Mehrere Tausend Menschen haben in Jena einen Fackelmarsch der Thügida-Bewegung zu einem Spießrutenlauf für die Nazis gemacht
Etwa 180 Anhängerinnen und Anhänger des thüringischen Ablegers der Pegida-Bewegung waren nach Jena gekommen, um einen Fackelmarsch durch die Stadt zu veranstalten. Doch über 3500 Menschen stellten sich ihnen in den Weg. Teilweise wurden die Rechten von den Gegendemonstranten regelrecht eingekesselt. Am Ende mussten sie von der Polizei zum Bahnhof eskortiert werden.
Wasserbomben, Äpfel und Eier
Die Anhänger der Thügida-Bewegung trugen Fackeln und führten einen Sarg mit der Aufschrift »Antifa« mit sich. Doch Spaß hatten die Nazis bei ihrem Marsch wohl kaum. Entlang des Demonstrationszuges stellten Anwohnerinnen und Anwohner Lautsprecher in die Fenster und beschallten die Rechten mit lauter Musik. Immer wieder flogen Wasserbomben, Äpfel und Eier aus den Fenstern der anliegenden Häuser auf die Rassisten. Bereits am Dienstagabend waren die Straßen rund um die Kundgebung von 500 bis 600 Menschen mit Kreide bemalt worden. Die gesamte Route glich einem bunten Meer antirassistischer und antifaschistischer Slogans. Schließlich stoppten hunderte linke Demonstranten mit einer Sitzblockade den Zug der Thügida-Bewegung.
Kriminalisierung der Gegenproteste
Der 17. August, Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß, ist regelmäßig Termin für Nazi-Aufmärsche. Die Thügida-Bewegung war bereits von Beginn an von Neonazis dominiert. Doch trotz der Tatsache, dass auch der Thüringer Verfassungsschutz sie der Naziszene zuordnet, versuchte die Jenaer Stadtverwaltung nicht die Rechten, sondern den demokratischen Gegenprotest zu kriminalisieren.
»Gegenproteste dürfen nicht nur entlang von Gittern der Polizei möglich sein, sondern müssen seitens der Stadt unterstützt und gefördert werden«, äußerte sich das Bündnis »Läuft nicht«, welches die Gegenaktivitäten organisierte. Mehrere Hundert Polizisten aus Thüringen und Sachsen, mitsamt zwei Wasserwerfern, waren im Einsatz. Diese wurden aber nicht genutzt. Stattdessen setzte die Polizei jedoch Pfefferspray ein, wobei einige Gegendemonstranten leicht verletzt wurden.
Widerstand in der einstigen Nazi-Hochburg
Insgesamt verlief der Tag jedoch weitgehend friedlich, was auch der Breite des Gegenprotestes zu verdanken ist. Wie schon öfter in den letzten Jahren, hat Jena mal wieder bewiesen, dass für Nazis kein Platz in der Stadt ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn lange galt Jena als Hochburg der Rechten. Noch heute gibt es in der Stadt und im Umland eine aktive Naziszene. Ihre Aufmärsche können die Faschisten jedoch schon seit längerem nicht mehr ungestört durchführen. Erst im Januar hatten etwa 2000 Gegendemonstranten eine AfD-Kundgebung mit Björn Höcke und Alexander Gauland gestört und den Umzug ihrer etwa 500 Anhänger verhindert.
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