Vier Tage, hundert Veranstaltungen, ein Kongress: Auch im Jahr 2016 lädt das Netzwerk marx21 wieder zum Kongress MARX IS‘ MUSS. Wir sprachen mit der Organisatorin Fanni Stolz
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Fanni Stolz gehört dem Organisationsteam an, das »MARX IS‘ MUSS 2016« vorbereitet.
marx21: Fanni, du organisierst den Kongress MARX IS‘ MUSS. Als Linke können wir uns ja manchmal vor Veranstaltungsangeboten kaum retten …
Fanni Stolz: Das stimmt, aber MARX IS‘ MUSS ist in jedem Jahr mein persönliches Highlight!
Warum?
Wir erleben gegenwärtig eine extrem polarisierte gesellschaftliche Situation: Auf der einen Seite gibt es Hunderttausende, die in Deutschland Sicherheit suchen und breite Solidarität erfahren. Auf der anderen Seite nehmen leider auch rassistische Vorurteile und rechte Gewalt zu. Gruppen und Bewegungen wie die AfD und Pegida erhalten starken Zulauf. In dieser Situation wollen wir uns darüber austauschen, wie eine andere, bessere Welt aussehen könnte. Es ist noch gar nicht lange her, da war Griechenland das bestimmende Thema. Wir gehen davon aus, dass wir über ganz grundsätzliche Punkte diskutieren müssen, um die Gesellschaft verstehen zu können. Deswegen bieten wir auf dem Kongress ein spannendes und umfangreiches Programm mit über hundert Veranstaltungen an. Dazu laden wir Aktivistinnen und Aktivisten, Experten und Expertinnen sowie linke Prominente ein. Die aktuelle Liste der Referentinnen und Referenten gibt es online. Auch bemühen wir uns um internationale Gäste, beispielsweise aus den USA oder dem Nahen Osten. Wir nehmen uns Zeit, über historische Themen zu reden, aktuelle Debatten marxistisch zu betrachten und basierend darauf strategische Diskussionen zu führen. Zu unserem Kongress kommen Besucherinnen und Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet, zum Teil sogar aus den europäischen Nachbarländern. Zwischen grundlegenden Debatten und strategischen Diskussionen schaffen wir Platz für einen Praxisaustausch. Und zu guter Letzt ist es immer schön, bei dem Kongress neue Gesichter kennenzulernen und alte Bekannte wiederzutreffen.
Wie spiegelt sich das im Programm wider?
Den Schwerpunkt legen wir auf zwei große Themenblöcke: einen zu Austerität und Klassenkämpfen in Griechenland und im restlichen Europa sowie einen zum Kampf gegen Rassismus. Die Zunahme rechter Gewalt ist erschreckend. Pegida, NPD, AfD und ihr Gesinnungsumfeld wollen die aktuelle Situation für sich ausnutzen. Im kommenden Jahr stehen einige Landtagswahlen an. Es ist möglich, dass die AfD in weitere Parlamente einzieht. Wie soll die Linke darauf reagieren? Wie kann die rassistische Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und der Europäischen Union gestoppt werden? Auch wenn das keine einfachen Diskussionen werden, freue ich mich darauf, sie beim MARX IS‘ MUSS zu führen. Ebenso freue ich mich auf andere Themen, die schon seit Jahren eine wichtige Rolle bei unserem Kongress spielen – etwa Frauenbefreiung marxistisch zu betrachten und zu verstehen. Für mich als Studentin ist der Kongress auch deshalb so spannend, weil marxistische Grundlagen an den Universitäten kaum mehr angeboten werden. Das vorläufige Programm ist übrigens schon online. Du findest es auf www.marxismuss.de.
Es gibt auch einen Seminartag. Was passiert da?
Der Seminartag existiert nun schon seit mehreren Jahren. Wir haben einfach bemerkt, dass die Aneignung von Theorie in unserem politischen Alltag oft zu kurz kam. Wir sind davon überzeugt, dass man die Welt verstehen muss, um sie zu verändern.
Deshalb bieten wir zu acht verschiedenen klassischen marxistischen Themenfeldern Seminare an: von der Kritik der Ökonomie über Philosophie bis hin zu Staat und Revolution. Dabei nehmen wir uns den ganzen ersten Kongresstag Zeit, Texte zu lesen, zu verstehen und diese untereinander zu diskutieren. Das kommt gut an: Im vergangenen Jahr nahmen über 350 Personen am Seminartag teil. Vorbereitet wird der Tag von den Studierenden des Netzwerks marx21. Aber keine Sorge: Natürlich sind alle herzlich willkommen, auch diejenigen, die nicht studieren. Im Frühjahr werden die Seminartexte in Form kleiner Broschüren auf unserer Website erscheinen.
Wie kann man den Kongress unterstützen?
Indem man sich früh anmeldet! Jede frühe Anmeldung hilft uns bei der Planung – und wird mit einem Frühbucherrabatt belohnt. Wir freuen uns natürlich über jeden und jede, der oder die uns bei der Mobilisierung helfen möchte. Es nützt uns auch, wenn ihr an der Universität, im Betrieb, im lokalen LINKE-Büro oder in Kneipen und Cafés MARX IS‘ MUSS-Flyer und Plakate auslegt. Gerne schicken wir Interessierten Mobilisierungsmaterialien. Meldet euch einfach bei uns unter: mim (at) marx21.de. Außerdem könnt ihr unsere Website besuchen, »gefällt mir« auf unserer Facebook-Seite klicken und sie mit euren Freundinnen und Freunden teilen.
Anmeldung
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Podcast
Hier findest du vergangene Veranstaltung als mp3
Schlagwörter: AfD, Analyse, Antirassismus, Bernd Riexinger, Christine Buchholz, DIE LINKE, Ilan Pappe, Katja Kipping, Klassenkampf, Linke, Marx is Muss, marx21, Marxismus, Pegida, Theorie