David Graeber kritisiert die vielen eigentlich unnötigen Jobs im Kapitalismus, die womöglich auch noch gut bezahlt werden. Von Konstantin Simon
Der Anarchist und Professor für Anthropologie David Graeber beschreibt anschaulich, warum 40 Prozent der Beschäftigten glauben, einen völlig unnötigen Job zu haben. Dafür lässt er viele verschiedene Menschen zu Wort kommen. In ihren Aufgaben sehen sie keinerlei Wert für die Gesellschaft. Solche Arbeiten, vor allem dann, wenn sie gar nicht so schlecht bezahlt werden, bezeichnet er als »Bullshit-Jobs«. Ein Bankkaufmann im mittleren Management verbringt zum Beispiel den halben Tag auf Twitter. Anschließend beschäftigt er sich mit einem riesigen Haufen Bürokratie. Beim Lesen des Buches fühlt man sich an Kafkas »Der Prozess« erinnert.
Sinnvolle Arbeit schlecht bezahlt
Das Buch klagt überzeugend an, dass im modernen Kapitalismus sinnvolle Arbeit schlecht bezahlt und gesellschaftlich nutzlose Arbeit sehr gut bezahlt wird. So gibt es wenig Lohn für die sinnvolle Arbeit von Kindergärtnerinnen, Pflegekräften oder Beschäftigten der Stadtreinigung. Dagegen verdienen Personalentwicklerinnen, Banker, Strategieberaterinnen oder Lobbyisten, bei aller Langeweile, oft viel. Gleichzeitig zeigt David Graeber auf, dass der technische Fortschritt eigentlich eine radikale Arbeitszeitverkürzung möglich machen würde. Ein interessantes und angenehm zu lesendes Buch.
Das Buch:
David Graeber
Bullshit-Jobs
Klett-Cotta
Stuttgart 2018
407 Seiten
26 Euro
Schlagwörter: Arbeitszeitverkürzung, Bücher, Kapitalismus, Rezension