Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder spricht in Bezug auf die Fluchtbewegung nach Europa von »Asyltourismus«. Mit dieser menschenverachtenden Sprache soll suggeriert werden, die Flüchtlinge kämen freiwillig. In dieser Fotostory hält Firas Abdullah fest, wie das wahre Leben in Syrien aussieht und warum die Menschen fliehen
Die Stadt Douma hat trotz Aushungerns und Bombardements seit 2013 standgehalten. Vor dem Einmarsch der syrischen Truppen hat die Mehrheit die Stadt verlassen. Firas Abdullah aus Duma, 26 Jahre alt, hält seinen Alltag im Krieg fest. Für das Zeigen von Bildern der Opfer der Gasangriffe hat Facebook ihn gesperrt. Ende April ist Firas nach Nord-Aleppo geflüchtet.
Die Stadt Homs 2017 nach fünfjähriger Belagerung durch das Regime. Ein Drittel aller Gebäude der »Stadt der Feste« ist zerstört, seine Einwohner vor den Truppen des Regimes geflüchtet.
Als im August 20917 einer der wenigen UN-Hilfskonvois in die Stadt kommt, berichtete Firas mit seiner Kamera. Ein Kollege machte dieses Portrait.
Ein Vater versucht nach einer Kette von Luftangriffen durch die russische Armee, seine Kinder zu schützen. Die Angst in den Augen ist deutlich zu sehen. Unter dem Titel »Die Elenden von Duma« wird Firas‘ Foto zum Symbol für das Leid.
Im November 2015 hat die Brutalität der Luftangriffe die Heimatstadt von Firas zu einem der gefährlichsten Gebiete der Erde gemacht. Trotzdem halten Viele noch bis 2018 aus.
Die Bekämpfung der syrischen Revolution ist gnadenlos. Das Regime und seine Verbündeten hinterlassen verbrannte Erde. Die Erfahrungen, die die syrischen Menschen in der Revolution und mit dem selbstorganisierten Überleben ohne Staat sammeln konnten, sollen mitsamt ihren Stadtvierteln ausgelöscht werden.
Im Hintergrund die zerstörte Stadt versucht Abo Aiman, ein »freiwilliger« Clown, die Gradwanderung zwischen Traurigkeit und Fröhlichkeit, um den Kindern Dumas ein Lächeln zu schenken. Clowns außerhalb des Fernsehens haben die Kinder noch nie gesehen.
Nur dieser Brotwagen ist wenige Minuten nach einem Luftangriff der Truppen des Regimes auf einen Markt in Duma im November 2017 stehen geblieben. An diesem Tag wie an vielen anderen ist Streumunition eingesetzt worden.
»Fünf haben überlebt«, signalisiert Abo Salama, einer der Helfer vom Zivilschutz. Mit seinem Motorrad ist er immer einer der ersten vor Ort. Wenige Tage nach der Aufnahme verlässt er den Zivilschutz.
Firas sitzt in den Trümmern seines Elternhauses. Nach drei von russischen Kriegsflugzeugen abgeworfenen Bomben am 10. Februar 2018 ist von Firas‘ Zuhause nichts mehr übrig. Noch glaubt er, dass er bleiben wird.
Fotos: Firas Abdullah
Schlagwörter: Aleppo, Assad, Duma, Luftangriffe, Syrien, Syrienkrieg