Die Rapperin Nashi44 aus Berlin-Neukölln hat sich mit Rap-Videos auf Instagram und Auftritten bei antirassistischen Demonstrationen bereits einen Namen gemacht. Bisher veröffentlichte sie die drei Singles »Aus der Pussy«, »Butterfly« und »Magic Clit«. Die empowernden Tracks und amüsanten Punchlines machen Vorfreude auf mehr. Eine Rezension von Karim Khoury
»Je weiter du kommst, irgendwann sind einfach nur noch weiße Männer in den Labelstrukturen«, wird Nashi44 vom Bayerischen Rundfunk zitiert. Nur einer von vielen Gründen für Nashi44, Lärm gegen Sexismus und Rassismus zu machen. Dabei war Rap schon immer politisch mit klarer Haltung: gegen das Establishment und für Gerechtigkeit. Trotzdem hat sich in Deutschland das Subgenre »politischer Rap« entwickelt. Mit Künstlern, die oft zu Uni für die Straße sind – und deshalb nur auf dem Campus Köpfe zum Nicken bringen. Nashi44 macht explizit politische Musik, ohne nach überfüllten Proseminarräumen zu riechen. Aufgrund von Rassismus, der ihr von Professor:innen und Kommiliton:innen entgegengebracht wurde, gab sie ihr Studium in Jazz- und Popgesang auf. Nashi44 macht ihrer Wut mit Musik Luft und empowert so alle, die ihre Erfahrungen teilen.
Mittelfinger an die sexistische Männerwelt
In ihrer Debütsingle »Aus der Pussy« beschäftigt sie sich mit der Fetischisierung ostasiatischer Stereotype und der lästigen Nachfrage nach ihrer Herkunft. Darauf hat sie eine klare Antwort gefunden: »Aus der Pussy / Aus der Coochie / Aus der Con Chim / meiner Mutti«, knallt die Hook auf einen Beat der Nice Guys.
In ihrer zweiten Single »Butterfly« haut sie den nächsten antirassistischen und antisexistischen – ja, das geht – Hit raus. Es geht ihr um die »Neukreation des Bildes und der Story einer vietdeutschen Frau«. Nashi44 ist diese »fierce viet-deutsche Frau / In meiner Präsenz kriegst du Hund Gänsehaut / Sag nur ein falsches Wort und ich hau dir auf’s Maul / Also sag besser >Ciao< zu deinem feuchten Traum.« Eine messerscharfe Kritik, die Vorurteile aufgreift und hinter Bars bringt. Der respektlose Trap Beat lässt ihrer Stimme genügend Platz, um ihren Zuhörer:innen Punchlines auf die Ohren zu geben.
Ihre dritte Single »Magic Clit« ist der bislang größte Mittelfinger von Nashi44 an die sexistische Männerwelt. Punchlines gegen Fuckboys treffen auf einen reduzierten, basslastigen Beat. Nashi44 räumt mit sexistischen Klischees auf und dreht den Spieß um. Der Mann »kniet sich hin / ich lehn mich zurück / Baby give me that lick / ich geb’ ihm wie Lil Kim meine Magic Clit«.
Nashi44 weiß mit dem Game zu spielen
Nashi44 steigt mit eigenem Style auf die Bühne und segnet das Mic mit klaren Ansagen. Sie begeistert mit ihrem Geschick, politische Aussagen locker in ihre persönlichen Geschichte zu integrieren, ohne explizit politisch zu rappen. Mit Studentenrap hat das nichts zu tun. Nashi44 weiß mit dem Game zu spielen – ohne sich vom Game spielen zu lassen. Einfach nur mit Selbstbewusstsein und Haltung. Sie ist Sprachrohr für viele Asia-Deutsche, deren Stimme oft ungehört bleibt und deren Gesichter viel zu selten in Musikvideos zu sehen sind. Danke Nashi, wir freuen uns auf deine EP »Asia Box«!
Die Tracks
Nashi44
Aus der Pussy, Butterfly und Magic Clit | 3 Songs, 7 Minuten
Berlin-Neukölln
2021
EP »Asia Box« März 2022
Stream auf Amazon Music, Apple Music, Deezer, Instagram, Spotify und Youtube
Schlagwörter: Feminismus, Migration, Musikrezension, Rassismus, Rezension, Sexismus