Die Wochenzeitung Jungle World hat in einem Artikel »Mit Allah gegen die AfD« kritisiert, dass auf dem »MARXISMUSS«-Kongress der Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, spricht. Eine Stellungnahme von marx21
Wir freuen uns, dass Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, auf unserem »MARXISMUSS«-Kongress 2017 sprechen wird. Gemeinsam mit anderen wird er die Frage diskutieren: »Wie stoppen wir die AfD?«
Strategien im Kampf gegen die AfD
Die Frage nach Strategie im Kampf gegen die AfD ist nicht nur von überragender Bedeutung für die Linke in Deutschland. Sie ist auch auf das engste mit der Frage nach einer Strategie gegen den Rassismus verbunden, der sich seit Jahren vor allem gegen Muslime richtet. Die AfD hat auf ihrem Programmparteitag Ende April 2016 in Stuttgart den Kampf gegen den Islam zu ihrem Hauptthema erklärt. Ihr Kernsatz lautet: »Der Islam gehört nicht zu Deutschland.«
Rassismus gegen Geflüchtete und Muslime
Der Aufstieg der AfD geht einher mit einem besorgniserregenden Anstieg von Angriffe auf Moscheen und Flüchtlingsheime in Deutschland. Der Hass gegen den Islam wird durch eine Medienberichterstattung geschürt, die die Geflüchteten aus islamisch geprägten Ländern wie Syrien, Irak und Afghanistan als eine Belastung für die deutsche Gesellschaft darstellen.
Akt der Solidarität
Aiman Mazyek ist als einer der prominentesten Vertreter der Muslime in Deutschland Zielscheibe dieses Hasses und mit Drohungen gegen seine Person konfrontiert. Die Einladung an ihn ist auch ein Akt der Solidarität mit ihm und allen anderen Muslimen, die von Rassisten und Nazis angegriffen werden.
Pauschalverdächtigungen
Aiman Mazyek ist Vorsitzender des Zentralrats der Muslime und vertritt damit einen von vier muslimischen Dachverbänden, der breit aufgestellt ist. Unter dessen Dach versammeln sich viele unterschiedliche Strömungen und Schattierungen. Obwohl Mazyek selbst immer wieder deutlich macht, dass er Gewalt im Namen des Islams zurückweist, wird er wiederholt mit Pauschalverdächtigungen konfrontiert, er würde sich nicht genug von »Extremisten« distanzieren. Auch das ist Ausdruck der Ausgrenzung mit der Muslime in Deutschland zu kämpfen haben.
Entschieden gegen Nationalismus und Faschismus
Aiman Mazyek ist nicht Mitglied von ATIB oder der Grauen Wölfe, wie einige behaupten (er ist im Übrigen kein Türke, sondern hat syrisch-deutsche Eltern). Er ist auch kein »Islamist«, sondern setzt sich für religiöse Toleranz auf allen Seiten ein, auch in der eigenen Gemeinde. Er steht beispielsweise für die Freiheit der Entscheidung, ob muslimische Frauen Kopftuch tragen oder nicht. Für uns ist entscheidend, dass Aiman Mazyek sich in der Öffentlichkeit immer wieder klar von Nationalismus und Faschismus abgegrenzt hat und auf dieser Grundlage auch den Verband nach außen vertritt.
Stimme der Unterdrückten
Er spricht vielen Diskriminierten aus der Seele, wenn er deutlich gegen Ausgrenzung und Generalverdächtigungen Stellung bezieht. Er engagiert sich nicht nur in Talkshows und Interviews, sondern auch auf der Straße, beispielsweise im Bündnis »Aufstehen gegen Rassismus«.
Aiman Mazyek sagte auf einer Demonstration dieses Bündnisses im vergangenen September: »Liebe Demonstranten, wer eine Kirche oder Christen angreift, so ist es, als ob er uns alle angegriffen hat. Wer ein Anschlag auf eine Synagoge verübt, der hat einen Anschlag auf uns ausgeführt. Wer im Namen einer Religion oder irgendeinem Nationalismus Menschen mit keiner Religion angreift, hat sich außerhalb unserer Gemeinschaft gestellt. Wenn Rechtsextreme und Rechtspopulisten die Muslime existentiell angreifen, dann greifen sie alle Religionen an, dann greifen sie Deutschland und unsere Verfassung an. Kein Hass und keine Menschenfeindlichkeit auf unseren Straßen und im Netz. Nein zu Antisemitismus. Nein zum antimuslimischen Rassismus! Nein zu gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit. Nein zu Homophobie. Nein zu Antiziganismus!«. (Link zum Redebeitrag)
Daher ist es kein Zufall, dass er eine Zielscheibe für Rechtsaußen darstellt. Bei den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden 2016 wurde Mazyek von PEGIDA-Gründer Lutz Bachmann bedrängt und beschimpft. Und umgekehrt, ist Mazyek zu einer Symbolfigur und zu einer Stimme vieler unterdrückter Muslime geworden.
Gemeinsam für demokratische Rechte und gegen rassistische Unterdrückung
Für uns sollte es selbstverständlich sein, dass Linke im Kampf gegen Rassismus Solidarität mit Repräsentanten der Muslime üben. Das gilt im Übrigen für alle, die von Rassisten angegriffen werden. Wenn wir uns von den Rechten spalten lassen, dann überlassen wir den rassistischen Hetzern das Feld.
Wir wollen nicht nur über Muslime reden, sondern mit ihnen über die Unterdrückung reden – auch, damit sie ihre subjektive Erfahrung einem Publikum zugänglich machen können, das diese Erfahrung nicht macht. Der gemeinsame Kampf für demokratische Recht und gegen rassistische Unterdrückung ist auch eine Chance den Einfluss reaktionärer politischer Strömungen unter den Muslimen einzudämmen und zurückzudrängen. Deswegen haben wir dieses Jahr, wie auch in den letzten Jahren, Stimmen aus der muslimischen Community eingeladen. Das ist eine Geste die innerhalb der Linken leider zu selten ausgeübt wird.
Linke Solidarität im Kampf gegen Rassismus
»MARXISMUSS« ist ein Kongress, auf dem wir diese Solidarität leben. Wir üben sie nicht unkritisch, sondern in der solidarischen Auseinandersetzung. Aiman Mazyek ist unser Diskussionspartner, sowie es andere Referentinnen und Referenten sind, die aus anderen Traditionen als wir selbst kommen. Wir haben auch Linke aus der Türkei und arabischen Staaten eingeladen, um über Unterdrückung und Widerstand in ihren Ländern zu diskutieren.
Der Kampf gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland und die Solidarität mit dem Widerstand in muslimisch geprägten Ländern sind kein Widerspruch, sondern ergänzen sich.
Mehr Informationen zur Strategie von marx21 im Kampf gegen Rechts, Analysen zum antimuslimischen Rassismus und die Aufgaben einer modernen Linken findest du hier.
Der Ruf der Rassisten: Fakten gegen die islamfeindliche Hetze der AfD
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