Die größte Protestwelle seit 2005 setzt den seit 35 Jahren herrschenden Diktator Robert Mugabe unter Druck
Trotz der Festnahme des beliebten Geistlichen Evan Mawarire und des Versuchs, den Messaging-Dienst WhatsApp zu blockieren, riefen Aktive in Simbabwe zu einer zweitägigen Blockade des Landes am 13. und 14. Juli auf. Ein eintägiger Ausstand legte schon am 6. Juli Schulen, Unternehmen und Geschäfte im ganzen Land lahm.
Es war der größte Streik seit 2005. Die Menschen protestieren wegen Nahrungsmittelknappheit, ausstehender Löhne, Korruption und Unterdrückung.
Löhne nicht ausgezahlt
Simbabwe ist so gut wie pleite. Im Juni bezahlte das Regime Robert Mugabes die Beamtenschaft zu spät. Militär und Polizei wurden mit einer Verzögerung von zwei Wochen bezahlt; Lehrer und Krankenschwestern erst unmittelbar vor den Protesten, berichtet Nehanda Radio aus der Hauptstadt Harare.
Das Geld ist so knapp, dass das Regime sogar Teile der Armee in den Zwangsurlaub schickte. Die wichtigsten Einheiten sind allerdings pünktlich bezahlt worden.
Devisen werden knapp
Gehälter müssen Fremdwährungen ausgezahlt werden, weil Simbabwe seine eigene Währung im Jahr 2009 aufgegeben hat, um der galoppierenden Inflation Einhalt zu gebieten. Da das Land mehr importiert als exportiert, ist es inzwischen so knapp an Devisen, dass selbst lebenswichtige Güter wie Mais und Benzin nicht mehr eingeführt werden können.
Viele Menschen können sich nicht selbst ernähren. Dies wird durch die schwerste Dürre seit Jahrzehnten noch verschärft. Den wenigen Simbabwern, die noch Geld auf ihren Bankkonten haben, wurden strenge Grenzwerte auferlegt, wie viel sie abheben dürfen, was zu langen Warteschlangen vor den Banken geführt hat.
Proteste gegen Mugabe
Viele Menschen versuchen im grenzüberschreitenden Handel Geld zu verdienen. Doch um zu verhindern, dass Geld aus dem Land fließt, stoppte die Regierung Juni die Einfuhr vieler Güter – von Körperpflegeprodukten bis hin zu Betten und Dünger.
Dagegen wehrten sich die Menschen Ende Juni mit Demonstrationen an der südafrikanischen Grenze. Sie setzten ein Lager der Steuerbehörde für beschlagnahmte Waren in Beitbridge in Brand.
»Die Angst verschwindet langsam«
Am 4. Juli versammelten sich Demonstranten in der Hauptstadt Harare im Vorfeld des Streiks im öffentlichen Dienst. Die Polizei griff die Demonstration brutal an und verhaftete 57 Personen. Aber die Repression hat den Widerstand nicht gebrochen.
Diktator Mugabe, der seit mehr als 35 Jahren herrscht, steht vor den größten Protesten seit vielen Jahren. Ein Aktivist in Zimbabwe sagte der britischen Zeitung Socialist Worker: »Es ist sehr wichtig, dass die Angst und die Hoffnungslosigkeit langsam verschwinden. Die Menschen sind verzweifelt, aber sie sind auch wütend, und das ist eine starke Mischung.«
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