»Die Höcke-AfD – Vom gärigen Haufen zur rechtsextremen Flügel-Partei«. Die Flugschrift von Hajo Funke stellt eher eine misslungene Analyse der Alternative für Deutschland dar. Von Martin Haller
Das Büchlein erzählt die Geschichte der Radikalisierung der AfD dort weiter, wo Hajo Funke sie mit »Gäriger Haufen« im Jahr 2018 abgeschlossen hat. Überzeugend legt er dar, dass sich der innerparteiliche Durchmarsch des »Flügels« fortgesetzt hat – trotz offizieller Auflösung. Ohne dessen Protagonisten geht nichts mehr in der »Höcke-AfD«.
Die Stärken der »Flugschrift« liegen wie bei ihrem Vorgänger in der detaillierten Nachzeichnung von Entwicklungen und Konfliktlinien in der AfD sowie in der Analyse des »Goebbels-Sounds«, der Sprache und Ideologie ihres neofaschistischen Flügels. Doch auch die Schwächen sind dieselben: Es fehlt der theoretische Tiefgang. So wird weder in der Beschreibung der Gründe für den innerparteilichen Machtkampf Trennschärfe erreicht, noch werden die gesellschaftlichen Ursachen und Prozesse hinter Aufstieg und Radikalisierung der AfD ausreichend untersucht. Der Bewegungscharakter des Faschismus oder die Krise des neoliberalen Kapitalismus finden am Rande Erwähnung, mehr aber auch nicht.
Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen – Esther Bejarano
Nervig ist der teilweise staatstragende Ton, mit dem Funke an eben jene politischen Eliten und staatlichen Institutionen appelliert, denen er zuvor »Versagen« attestiert. Statt die strukturellen Gründe dafür unter die Lupe zu nehmen, warum der Staatsapparat rechtsoffen, die Politik unsozial und der Diskurs rassistisch ist, wünscht er sich »mehr Courage der Verantwortlichen«.
Die Gefahr eines Rechtsrucks in Deutschland ist keineswegs gebannt, wie Funke meint. Die Eliten »versagen«, weil das System versagt. Bei der Frage, ob die »mehrfache Krise« eine »Chance« sein kann, kommt es einzig auf die Courage von unten an.
2 von 5 Sternen
Das Buch:
Hajo Funke
Die Höcke-AfD
VSA-Verlag
Hamburg 2020
128 Seiten
10 Euro
Schlagwörter: AfD, Bücher, Buchrezension, Kultur