marx21 über den strategischen Ansatz des Netzwerks für den Aufbau einer schlagkräftigen Linken
Wir leben in bewegten Zeiten: Nach Jahrzehnten neoliberaler unsozialer Politik ist das Vertrauen in das politische System erschüttert. Rechte Kräfte wie Trump, Le Pen oder die AfD befinden sich im Aufschwung. Auch das internationale Staatensystem ist in Bewegung. Die weltweiten Rüstungsausgaben steigen drastisch. Wie vor dem Ersten Weltkrieg herrscht eine offene wirtschaftliche und ökonomische Konkurrenz zwischen den verschiedenen Machtzentren, vor allem zwischen den USA, der EU, China und Russland. Einflusssphären, sei es im Nahen Osten, in Osteuropa oder in Afrika, werden neu abgesteckt. Die Gefahr wirtschaftlicher und militärischer Konfrontationen hat zugenommen. Gleichzeitig gibt es eine Gegenbewegung. Viele Menschen wollen dem Aufstieg der Rechten nicht einfach zusehen und gehen auf die Straße, wählen linke Parteien, die Rassismus und sozialer Not den Kampf ansagen oder organisierten sich selbst in links.
Die Zeichen stehen auf Polarisierung: Wird es gelingen, die Rechten und ihren Rassismus zurückzudrängen und dabei am Ende sogar ein linkes Revival abseits der ausgetretenen Pfade der Sozialdemokratie zu erreichen? Oder gehen wir zurück zu den 1930er-Jahren, inklusive staatlichem Rassismus und Nationalismus? Der Ausgang ist noch offen und das Handeln von Linken jetzt kann einen positiven Beitrag leisten.
Wer ist marx21?
marx21 ist ein Zusammenschluss von revolutionären Sozialistinnen und Sozialisten innerhalb der Partei DIE LINKE, ihrer Jugendorganisation linksjugend [’solid] und des Studierendenverbandes Die Linke.SDS. Wir wollen eine Gesellschaft, die nach sozialen und ökologischen Bedürfnissen von Menschen anstatt nach Profitinteressen organisiert ist. Eine solche Gesellschaft lässt sich nicht durch Parlamentsbeschlüsse herbeiführen, da die Kapitalistenklasse und der Staatsapparat weitgehend unabhängig von demokratischer Kontrolle agieren. Um diese Klassenherrschaft herauszufordern sind die Kämpfe der Arbeiterbewegung entscheidend.
Warum die Arbeiterklasse?
Heute sind so viele Menschen wie noch nie Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter, also Angehörige der Arbeiterklasse. Diese ist aus unserer Sicht das entscheidende Subjekt gesellschaftlicher Veränderung. Erstens stehen ihre sozialen Interessen im Betrieb und im Stadtteil ständig im Widerspruch zu den Interessen des Kapitals, wodurch sie sich aus diesen erlebten Erfahrungen heraus potenziell in eine Opposition zum System positionieren können.
Zweitens kann die Arbeiterklasse, auch und gerade in Zeiten von Amazon und Zalando, durch ihre Stellung im Produktionsprozess und eine gemeinsame Organisierung, kollektive Macht entfalten. Gewerkschaftliche Organisation, Streiks zur Unterbrechung der Reichtumsproduktion und auch im Kampf entstehende Selbstorganisationen wie Arbeiterräte bilden eine Machtgrundlage, die keine andere soziale Klasse im Kapitalismus ins Feld führen kann. Deswegen ist die Arbeiterklasse das entscheidende Subjekt gesellschaftlicher Veränderung – sowohl hinsichtlich ihrer Widerständigkeit als auch hinsichtlich des Ziels einer demokratischen Umgestaltung der Produktion nach den Bedürfnissen der Menschen.
Die sozialpartnerschaftliche Tradition bekämpfen
Ein entscheidendes Hindernis für die Entwicklung von Klassenkämpfen in Deutschland ist jedoch die sozialpartnerschaftliche Tradition und die Dominanz der Sozialdemokratie innerhalb der Gewerkschaften. Anstatt soziale Kämpfe im Betrieb und auf der Straße voranzutreiben, wird die Vereinbarkeit der Interessen von Kapital und Arbeit unterstellt und mit einer Politik des Stellvertretertums kombiniert. Seit Jahren vollzieht sich aber ein langsamer Prozess der Erosion sozialpartnerschaftlicher Ideen und ein Anstieg neuer Kämpfe: Pflegekräfte, Lokführer, Beschäftigte im Einzelhandel und in den Kitas haben die Erfahrung gemacht, dass sie durch ihre eigene Aktivität in Kämpfen etwas erreichen können. Hier kann DIE LINKE ansetzen und aktiven Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern den Rahmen bieten, einen Pol links von der Sozialdemokratie in den Arbeitnehmerorganisationen aufzubauen.
DIE LINKE und die Jugend
Für die Weiterentwicklung der LINKEN zum Motor und Sprachrohr von Klassenkämpfen und Bewegung ist es unerlässlich, dass sie eine Anbindung an die jungen, kapitalismuskritischen und bewegungsorientierten Milieus herstellt, die in den vergangenen Jahren viele Bewegungen geprägt haben und sich mittlerweile auch zunehmend in der LINKEN organisieren.
Von den TTIP-Protesten gegen eine ungerechte Welthandelsordnung, über die ökologischen Bewegungen gegen Castortransporte und Braunkohleabbau bis hin zu den antifaschistischen Protesten gegen die wiedererstarkte Rechte: Dieses Milieu von einigen tausend Bewegungsaktivistinnen und -aktivisten kann für die Zukunft revolutionärer Politik entscheidend sein. Zugleich braucht es eine Massenorganisierung, wenn es tatsächlich eine Mehrheit der Bevölkerung für seine Ziele gewinnen will. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wollen wir mithelfen, DIE LINKE auf kämpferischer Basis zu einer aktivistischen sozialistischen Massenpartei mit einer Verankerung in der Arbeiterbewegung und den sozialen Bewegungen aufzubauen.
DIE LINKE ist dabei jedoch kein Selbstzweck, sondern aus unserer Sicht nur ein Schritt in die Richtung einer starken revolutionären Organisierung. Darum versteht sich marx21 gleichzeitig als eigenständiger revolutionär-sozialistischer Pol innerhalb der Partei. Entsprechend wollen wir die Aneignung und Entwicklung revolutionärer Theorie voran bringen.
Die Entstehung der LINKEN
Mit der Gründung der LINKEN im Jahr 2007 ist erstmals seit langer Zeit eine gesellschaftlich relevante Kraft links von der SPD entstanden. Sie ist momentan der größte und wichtigste Sammelpunkt für alle diejenigen, die gegen Neoliberalismus und Kriegspolitik, gegen Rassismus und das Erstarken der Rechten aktiv werden wollen. Zudem könnte sie zu einer wichtigen politischen Plattform für betrieblich und gewerkschaftlich Aktive werden, die für eine andere Ausrichtung der Gewerkschaftsbewegung kämpfen wollen.
Wir sind Mitglieder der LINKEN, weil sie die Möglichkeit bietet, mit Breitenwirkung in gesellschaftliche Auseinandersetzungen einzugreifen. Auch wenn die Potentiale der Partei offensichtlich sind, ist es nicht ausgemacht, dass sich diese auch verwirklichen. Denn was DIE LINKE den Millionen sagt, zu denen sie spricht, ist innerhalb der Partei umkämpft.
Sie kann sagen: »Wählt uns, macht uns stark, so dass wir aus einer guten Position heraus in Regierungen linke Politik machen können.« Das ist der alte sozialdemokratische Weg der Stellvertreterpolitik. Wir denken, dass wir mit diesem – vermeintlich leichten – Weg die gewünschte Wende weg von Sozialabbau und Kriegspolitik nicht erreichen werden. Zu eng sind die Spielräume für linke Regierung. Zudem denken wir, dass dieser Weg, bei dem der eigentliche Akteur die Parlamentsfraktionen und Minister der Partei sind, zu Passivität und Demoralisierung an der Basis führt. DIE LINKE kann aber auch sagen: »Gesellschaftliche Veränderung kommt von unten, durch die Kämpfe in den Stadtteilen, den Betrieben, den Universitäten oder den Schulen.
Die Partei kann diese Kämpfe nicht ersetzen. Aber sie kann Hilfe zur Selbsthilfe anbieten – durch Argumente, Organisation und die vielen helfenden Hände ihrer Aktiven«. Dieser Weg ist nicht leicht. Er setzt eine Verankerung der Partei vor Ort voraus, aktivistische Basisstrukturen und eine lebendige Tradition politischer Debatte, in der solidarisch und kollektiv entschieden wird, wie die Partei in welche Kämpfe eingreift. Doch es ist der erfolgversprechende Weg, der greifbare Verbesserungen für die Mehrheit der Bevölkerung erreichen kann. marx21 setzt sich dafür ein, dass DIE LINKE diesen Weg beschreitet.
Grenzen und Potentiale der LINKEN
Ein solches Herangehen macht DIE LINKE nicht zu einer revolutionären Partei, wie es zum Beispiel die KPD in der frühen Weimarer Republik – vor ihrer Stalinisierung – war. Durch die Gründungsgeschichte der LINKEN als einem Zusammenschluss der PDS mit aus der SPD ausgetretenen Kritikerinnen und Kritikern der Agenda-Politik sind die alten sozialdemokratischen Tradition der Fixierung auf die Parlamente stark in der Parteitheorie und -praxis verankert.
Das marx21-Netzwerk wurde im Jahr 2007, also zeitgleich mit der LINKEN, aus der Taufe gehoben – wir verfügen also über zehn Jahre Erfahrung in Mitarbeit und Aufbau der Partei. In dieser Zeit haben wir gelernt: Die Partei hat eine klare Vorstrukturierung als parlamentarisch orientierte, in vielerlei Hinsicht klassisch sozialdemokratische Wahlpartei, die in der überwältigenden Mehrheit außerparlamentarisch Aktivität nicht als das zentrale Element, sondern als ein ergänzendes Element zum eigentlichen Kerngeschäft der parlamentarischen Vertretung ansieht. Gleichzeitig haben wir aber auch gelernt: Durch Konzentration der Kräfte und kontinuierliche Aufbau- und Überzeugungsarbeit ist es möglich, in der LINKEN Orte zu schaffen, die dem Idealbild einer aktivistischen in gesellschaftliche Auseinandersetzungen eingreifende sozialistischen Partei sehr nahe kommen – seien es Kreisverbände, SDS- oder solid-Gruppen. Wir haben auch gelernt, dass es auch auf Landes- und Bundesebene möglich ist, Mitstreiterinnen und Mitstreiter für klare Kampagnenschwerpunkte und Projekte zu finden und so ein Stück weit das Herangehen der Partei an die Gesellschaft jenseits von parlamentarischer Vertretung zu prägen.
Der Kampf um DIE LINKE lohnt also. Gerade im Kleinen, manchmal auch im Großen lässt sich die Orientierung der Partei beeinflussen. Mit dieser vorgeschlagenen Orientierung auf Hilfe zur Selbsthilfe bei der Selbstorganisation wäre DIE LINKE eine Partei, die dem Klassenkampf voranbringt – und damit ein Schritt in Richtung einer zeitgemäßen sozialistischen Organisierung. Aus unserer Sicht ist die Arbeit in der LINKEN momentan der erfolgversprechendste Weg, die fast ausgelöschte revolutionäre Tradition wieder in der Arbeiterbewegung zu verankern. Das setzt aber voraus, dass die revolutionären Sozialistinnen und Sozialisten in der LINKEN politisch und auch zahlenmäßig stärker werden. Deshalb werben wir um die Unterstützung des Netzwerks marx21.
DIE LINKE weiterentwickeln
Wir wollen DIE LINKE weiterentwickeln und aufbauen. Um die Kräfte zu konzentrieren und gemeinsam praktische Impulse setzen zu können, organisiert sich das Netzwerk bundesweit und lokal. Wir treffen Verabredungen, mit welchen praktischen Projekten und Kampagnen wir zur Weiterentwicklung der LINKEN beitragen und wie wir mit unseren Publikationen und Veranstaltungen in gesellschaftliche Debatten eingreifen wollen. Wir konzentrieren uns in der praktischen Arbeit auf vier Punkte:
1) Alternative zu Regierungsbeteiligung
Den außerparlamentarischen Widerstand aufbauen. Wir meinen, dass DIE LINKE »Motor von sozialen Bewegungen« werden muss, eine moderne und in Kämpfe intervenierende, aktivistische sozialistische Mitgliederpartei. Mit dieser Orientierung stehen wir nicht alleine da. In einem Strategiepapier der Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger (»Revolution für Gerechtigkeit und Demokratie«, April 2016) sind viele wichtige Elemente für eine andere politische und organisatorische Herangehensweise an den Parteiaufbau formuliert-. Dort heißt es: »DIE LINKE will die politischen Verhältnisse nach links verschieben und die Kräfteverhältnisse in der Gesellschaft verändern, zu Gunsten von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, Bürgerinitiativen, Selbsthilfeorganisationen, usw. Sie geht dabei grundsätzlich von einem emanzipatorischen Verständnis aus, das auf die Selbstorganisation, Bewegung und Tätigkeit der Menschen selbst setzt. Die Partei DIE LINKE sieht sich so nicht als Stellvertreterpartei, sondern als Organisation, die den Menschen in ihren Kämpfen und Auseinandersetzungen für soziale, demokratische, ökologische Rechte und Forderungen nützlich ist.«
Wenn die Partei diesen Anspruch einlösen will, dann muss sie sich nicht nur in Diskussionen einmischen, sondern Teil von außerparlamentarischen Initiativen werden. marx21 setzt sich deswegen dafür ein, dass sich Vertreterinnen und Vertreter der LINKEN vor Ort und bundesweit aktiv in bestehende Bündnisstrukturen einbringen oder diese gemeinsam mit anderen aufbauen. Wir stehen für eine Bündnispolitik, die auf Selbstaktivität setzt und politische Breite mit Entschlossenheit verbindet. Das Engagement in außerparlamentarischen Bündnissen ist auch vor dem Hintergrund wichtig, DIE LINKE selbst unter Druck zu setzen und der parlamentarischen Fixierung in der Partei einen alternativen Weg entgegensetzen zu können.
Die Partei sollte also bei jeder Protestaktion, bei jedem kleinen oder größeren Streik dabei sein und organisieren, aufklären und vernetzen. Wenn DIE LINKE als Partei wachsen möchte, brauchen wir zudem eine Politisierung der Mitglieder.
Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass inhaltliche Veranstaltungen, Schulungen und Material der LINKEN zu relevanten Themen angeboten und erarbeitet werden. So kann die Partei zu einem Vernetzungs- und Lernraum werden und ein Kraftzentrum für diejenigen, die für eine andere Gesellschaft jenseits des Kapitalismus eintreten wollen.
2) Leuchttürme in der LINKEN aufbauen
Die Fähigkeit der LINKEN, in gesellschaftliche Konflikte und Kämpfe einzugreifen, steht und fällt mit dem Zustand des Ortes, in dem 99 Prozent der Parteimitglieder aktiv sind – nämlich mit den Basisstrukturen, den Kreis- und Bezirksverbänden. Vielerorts sind diese Basisgliederungen schwach aufgestellt. Deswegen streben wir auch lokal eine Konzentration der Kräfte an, um kollektiv Basisgliederungen zu prägen. marx21 organisiert unter seinen Unterstützerinnen und Unterstützern eine fortlaufende Diskussion über die besten Erfahrungen beim Aufbau der Partei und ihren Gliederungen vor Ort. Die besten Erfahrungen, die wichtigsten Argumente, die erfolgreichsten Kampagnen werden über die Strukturen des marx21-Netzwerks verallgemeinert – für eine bessere LINKE, die ihren Mitgliedern vor Ort einen wirklichen Nutzwert bietet. Wir wollen in den Gliederungen, in denen Unterstützerinnen und Unterstützer des Netzwerks aktiv sind, dazu beitragen, linke »Leuchttürme« aufzubauen.
3) Die Jugend gewinnen
Die Zukunft einer Partei ist die Jugend. Die Jugendorganisationen einer Partei können eine doppelte Funktion haben: Zum einen können sie als Verbände eingreifen in die Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der Partei, zum anderen bauen sie in ihren Strukturen heute die Aktivistinnen und Aktivisten auf, die morgen eine wichtige Rolle spielen können, die Basisstrukturen der Partei zu dynamischen, kämpferischen und attraktiven Orten zu machen.
Die Jugendorganisationen der Partei die LINKE sind die linksjugend [’solid] und der Studierendenverband LINKE.SDS. Unterstützerinnen und Unterstützervon marx21 arbeiten in Ortsgruppen der linksjugend [’solid].. Dort versuchen wir als marx21 sowohl durch unsere Theorieangebote in Basisgruppen und einigen Landesverbänden, als auch durch gezielte Intervention einen bewegungsorientierten und marxistischen Pol innerhalb des Verbandes zu bilden. Wir setzen dabei gezielt auf den Aufbau von Ortsgruppen, der Ausbildung von Neumitgliedern und der Verankerung in der Partei vor Ort.
Ein Schwerpunkt unser Arbeit liegt beim Studierendenverband Linke.SDS. Hier setzen wir uns als marx21 dafür ein, außerparlamentarischer Akteur an der Hochschule zu sein und gleichzeitig eine enge Anbindung an die gesamtgesellschaftliche Partei, die LINKE, zu haben.
Die Protestbewegungen der vergangenen Jahre wurden in vielen Fällen von einem jungen, oft studentischem Milieu getragen. Leider fehlt in diesen außerparlamentarischen Bewegungen meist die Verbindung zur Partei und damit eine Ausstrahlungskraft in die breitere Gesellschaft, wie auch einer längerfristigen Perspektive über den spontanen Protest hinaus. Umgekehrt verkommt die LINKE im Parlament ohne Protest und Bewegung von unten zu bloßem Stellvertretertum. Als marx21wollen wir im Studierendenverband der LINKEN insbesondere dieses Bewegungs-Milieu organisieren und in Bezug zur Partei wie auch gewerkschaftlichen Bewegungen setzen. Wir wollen für einen dynamischen und kämpferischen Studierendenverband streiten, der in außerparlamentarischen Bewegungen einwirken kann, sich als Verbindung zu Partei und Gewerkschaften begreift und ein klares antikapitalistisches Profil entwickelt. Deshalb setzen wir uns insbesondere für Kampagnen und Bündnisse ein, aktivistische Arbeit am Campus und revolutionär-marxistische Theoriearbeit.
4) Konzentration der Kräfte statt Blumenstraußpolitik
Wir lehnen die Fixierung auf rein programmatische Scheingefechte und Personalpolitik ab, wie sie leider von fast alle Strömungen in der Partei gepflegt wird. Natürlich befürworten wir, dass die Gremien der Partei – vom Kreisvorstand bis zum Bundesvorstand und den Fraktionen – mehrheitlich mit Genossinnen und Genossen besetzt sind, welche die sozialistischen Grundsätze der Partei verteidigen und sie nicht leichtfertig über Bord werfen. Doch zu oft haben wir erlebt, dass auch »linke« Vorstände nicht auf eine Außenwendung der Partei und die Aktivierung und Einbindung der Mitglieder orientieren. Zu oft herrscht vor Ort eine »Blumenstraußpolitik«, wonach alle Fragen gleich wichtig sind, anstatt eines klaren Fokus auf einzelne Punkte, anhand derer gesellschaftliche Kräfteverhältnisse verändert werden können.
Ein scharfes inhaltliches Profil der LINKEN sollte immer untersetzt sein mit einer handlungsfähigen Basisarbeit. Dabei sollte ein besonderer Fokus auf der Gewinnung und der politischen Ausbildung neuer Mitglieder liegen. Wir lehnen die oft vorhandene Verzettlung in den Organen parlamentarischer Stellvertreterpolitik wie Kommunalparlamenten und -ausschüssen ab. Nicht der breite »Blumenstrauß« der aus den Verwaltungen und Parlamenten vorgegeben Themen sollte den Rhythmus der Parteiarbeit bestimmen, sondern klar umrissene, von den Gremien der Partei in Zusammenarbeit mit der Basis entwickelte politische Interventionen und Kampagnen, welche die Mitgliedschaft begeistern und mitreißen können.
Die Zielsetzung des Netzwerks, DIE LINKE zu einem vorwärtstreibenden Teil in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zu machen, setzen wir in konkreten Projekten um. Wir konzentrieren uns hierbei mittelfristig auf zwei Arbeitsfelder:
1) Eine antirassistische Massenkampagne gegen die AfD
»Aufstehen gegen Rassismus«. Um der rechten Gefahr zu begegnen, wollen wir mit Partnerinnen und Partnern aus Parteien, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen eine antirassistische und antifaschistische Massenkampagne aufbauen. Deshalb engagieren wir uns bei der Kampagne »Aufstehen gegen Rassismus« und versuchen DIE LINKE im Kampf gegen Rechts zu einer treibenden Kraft zu machen. Im Fokus steht dabei die AfD, da sie gegenwärtig der zentrale organisatorische Pol und Sammlungspunkt der radikalen Rechten ist. Bei ihr handelt es sich um eine Partei mit einem erstarkenden faschistischen Flügel, die gleichzeitig tief in die Gesellschaft ausgreift. Doch die AfD hat auch eine zentrale Schwäche, nämlich den möglichen Bruchpunkt zwischen dem »hartem« faschistischen Flügel und dem »weicheren« nationalkonservativen Umfeld. Politischer Druck, aufgebaut durch dauernde, breite und entschlossene Mobilisierung gegen die AfD, kann die internen Widersprüche dieser Partei zuspitzen und dabei helfen sie zuzerbrechen. Eine inhaltliche Gegenoffensive, insbesondere gegen die rassistische Hetze gegen Muslime und Geflüchtete ist nötig und wird von »Aufstehen gegen Rassismus« mit der Stammtischkämpferinnen-Ausbildung gefördert. .
2) Die Erneuerungsbewegung in den Gewerkschaften
Parallel zu Kampf gegen die AfD müssen wir dem Rassismus den Nährboden entziehen. Dieser besteht aus sozialer Unsicherheit, Entsolidarisierung und Abstiegsängsten. Das beste Gegenmittel ist der gemeinsame solidarische Kampf gegen die Politik der Eliten über die Grenzen von Herkunft und Geschlecht hinweg. Auch im 21. Jahrhundert ist hier die Arbeiterbewegung zentral.
Einen besonderen Fokus legt das marx21-Netzwerk deshalb darauf, das zarte Pflänzchen der gewerkschaftlichen Erneuerung zu pflegen. Der Gesamtzustand der Gewerkschaftsbewegung ist nicht gut: Die Mitgliederzahlen der Gewerkschaften haben sich seit 1990 halbiert. In den Apparaten herrscht die Tradition der Sozialpartnerschaft vor, also die Zusammenarbeit mit Staat und Unternehmen. Insbesondere in der Exportindustrie ist dieser Ansatz zuletzt noch stärker geworden.
Doch es gibt in einigen Sektoren auch Gegenbewegungen. Streiks in der Pflege, in Kitas und im Einzelhandel haben neue Kerne von betrieblichen Aktivistinnen und Aktivisten entstehen lassen, die durch ihre Kampferfahrungen die »alten Rituale« in Frage stellen. marx21 spielt seit Jahren eine wesentliche Rolle dabei, DIE LINKE systematisch an diese gewerkschaftlichen Erneuerungsbewegungen heranzuführen. Dabei versuchen wir zum einen, die Aktivität der LINKEN-Basisgliederungen auf diese betrieblichen Kämpfe zu orientieren. Zum anderen bemühen wir uns mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern, Modelle von kämpferischer Betriebspolitik zu entwickeln, die ebenso ausstrahlungskräftig wie verallgemeinerungsfähig sind.
Mach mit bei marx21
Im Netzwerk arbeiten Marxistinnen und Marxisten zusammen, die sich aus unterschiedlicher Sicht auf die historischen Erfahrungen der internationalen Arbeiterbewegung beziehen, um gemeinsam wirksame Strategien für die Anforderungen in unserer Zeit zu entwickeln. Um marxistische Grundbildung und Debatten über politische Streitfragen zu fördern, organisiert das Netzwerk lokal und bundesweit Diskussions- und Schulungsformate sowie den jährlich stattfindenden Kongress »MARX IS MUSS«. Mit der Homepage marx21.de, dem Magazin marx21, dem Journal theorie21 sowie verschiedenen Büchern und Broschüren begleiten wir gesellschaftliche Debatten. Als Netzwerk möchten wir durch kollektive Diskussion und Intervention dazu beitragen diesen revolutionären Kern in der LINKEN weiter zu stärken und aufzubauen. Mach mit!