Titus Engelschall, Elfriede Müller und Krunoslav Stojaković haben in der Reihe Kritik & Utopie des Mandelbaum Verlags ihre Überlegungen zur revolutionären Gewalt vorgelegt. Eine Buchrezension von Sascha Alexander
Auf eine sehr knappe theoretische Einführung zu Krieg und Revolution bei Marx, Engels und Lenin folgt im Buch schon der Hauptteil. Der Hauptteil beleuchtet zahlreiche revolutionäre Ereignisse, unter anderem die Haitianische Revolution, die Russische Oktober-Revolution, den Algerischen Befreiungskrieg und schließlich Chile unter Salvador Allende. Der Schreibstil ist angenehm und die Auswahl der Fallbeispiele sinnvoll. Leider fehlen häufig Literaturangaben.
Das Kapitel zur Russischen Revolution vertritt unkritisch die These von zunehmender Repression und einem direkten Übergang von Lenin zu Stalin. Es fehlt eine Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen. Die internationale Isolation der Revolution wird nur beiläufig erwähnt. Damit wird jedoch einer der wichtigsten Gründe für das Erstarken der Konterrevolution und Gegengewalt ausgeblendet. Stattdessen wird eine autoritäre »Haltung« elitärer Bolschewiki als Grund angeführt.
Das Abschlusskapitel zieht eine Bilanz revolutionärer Gewalt. Wenn das 20. Jahrhundert als »Geschichte der gescheiterten und verratenen Revolutionen« gelesen werden kann, was heißt das für uns heute? Jegliche Machtausübung. also auch revolutionäre Gewalt, müsse ständig von der Bewegung hinterfragt werden. Leo Trotzkis »Terrorismus und Kommunismus« oder Rosa Luxemburgs Gedanken zur Russischen Revolution, die im Buch kaum Beachtung finden, werfen dagegen Zweifel auf, ob dies jemals anders war.
Das Buch:
Titus Engelschall, Elfriede Müller, Krunoslav Stojaković
Revolutionäre Gewalt – Ein Dilemma
Mandelbaum Verlag
300 Seiten
2019
20,00 Euro
Schlagwörter: Bücher, Gewalt, Lenin, Marxismus, Rosa Luxemburg, Stalin