Wann immer in Deutschland über Antisemitismus diskutiert wird, fehlt fast nie der Hinweis, dass dieser neuerdings oft von Muslimen oder Arabern ausgehe. Der in Berlin lebende israelische Politikwissenschaftler und Autor David Ranan widerspricht. Yaak Pabst hat sein neues Buch für uns gelesen
Das Buch »Muslimischer Antisemitismus – Eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden in Deutschland?« von David Ranan kommt zur richtigen Zeit. So titelte die Frankfurter Rundschau: »Antisemitismus: Muslime werden dazu erzogen, Juden zu hassen«, der Deutschlandfunk: »Immer mehr muslimischer Antisemitismus an Schulen« oder das Magazin Cicero: »Muslimischer Antisemitismus: Es gibt ein großes Gewaltpotenzial«.
Antisemitismus und Kritik an Israel
David Ranan, 1946 in Tel Aviv geborener Sohn einer deutsch-jüdischen Familie, zeigt, wie falsch diese Annahmen sind. Der Autor sprach mit Muslimen über Juden. Er stieß zwar auf Vorurteile und Verschwörungstheorien. Trotzdem findet er die Debatte über Antisemitismus von Muslimen falsch und hysterisch.
Das, was als »muslimischer Antisemitismus« in den Medien präsentiert wird, sei oft überhaupt kein Antisemitismus, sondern vor dem Hintergrund realer Unterdrückungserfahrung Kritik an der Politik des Staates Israel. Diese ist nicht per se antisemitisch, wie Ranan eindrucksvoll beweist.
Originell, faktenreich und mutig
Leider ist der Abschnitt »Radikaler Islam« nicht so akribisch wie der Rest des Buches. Was in seiner Darstellung wirklich fehlt, ist der Verweis darauf, dass der Antisemitismus vor allem von rechts kommt. Dennoch ist das Buch eine absolute Leseempfehlung: Eine originelle, faktenreiche und mutige Darstellung zum Thema.
Das Buch:
David Ranan
Muslimischer Antisemitismus
Berlin 2018
224 Seiten
J.H.W. Dietz Verlag
Schlagwörter: Antisemitismus, Islam, Muslime