Amazon lässt Lauren Olivers Roman »Panic: Wer Angst hat, ist raus« verfilmen. Das Resultat: filmisch gut, politisch durchwachsen. Von Sascha Alexander
Die zehnteilige Serie dreht sich um Jugendliche in einer texanischen Kleinstadt, die gerade die High School abgeschlossen haben. Jedes Jahr veranstalten anonyme »Richter:innen« ein großangelegtes Spiel, »Panic«, an dem alle Absolvent:innen teilnehmen können. Dabei müssen sie ziemlich waghalsige Aufgaben bestehen – im Vorjahr sind eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer gestorben –, um Aussicht auf einen Gewinn in Höhe von 50.000 US-Dollar zu haben.
Waghalsige Aufgaben und »American Dream«
Ein risikoreiches Spiel als einziger Ausweg aus einer trostlosen Stadt, um doch noch irgendwie studieren und den »American Dream« leben zu können, ist keine entfernte Dystopie, sondern könnte bereits jetzt Realität sein. Diese von Oliver übernommene Grundidee ist kreativ. Auch bleibt die Serie durchweg spannend, und die Hauptcharaktere sind sympathisch. Allerdings scheut die Serie davor zurück, den Kapitalismus offen zu hinterfragen –, obwohl dies doch so nahe liegen würde. Dadurch wird eine politische Interpretation möglich, die zu Jeff Bezos passt: Heather, die im Mittelpunkt der Serie steht, und Ray, anfangs so etwas wie der Antagonist, kommen beide aus (weißen) Arbeiterfamilien. Der familiäre Hintergrund wird zum Klischee: Die Eltern sind alkohol- und drogenabhängig und vernachlässigen ihre Kinder. Heather nimmt nur an »Panic« teil, weil ihre Mutter mal wieder kein Geld hat und hinterhältig die hart erarbeiteten Ersparnisse ihrer Tochter plündert. Scheitert der »American Dream« also doch nur am Suff der Arbeiter:innen?
Die Serie
»Panic«
1 Staffel
10 Folgen, jeweils rund 40 Minuten
2021
Kann bei Amazon gestreamt werden.
Schlagwörter: American Dream, Filmrezension, Kultur, Rezension