Vor 50 Jahren machte Neil Armstrong den berühmten kleinen Schritt für einen Menschen. Doch statt die Wissenschaft voranzubringen, missbrauchte die US-Regierung die erste Mondlandung für ihren sinnlosen Kalten Krieg. Von Hans Krause
»Der Adler ist gelandet« meldeten die US-amerikanischen Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 ans Missionskontrollzentrum, nachdem sie ihre Landefähre aufgesetzt hatten. Doch die ersten beiden Männer auf dem Mond brachten die Raumfahrt kaum und die Menschheit kein bisschen voran. Stattdessen war die Landung ein extrem teures und mörderisches Symbol für die Überlegenheit der USA im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion.
Die Nazis und der Wettlauf ins All
Der Wettlauf ins All zwischen den USA und der Sowjetunion begann aus technologischer Sicht im Juni 1944 in Nazi-Deutschland. Damals flog eine Rakete vom Raumfahrtzentrum Peenemünde auf der Insel Usedom 170 Kilometer hoch und wurde damit das erste von Menschen hergestellte Objekt im Weltraum.
Doch die Nazi-Regierung nannte die Rakete »Vergeltungswaffe 2«, kurz »V2«, machte sie mit einem 1100 Kilogramm-Sprengkopf zur ersten militärischen Rakete der Welt und schoss ab September über 3000 Stück hauptsächlich auf Antwerpen und London.
Die Nazis ermordeten allein mit der V2 etwa 9000 Menschen, fast alle Zivilisten. Beim Bau der Raketen wurden zudem etwa 12.000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter durch pausenlose Arbeit und Hunger getötet.
Sowohl die US-amerikanische als auch die sowjetische Regierung waren von den Massenmord-Möglichkeiten der neuen Waffe so begeistert, dass sie nach dem Krieg versuchten, die verantwortlichen Wissenschaftler und Offiziere anzuwerben. Wobei die US-Regierung mehr Erfolg hatte.
In einer Geheimoperation wurden in den nächsten Jahren über 1600 deutsche Wissenschaftler und Ingenieure bei der US-Armee angestellt, die überwiegend auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielten. So wurde der Betriebsleiter der wichtigsten V2-Abschussrampe und SS-Mitglied Kurt Debus von 1962 bis 74 Direktor des Weltraumbahnhofs »Kennedy Space Center« in Florida. Dort startete auch der erste bemannte Flug zum Mond.
SS-Sturmbannführer Wernher von Braun war technischer Direktor des Raumfahrtzentrums Peenemünde und suchte 1944 im KZ Buchenwald persönlich Häftlinge für den Bau der V2 aus. Nach dem Krieg arbeitete von Braun schon ab September 1945 für die US-Armee und war von 1960 bis 70 Direktor des »Marshall Space Flight Center« in Alabama, der größten Forschungseinrichtung für Raketentechnik der USA.
Die sowjetische Armee konnte jedoch das Raumfahrtzentrum Peenemünde und die größte deutsche Raketenfabrik bei Nordhausen besetzen und Maschinen, Abschussrampen und Raketen in ihr Heimatland bringen. Beide Supermächte bauten Kurzstreckenraketen nach Vorbild der V2.
Die US-amerikanische Armee entwickelte ab 1946, die sowjetische ab 1953 auch Interkontinentalraketen. Damit können Atombomben mit einer vielfachen Sprengkraft der Bombe von Hiroshima 1945 in etwa 30 Minuten Flugzeit auf das jeweils andere Land schießen.
Ein Satellit, der nur fliegen konnte
Doch weil die Aussicht auf gegenseitige Zerstörung beider Staaten und Ermordung der meisten Bewohner selbst den verrücktesten Politikern nicht ganz geheuer war, benutzten sie die leistungsstarken Raketen lieber für Flüge in den Weltraum. Mit der neuen Technik bestand langfristig die Aussicht, mit Satelliten die gegnerische Armee auszuspionieren. Zunächst war jedoch nicht mehr möglich, als die Illusionzu erwecken, man könne den Weltraum militärisch nutzen und die feindliche Regierung zu verängstigen.
Während der sowjetischen Entwicklung des »Sputnik 1« (deutsch: »Satellit 1«) wurden 1956 zahlreiche wissenschaftliche Ziele wie das Messen der Dichte der Atmosphäre und des Magnetfelds der Erde festgelegt. Doch der Bau der dafür notwendigen Instrumente hätte mehr Zeit benötigt und bedeuten können, dass die USA schneller sind.
Also schoss die sowjetische Regierung im Oktober 1957 den ersten Satelliten der Geschichte ohne Instrumente in den Weltraum, der dort wenig tun konnte, außer der erste Satellit zu sein. Auch die Kugelform hatte keine wissenschaftlichen Gründe. Sie sollte lediglich den weltweiten Medien den Eindruck eines künstlichen Mondes vermitteln, wenn auch nur mit einem Durchmesser von 58 Zentimetern.
»Sputnikschock«: Hysterie und Panikmache
Obwohl der genaue Zeitpunkt des Starts des Sputniks geheim war, wussten Regierungen, Armeen und Wissenschaftler weltweit, dass eine solche Mission kommen würde. Sowohl die sowjetische als auch die US-amerikanische Regierung hatten bereits 1955 angekündigt, einen Satelliten vorzubereiten. Zudem wusste der US-amerikanische Geheimdienst ungefähr vom Entwicklungsstand des Projekts.
Hinzu kommt, dass die Sputnik-Rakete als Waffe recht ungeeignet war. Es waren nie mehr als zehn Stück gleichzeitig einsatzfähig. Außerdem kannte die US-Armee die wenigen Standorte und hätte sie in einem Krieg wahrscheinlich schnell zerstört.
Dennoch missbrauchten Regierungen und Generäle in den USA und anderen NATO-Staaten den sowjetischen Satelliten, um eine große Welle an Hysterie und Panikmache über die Welt zu ergießen, die später als »Sputnikschock« bekannt wurde. Damit rechtfertigten sie den extremen Anstieg der Ausgaben für Militär und den Bau der Atomwaffen, mit denen bis heute ein Vielfaches der gesamten Weltbevölkerung ermordet werden könnte.
Der Flopnik flog nur zwei Sekunden
Nachdem die Sowjetunion im November mit »Sputnik 2« auch den ersten Hund in die Erdumlaufbahn gebracht hatte, ordnete Präsident Dwight Eisenhower persönlich an, das US-amerikanische Satellitenprogramm stark zu beschleunigen, um den Erfolg der Sowjetunion nachzuholen, was zunächst misslang. Der erste Satellitenstart der USA im Dezember dauerte live im Fernsehen übertragen zwei Sekunden, bevor die Rakete in einem großen Feuerball explodierte.
Zeitungen verspotteten den gescheiterten Versuch in Anspielung auf den sowjetischen Satelliten als »Flopnik« oder »Kaputnik«. Im UNO-Sicherheitsrat bot der sowjetische Botschafter den USA ironisch »technische Unterstützung für zurückgebliebene Nationen« an. Erst 1958 wurde unter Leitung von Wernher von Braun der erste US-amerikanische Satellit in die Erdumlaufbahn gebracht.
Die Sowjetunion behielt ihren scheinbaren »Vorsprung« zunächst, indem sie 1961 mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins Weltall brachte. Ihm gelang eine vollständige Erdumkreisung. Doch ähnlich wie beim Sputnik bestand der Zweck der Mission nicht in wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern lediglich darin, schneller zu sein als die USA.
Möglich war das mit weiterhin extrem hohen Ausgaben. Doch durch den Beginn der bemannten Raumfahrt, riskierten beide Supermächte jetzt auch das Leben zahlreicher Astronauten.
Während Gagarin vor dem Start ruhig gewesen sein soll, stand Chefkonstrukteur Sergei Koroljow kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Von den bisherigen 24 Starts unbemannter sowjetischer Raumschiffe waren nur 12 erfolgreich gewesen und Koroljow bekam Angst davor, dass er den 27-jährigen Gagarin gerade in den Tod schickt.
Gagarins schöne Aussicht
Weil zu wenig Informationen über die Wirkung der Schwerelosigkeit auf Menschen vorlagen, wurde die Flugzeit auf eine Erdumrundung in unter zwei Stunden festgelegt. Trotzdem befürchteten die Verantwortlichen, Gagarin könnte während des Flugs das Bewusstsein verlieren oder sterben oder sein Gehirn oder Körper könnten falsch reagieren und er sein Raumschiff zum Absturz bringen.
Deshalb konnte Gagarin während seines Flugs weder wissenschaftlich arbeiten, noch das Raumschiff steuern. Der Flug wurde komplett von der Erde gelenkt. Gagarin machte nichts, außer per Funk über seinen Gesundheitszustand und den schönen Ausblick zu berichten. Er landete nach 108 Minuten unverletzt auf der Erde.
Ähnlich wie nach dem Flug des »Sputnik« missbrauchte die US-Regierung auch Gagarins Raumfahrt, um Propaganda für noch höhere Ausgaben für die eigenen Programme zu machen. Präsident John F. Kennedy hatte noch in seinem Wahlkampf 1960 Eisenhowers unverhältnismäßig hohe Ausgaben für die Raumfahrt kritisiert. Doch nach Gagarins Flug ins All im April 1961, gründete Kennedy im Mai das Apollo-Programm, das den bemannten Flug zum Mond ermöglichen sollte.
Kennedys triefender Patriotismus
1962 machte Kennedy einen waghalsigen Schritt und kündigte in einer vor Patriotismus triefenden Rede an, dieses Ziel bis zum Ende des Jahrzehnts zu erreichen. Weder Kennedy selbst noch irgendein Wissenschaftler wussten damals, wie das in sieben Jahren geschehen sollte. Möglich wurde es nur durch weitere Milliardenausgaben. Auch die Sowjetunion startete ein Programm zur bemannten Mondlandung, das jedoch scheiterte.
Während die US-Regierung die Militärausgaben für den Krieg in Vietnam bis 1967 auf 9,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhte, stieg gleichzeitig das Budget für die Weltraumbehörde NASA zwischen 1962 und 66 von 1,3 auf 5,9 Milliarden US-Dollar um das Viereinhalbfache. In heutigen Preisen entspricht das umgerechnet 39 Milliarden Euro nur für die Raumfahrt nur im Jahr 1966. Allein das Apollo-Programm beschäftigte auf seinem Höhepunkt 400.000 Menschen.
Die Sowjetunion hat solche Zahlen nie veröffentlicht. Historiker schätzen heute jedoch, dass ihre entsprechenden Ausgaben im Vergleich zum BIP das Eineinhalbfache bis Doppelte der USA betragen haben, sowohl für Militär als auch Raumfahrt.
Zum Vergleich: Präsident Donald Trump hat die Militärausgaben der USA von 3,1 auf 3,2 Prozent des BIP erhöht und versucht, Deutschland zu 2,0 Prozent zu drängen. Das Budget der USA für Raumfahrt beträgt heute umgerechnet 18 Milliarden Euro. Russlands Militärausgaben betragen 3,9 Prozent des BIP, die Ausgaben für Raumfahrt umgerechnet 2,6 Milliarden Euro pro Jahr.
Zudem setzten beide Seiten das Leben der Piloten und anderer Angestellter aufs Spiel, um erst den Wettlauf ins All und dann zum Mond zu gewinnen. Schon 1960 wurden auf dem sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur mindestens 126 Menschen getötet, als eine Rakete explodierte.
Feuer im Raumschiff tötet Astronauten
1966 verunglückten die US-amerikanischen Astronauten Elliott See und Charles Bassett tödlich beim Anflug auf ein Raumfahrt-Trainingszentrum im Schnee, Nebel und tiefhängenden Wolken. Flüge von Astronauten wurden auch unter gefährlichen Wetterbedingungen durchgeführt, um keine Zeit zu verlieren.
Im Januar 1967 wurden die für die erste Mondlandung vorgesehenen Astronauten Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee getötet, als sich bei Tests in einem Raumschiff Feuer ausbreitete und alle drei verbrannten. Als Ursache des Feuers wurden mehrere Sicherheitsmängel festgestellt: Kabel, die leicht beschädigt werden konnten, Lecks in Rohren des Kühlsystems und Ausgangsluken, die auch im Notfall nur langsam geöffnet werden konnten. Nur wegen des Tods der Astronauten rückten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins für den Flug zum Mond nach.
Von den mehreren Dutzend US-amerikanischen Astronauten war nur einer schwarz. Doch auch Robert Henry Lawrence Jr. wurde im Dezember 1967 bei einem Trainingsflug getötet. Erst 1983 flog der erste schwarze US-Astronaut ins Weltall.
Ebenso wurde der erste Mensch im All Opfer des Raumfahrt-Wettlaufs der Supermächte. Juri Gagarin verunglückte 1968 mit 34 Jahren bei einem Testflug tödlich. Veraltete Wetterinformationen hatten ihn in die gefährliche Situation gebracht.
Auch Neil Armstrong kam als Astronaut drei Mal fast ums Leben. 1962 prallte sein Flugzeug in sehr großer Höhe von der Atmosphäre ab. Armstrong musste in der Wüste notlanden und verfehlte einige Bäume nur knapp.
Eine Umdrehung pro Sekunde
1966 begann bei einem Flug Armstrongs im Weltraum eine Düse ohne Unterbrechung zu feuern, wodurch sich das Raumschiff schließlich mit über einer Umdrehung pro Sekunde um die eigene Achse drehte. Während sein Co-Pilot bereits das Bewusstsein verloren hatte, gelang es Armstrong mit letzter Kraft, die Düse anzuhalten und im Pazifischen Ozean Notzuwassern. Wäre auch Armstrong ohnmächtig geworden, hätten beide nicht überlebt.
1968 fiel in Armstrongs Mondlandungs-Trainingsgerät in 30 Metern Höhe die Steuerung aus. Er sprang mit dem Schleudersitz raus und das Gerät stürzte ab. Hätte er den Schleudersitz eine halbe Sekunde später gestartet, hätte sich sein Fallschirm nicht mehr rechtzeitig geöffnet und Armstrong wäre mit höchstwahrscheinlich tödlicher Wucht aufgeschlagen.
Auch der Flug zum Mond 1969 war extrem riskant. Armstrongs Sohn Rick erklärte später, sein Vater habe ihm vor dem Start gesagt, es gebe eine 50:50-Chance, dass er auf dem Mond landen könne und eine »hohe Wahrscheinlichkeit«, dass er lebend zurückkehre.
Mondlandung: Reise ins Ungewisse
US-Präsident Richard Nixon hatte sich vorher drei Reden schreiben lassen. Eine für den Fall, dass die Astronauten auf die Erde zurückkehren und eine für den Fall, dass sie während des Flugs sterben. Eine dritte Rede hätte Nixon gehalten, wenn die größte Gefahr der Mission eingetreten wäre: dass Armstrong und Aldrin auf dem Mond landen aber nicht wieder abheben können.
In dieser Situation hätten sie auf dem Mond Selbstmord begehen müssen. Eine Rettungsmission war nicht vorgesehen.
Wie bereits bei den angeblichen »Erfolgen« der sowjetischen Raumfahrt, diente auch die Landung auf dem Mond fast ausschließlich dazu, erster zu sein. Der wissenschaftliche Nutzen war hingegen äußerst begrenzt. Außer Gesteinsproben einzusammeln, schicke Fotos zu machen und die US-amerikanische Fahne zu hissen, konnten die Astronauten nicht viel tun.
Auch Armstrongs Spruch über den »kleinen Schritt für einen Menschen« war nicht nur ein auswendig gelernter Spruch für’s Fernsehen, sondern noch nicht mal wirklich der erste auf dem Mond gesprochene Satz. Denn dieser war tatsächlich der Anfang eines technischen Protokolls, dass die Astronauten direkt nach der Landung durchgehen mussten.
Als Armstrong und Aldrin in die Landefähre zurückkehrten, stellten sie fest, dass dort ein Plastikstift abgebrochen war, der für den Start eingerastet sein musste. Weil es für einen solchen Fall keine Anweisungen gab, steckten die Astronauten einen Filzschreiber in die Öffnung, um den Stift zu ersetzen. Tatsächlich gelang damit der Start der Fähre und die Rückkehr zur Erde.
»Weiße sind auf dem Mond«
Während die meisten US-Amerikaner die Mondlandung als patriotisches Ereignis unterstützten, lehnte vor allem die schwarze Bürgerrechtsbewegung sie ab. Der Autor Gil Scott-Heron beschrieb die Kritik in einem Gedicht, das übersetzt beginnt mit:
Eine Ratte hat meine Schwester Nell gebissen,
Mit Weißen auf dem Mond,
Ihr Gesicht und Arme sind angeschwollen,
Und Weiße sind auf dem Mond,
Ich kann keine Arztrechnung bezahlen,
Aber Weiße sind auf dem Mond
In zehn Jahren werde ich immer noch abzahlen,
Während Weiße auf dem Mond sind,
…
Auch die weiteren Missionen blieben lebensgefährlich: 1970 explodierte bei einem Flug zum Mond ein Sauerstofftank. Obwohl dadurch die drei Astronauten hätten in wenigen Stunden ersticken können, meldete Pilot Jack Swigert ans Kontrollzentrum zunächst nur erstaunlich gelassen: »Houston, wir haben ein Problem.«
Weil es dafür keinen Notfallplan gab, mussten die Astronauten unter anderem die eigentlich nicht zusammenpassenden Kohlendioxid-Filter von Raumschiff und Mondlandefähre verbinden, wofür sie 300.000 Kilometer über der Erde Klebeband, Flugpläne, Tüten und eine Socke benutzten. Die Männer schafften unverletzt die Rückkehr.
Insgesamt erreichten nach der ersten Landung in fünf Missionen noch zehn weitere US-amerikanische Astronauten den Mond, alle zwischen 1969 und 72. Seitdem ist niemand mehr dort gewesen.
»Krieg mit anderen Mitteln«
Die sowjetische Regierung brach ihre Mondfahrtprogramm ab, nachdem es keine Chance mehr gab, als erster dort zu sein und behauptete, es hätte nie ein solches Programm gegeben.
Und auch die USA verloren das Interesse, nachdem sich zeigte, dass weder eine militärische noch wirtschaftliche Nutzung möglich war. »Das war Krieg mit anderen Mitteln«, schrieb Roger Launius, früherer Chef-Historiker der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, über den Wettlauf zum Mond.
Denn wissenschaftliche Gründe spielten vor 50 Jahren so wenig eine Rolle wie heute. Dabei könnte eine weitergehende Erforschung helfen, wesentliche Fragen zu beantworten: Wann und wie sind Erde, Mond und der Rest des Sonnensystems entstanden? Hatte der Mond ein Magnetfeld und wenn ja, warum ist es verschwunden? Wie viel Wassereis gibt es an den Polen des Mondes und kann es für Menschen trinkbar gemacht werden? Und vieles andere.
Herrschenden verhindern Wissenschaft
Doch solange auf der Erde eine kleine Minderheit herrscht, die wirtschaftliche Fragen immer in den Mittelpunkt stellt, wird die wissenschaftliche Erkundung des Mondes oder anderer Planeten weiter verhindert.
Wenn nur die Interessen von Militär und Konzernen finanziert werden, bleibt der Fortschritt der Menschheit auch in der Raumfahrt auf der Strecke.
Dass es seit einigen Jahren überhaupt wieder Programme für eine Raumfahrt zum Mond gibt, liegt an den Anfängen eines neuen Kalten Krieges, diesmal hauptsächlich zwischen den USA und China.
Ein neuer Kalter Krieg
So will die chinesische Regierung im Dezember 2019 mit einem Roboter Gestein vom Mond zur Erde bringen. Es wäre das erste Mal, seit einer ähnlichen sowjetischen Mission 1976.
Die USA wollen 2020 ein Teleskop auf die Mondoberfläche und 2021 ein unbemanntes Raumschiff, in dem später Menschen fliegen sollen, in die Mondumlaufbahn bringen.
Darüber hinaus gibt es mehrere Langzeitpläne von Staaten und Raumfahrt-Unternehmen für bemannte Flüge zum Mond. Doch deren Zeit- und Kostenpläne haben sich bisher als noch unzuverlässiger erwiesen als die des neuen Berliner Flughafens.
Regierungen arbeiten gegen- statt miteinander
Denn wie im Kalten Krieg arbeiten die Regierungen aus den USA, China, EU, Russland oder Japan nicht mit-, sondern kämpfen gegeneinander. Jeder Staat hält seine Raumfahrttechnik geheim, für den Fall, dass sie eines Tages doch noch militärisch oder wirtschaftlich nutzbar wird.
Auch künftig wird Wissenschaft ganz überwiegend im Dienst von Konzernen und Armeen stattfinden oder gar nicht. Doch sollte es uns eines Tages gelingen, die Herrschaft dieser Vorstände, Politiker und Generäle abzuschütteln, die Wünsche und Ziele der Menschen tatsächlich auf demokratischem Weg zum Maßstab zu machen, böten sich auch in der Raumfahrt völlig neue Möglichkeiten, wissenschaftliche Erkenntnis und den Fortschritt der Menschheit voranzubringen.
Dann gibt es vielleicht eines Tages tatsächlich die Chance, an Orte vorzudringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Fotos: Wikipedia
Schlagwörter: Kalter Krieg, Sowjetunion, USA