Jetzt ist die AfD in mehreren Landesparlamenten vertreten und auch im Alltag sind rechte Vorurteile immer öfter zu hören. Workshops des Bündnisses »Aufstehen gegen Rassismus« trainieren, wie man darauf reagieren kann. Von Ronda Kipka
»Ist ja klar, dass du gegen die AfD bist, wo doch die Lügenpresse immer nur Falsches über diese Partei verbreitet!« Bei so einer Ansage ist man oft erstmal völlig perplex. Natürlich ist das Schwachsinn – aber was kann man darauf entgegnen? »Alle dürfen stolz sein auf ihr Land, nur wir Deutschen nicht!« Auch den Spruch hat man schon einmal gehört und könnte mit etwas Zeit viel erwidern. Doch im entscheidenden Moment zögert man. Das verstärkt sich noch, wenn es sich beim Gegenüber um die Arbeitskollegin, den Chef oder den Onkel handelt. Man will ja nicht das Klima verderben oder den gemütlichen Familienabend stören. Doch oft bleibt das flaue Gefühl zurück, es wäre besser gewesen, etwas zu sagen.
Hier setzt das Bündnis »Aufstehen gegen Rassismus« (AgR) mit der Kampagne zur Ausbildungen von »Stammtischkämpferinnen und Stammtischkämpfern« an. Die Idee ist einleuchtend: Stammtische befinden sich nicht nur in der Kneipe, sondern auch im Pausenraum, in der Universität, beim familiären Kaffeetrinken oder im Vereinshaus. Überall begegnet man rassistischen Vorurteilen und rechten Parolen. Sie kommen oftmals als ein Wirrwarr aus Behauptungen und Verallgemeinerungen daher. Die Schulungen des Bündnisses sollen Menschen dazu ermutigen, diese Orte wieder zurückzuerobern und den Parolen etwas entgegenzusetzen. Das kann auf unterschiedlichste Art und Weise geschehen, je nach Situation und Beteiligten. An welcher Stelle greife ich ein? An wen wende ich mich? Lohnt es sich, in dem Moment eine Diskussion anzufangen? Reicht es, sich selbst deutlich zu positionieren oder brauche ich schnell Argumente und Fakten?
Pfarrer, Studentin und Gewerkschafter in gemeinsamer Praxis
Sechs Stunden dauert eine Standardschulung zur Stammtischkämpferin. In dieser Zeit werden gängige Parolen auseinandergenommen, Erfahrungen ausgetauscht und vor allem wird viel ausprobiert, geübt und nachgespielt. Die gemeinsame Praxis und das Austesten verschiedener Handlungsmöglichkeiten bestärkt darin, einzuschreiten, wenn es sinnvoll ist, und rüstet mit einem Repertoire an Möglichkeiten, wie man dies anstellt. Widersprechen, kritisch nachfragen, andere Beteiligte ansprechen – wichtig ist: Unser Eingreifen verändert etwas.
Die Schulungen sind natürlich auch eine perfekte Gelegenheit für Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, voneinander zu lernen. Ein Pfarrer bringt andere Erfahrungen und Argumente in die Runde als eine Studentin oder ein Gewerkschafter. Diese unterschiedlichen Sichtweisen sind eine wichtige Ressource der Schulungen, die systematisch mit eingebunden wird. Ausgangspunkt sind dafür real erlebte Situationen, die die Teilnehmenden mit Methoden des Forumtheaters gemeinsam umgestalten und zu einem neuen Ergebnis bringen.
Rassisten am Stammtisch in die Schranken weisen
Das breit aufgestellte Bündnis aus Parteien, NGOs und Gewerkschaften will bis zur Bundestagswahl 2017 mindestens 10.000 Menschen ausbilden, die sich dem rechten Diskurs im Alltag widersetzen. Wer bereits Bildungserfahrung hat, kann sich bei AgR melden und sich als Trainer ausbilden lassen. Alle anderen sind herzlich eingeladen, Schulungen zu organisieren und die Trainer beim Bündnis anzufragen.
Das Angebot bietet auch eine gute Gelegenheit, mit Leuten aus eurem Umfeld gemeinsam aktiv zu werden. Dafür müsst ihr nur 10 bis 25 Leute überzeugen, mit euch an einem solchen Workshop teilzunehmen. Außerdem braucht es pro Gruppe zwei Räume (einer davon kann auch klein sein). Dann kontaktiert ihr das Bündnis und schickt ihm den Ort, mögliche Termine und die voraussichtliche Zahl der Teilnehmenden. Nach Möglichkeit vermittelt AgR dann zwei Teamerinnen und Teamer aus eurer Nähe, die die Schulung leiten.
Näheres zu den Schulungen für Stammtischkämpferinnen und Stammtischkämpfer unter:
www.aufstehen-gegen-rassismus.de/kampagne/stammtischkaempferinnen/
Nach- und Anfragen per Mail an: stammtisch@aufstehen-gegen-rassismus.de
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