Zur Serie „Marx neu entdecken" von Elmar Altvater (Teil 7, Heft 10)
Zu folgender Fragestellung von Elmar Altvater: »Kommt der Wert der einzelnen Ware zu und welches ist seine Substanz, wenn nicht die in die Ware bei ihrer Produktion ‘inkorporierte' einfache Durchschnittsarbeit, gemessen in Arbeitszeiteinheiten? Oder ist der Wert das Verhältnis der Waren im Austausch, gründet also die Wertform in der Zirkulation?« möchte ich anmerken:
Die Wertform gründet ja in der Tatsache, dass für den Verkauf auf dem Markt (gegen Geld) produziert wird und dafür Arbeit aufgewandt werden muss. Die Wertsubstanz bildet sich aber bekanntlich nicht mittels konkreter sondern abstrakter Arbeit.
Die Abstraktion von der konkreten Arbeit kann aber nur in der Zirkulation, nämlich durch die Konkurrenz erfolgen, die gerade dafür sorgt, dass die Preise um einen Wert schwanken müssen, der – unter der Bedingungen freier Konkurrenz bzw. Reproduzierbarkeit – der durchschnittlich aufzubringenden Arbeitszeit entspricht.
Die »gesellschaftliche Notwendigkeit« der aufzubringenden Arbeitszeit kann ja erst auf dem Markt ermittelt werden. Nur sorgt die Konkurrenz eben auch dafür, dass die Preise dort nicht in den Himmel wachsen, also eben nicht subjektiv von den Marktsubjekten bestimmt werden können! Weshalb auch Appelle an einen ökologisch korrekten Lebensstil nur sehr begrenzte Wirkung haben, solange sie nicht zum Bedürfnis zur Veränderung der Produktionsbedingungen (und entsprechend wirksam) werden, die, solange überhaupt gehandelt wird, eben auch mehr oder minder »faire«, Handelsbedingungen erfordern.
Bedürfnisse und Prozesse zur ökologisch reflektierten Vergemeinschaftung der Produktion können deshalb auch nicht allein der »Produktionssphäre« im engeren Sinne erwachsen, sondern bewegen sich eher als Prozess der Ent-Entfremdung zwischen Produktion und Konsum.
Hans-Hermann Hirschelmann, Berlin