die Infragestellung des Primats des Profits im Kapitalismus: Der Bau anständiger Häuser, die Verbesserung der sanitären Einrichtungen, der Abfallentsorgung und der Schädlingsbekämpfung sind entscheidende, aber kostspielige Maßnahmen, für die die Herrschenden bezahlen müssen.
Ebenso wie für landwirtschaftliche Systeme, die entwickelt wurden, um das Risiko von Kreuzinfektionen zu vermeiden. Zudem bedarf es auch eines neuen Denkens über die Beziehung zwischen Mensch und Wildnis.
Trotz der enormen Risiken, die das Nichtstun mit sich bringt, scheinen unsere Machthaber allerdings genau diesen Weg einzuschlagen.
Zuerst erscheinen auf www.socialistworker.org.uk. Übersetzt von David Paenson.
Foto: NIAID
Schlagwörter: Corona, Coronavirus, Covid-19, Gesundheit, Kapitalismus