Am 11. Juli ist unser Berliner Genosse und Gründungsmitglied des marx21 Netzwerks, Klaus-Dieter Heiser, plötzlich und viel zu früh verstorben. Ein Nachruf
Wo wir zuhause sind, müssen wir beginnen
Nach mehr als einem halben Jahrhundert sozialistisch-politischer Aktivität hatte Klaus-Dieter Heiser auch jetzt noch viele Pläne. Sein Schwerpunkt war in den letzten Jahren DIE LINKE in Berlin-Neukölln. Klaus-Dieter war tief verwurzelt in dem Bezirk, in dem er fünfzig Jahre gelebt hat, zusammen mit seiner Frau Christiane, mit der er nur zwei Tage vor seinem Tod Goldene Hochzeit feierte. Wir trauern mit Christiane und der gemeinsamen Tochter.
»Die meisten Probleme, die wir in unserem Bezirk haben, werden weder allein in Parlamenten noch auf bezirklicher Ebene gelöst werden können. Aber hier, wo wir zuhause sind, müssen wir damit beginnen; gemeinsam«, schrieb Klaus-Dieter vor wenigen Wochen anlässlich seiner Kandidatur für das Neuköllner Kommunalparlament. Diese Kombination aus Klarsicht und Pragmatismus mit Fokus auf Organisierung von unten prägte sein gesamtes politisches Wirken.
Gewerkschafter, Friedensaktivist und Sozialist
Klaus-Dieter wurde in den 1960er-Jahren politisch aktiv als Drucker in der Gewerkschaftsjugend und in der Friedensbewegung. Das Engagement gegen Krieg war eine Konstante in seinem Leben. Er war in außerparlamentarischen Bewegungen aktiv und hat später dafür gesorgt, dass das Thema ein Teil der lebendigen politischen Praxis der LINKEN bleibt.
Zu West-Berliner Zeiten war er in der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW) organisiert und arbeitete als Chefredakteur der Parteizeitung »Die Wahrheit«. Mit Leidenschaft hat Klaus-Dieter sich immer dafür eingesetzt, dass die Linke mit eigenen Medien in gesellschaftliche Debatten interveniert. Er hat die Zeitung des LINKEN-Bezirksverbands »neuköllnisch« ins Leben gerufen und lange verantwortlich betreut. Auch an der Gründung des marx21-Magazins als Anker des Netzwerks war er beteiligt und veröffentlichte viele Beiträge. In den letzten Jahren wurde er zum aufmerksamen Social-Media-Aktivisten, von dem jüngere Genoss:innen noch vieles lernen konnten. Darüber hinaus war Klaus-Dieter ein hervorragender Fotograf und Chronist der politischen Aktivitäten in seinem weiten Umfeld.
Aufbau einer neuen linken Partei
Klaus-Dieter hat uns gern an seinem reichen Erfahrungsschatz politischer Arbeit teilhaben lassen und scharfsinnig Zusammenhänge erkannt und deutlich gemacht. Dabei half ihm auch sein immenses Wissen über die Geschichte der Arbeiterbewegung, das er immer lebendig hielt. Nie war Klaus-Dieter dabei belehrend, sondern immer interessiert an Austausch und gemeinsamen Perspektiven. Und aus den Augen des ernsthaften politischen Kämpfers blitzte immer auch ein Schelm, der Unachtsame gern mal auf’s Glatteis führt.
Zu Beginn der 2000er-Jahre engagierte sich Klaus-Dieter bei Attac und in der Bewegung gegen die Agenda 2010. Er war davon überzeugt, dass die Zeit reif war für eine neue linke Partei in antikapitalistischer Tradition. Als Marxist gründete er erst die WASG und später DIE LINKE mit.
Er war überzeugt, dass Marxist:innen in diesem Prozess des Aufbaus einer neuen linken Partei eine besondere Verantwortung haben, die sie nicht nur individuell wahrnehmen können, sondern nur kollektiv und organisiert. Deswegen gründete er 2007 das marx21-Netzwerk. Klaus-Dieter wirkte jahrelang im marx21-Koordinierungskreis und prägte damit auch die Arbeit von marx21 maßgeblich. Er füllte die Idee, das Zusammenwirken von Marxist:innen durch ein regelmäßig erscheinendes politisches Magazin zu realisieren, um das sich ein Netzwerk von Diskussions- und Aktionskreisen bildet, mit Leben.
Ein vorbildlicher revolutionärer Kämpfer
Im Bezirksverband Neukölln war er bis 2016 im Vorstand engagiert. Mehrfach leitete Klaus-Dieter dort den Wahlkampf und trug zu den außergewöhnlichen Wahlergebnissen und dem erfolgreichen Parteiaufbau bei. Im parteipolitischen Alltag wurde der Gewerkschafter nie müde, an die Funktion der LINKEN als Interessenvertretung der lohnabhängig Beschäftigten zu erinnern und Aktivitäten vorzuschlagen.
Im Laufe seines langen politischen Lebens hat Klaus-Dieter viele einschneidende gesellschaftliche Veränderungen erlebt. Es gelang ihm, kluge Antworten auf die veränderten Verhältnisse zu finden. Dabei blieb er sich selbst immer treu und bewahrte klare Haltung: als Marxist, als Antifaschist, als Gewerkschafter, als Aktivist. Er war ein vorbildlicher revolutionärer Kämpfer und Aufbauer.
Wir vermissen Klaus-Dieter sehr. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in unseren Herzen und in unserer politischen Arbeit. Klaus-Dieter war es immer ein Anliegen, sein Wissen weiterzugeben und andere zu bestärken. Nun müssen wir lernen, ohne ihn zurechtzukommen. Aber die Erinnerung an Klaus-Dieter bleibt lebendig und ist ein Ansporn, für unsere gemeinsamen Ziele zu kämpfen.
Schlagwörter: DIE LINKE Neukölln, Nachruf