Der Charakter der AfD und die Taktik der Nazis
Der Nazi–Flügel um Höcke, sieht in der AfD eine historische Chance für Faschisten aus der gesellschaftlichen Nische auszubrechen. Auf konkrete programmatische Inhalte kommt es ihnen dabei weniger an, Ziel ist eine faschistische Partei mit Massenbasis. Um dies zu erreichen, müssen sie auch soziale Forderungen in ihrem Parteiprogramm integrieren. Die im Brief genannten »Anschlussaktivitäten« sahen in der Vergangenheit wie folgt aus: Lancierung einer AfD-Kampagne »Sozial ohne Rot zu werden«, Demonstrationen am 1. Mai unter dem Motto »Sozial ohne Rot zu werden«, Gründung des »Alternativen Arbeitnehmerverband Mitteldeutschlands« (ALARM) und Unterstützung rechter Gewerkschaftslisten für Betriebsratswahlen, wie die Kampagne »Werde Betriebsrat« zu den Betriebsratswahlen 2019. Der Gründer von »Alarm« ist der Höcke-Mann und Rechtsanwalt Jürgen Pohl, der auf Platz zwei der Landesliste aus Thüringen für den Bundestag kandidierte. Der »Flügel« hat eine klare Strategie, die auf die Gewinnung von Arbeiterinnen und Arbeitern abzielt. Leute wie Björn Höcke, Jürgen Pohl, Jens Maier oder Andreas Kalbitz arbeiten aktiv am sozialen und »rebellischen« Profil der AfD. Der reaktionäre Antikapitalismus und die »national-soziale« Ausrichtung des Flügels dient dem Aufbau einer Massenbewegung auf der Straße. Vor diesem Hintergrund ist es gefährlich, wenn die LINKE (eingebunden in Regierungsverantwortung), die Opposition der AfD überlässt. Denn das Szenario, dass den taktischen Überlegungen der Nazis in in der AfD zu Grunde liegt, ist nicht realitätsfern. Schon unter der ersten R2G-Regierung von 2016 bis 2019 konnte die AfD ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln. Laut infratest dimap mobilisierte die AfD Thüringen rund 77.000 Nichtwählerinnen und Nichtwähler und nahm zudem allen anderen bisher im Landtag vertretenen Parteien Stimmen weg: die meisten davon der CDU (36.000) und der LINKEN (17.000).
Die angestrebte Vereinbarung der thüringer LINKEN mit der CDU, wonach die Konservativen Bodo Ramelow bei der nächsten Abstimmung im Landtag zu einer Mehrheit für die Wahl zum Ministerpräsidenten verhelfen, könnte sich als Eigentor für DIE LINKE erweisen – aus drei Gründen. Zum einen wird der CDU mit Neuwahlen erst im April 2021 eine unnötige Schonfrist verschafft. Zweitens hat R2G ein weiteres Jahr keine Mehrheiten für linke Politikvorhaben, wenn sie sich von Stimmen der CDU abhängig macht. Drittens wird es der AfD eher nutzen, wenn sie sich angesichts der Kungelei der LINKEN mit der CDU als einizge Kraft gegen das Establishment profilieren kann.
R2G soziale Verbesserung fehlen
Auch beim Thema steigende Mieten in den Städten ist die Bilanz von R2G mehr als ernüchternd. In Jena gibt es mit 1,8 Prozent so gut wie keinen Wohnungsleerstand, in Erfurt liegt er bei 3,3. In Erfurt sind die Mieten in den vergangenen zehn Jahren um 35 Prozent gestiegen, in Weimar um 37 Prozent.
Der Kurs der LINKEN
Für die Partei in Thüringen bedeutete diese Ausrichtung eine Überparlamentarisierung und Stellvertreterpolitik, bei der die Fraktion und Ministerinnen und Minister die eigentlichen Akteure der Partei sind. Nach den Wahlen in Thüringen ging ein regelrechtes Feuerwerk für den Kurs von Ramlow durch die Republik. Über die politischen Lager hinweg eine trügerische Einigkeit. Von der linksliberalen »TAZ« bis zur konservativen »FAZ«, der LINKE-Ministerpräsident wird als Superstar gefeiert: Der »bürgernahe« (FAZ), der »Realist und Staatsmann« (NDR), »Triumph der Ramelow’schen Realpolitik« (Welt) und »Ramelow ist die Mitte« (TAZ) lauteten die Schlagzeilen.
Glänzende Umfragen, aber mit hohem Preis
Entscheidend für die kommenden Jahre ist daher, dass die Linke sich eindeutig gegen neoliberale Maßnahmen stellt und wirkliche soziale Verbesserung erzielt. Dafür ist eine Kampfansage an die Bundesregierung nötig, weil wichtige Stellschrauben für einen Politikwechsel auf der Landesebene im Bund gedreht werden müssten – z.B. in der Steuer- und Sozialpolitik. Sollte die Linke bei dieser Aufgabe versagen bietet sie der Rechten die Möglichkeit, in das durch Frustration und enttäuschte Hoffnungen entstanden Vakuum, vorzudringen. Wenn es der LINKEN in den nächsten fünf Jahren nicht gelingt, den Menschen eine Perspektive zur grundlegenden Verbesserung der Lebensverhältnisse in Thüringen zu bieten, droht nicht nur ein Absturz, sondern auch der weitere Aufstieg der faschistischen AfD. Darauf spekuliert der Höcke-Flügel.
Eigenständigkeit bewahren!
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