14 Menschen mussten sterben, als am Pfingstsonntag in Italien am Lago Maggiore eine Seilbahn-Gondel in die Tiefe stürzte. Ihr Tod ist nicht Folge eines Unglücks, sondern des alltäglichen kapitalistischen Wahnsinns. Von Thomas Walter
Medien sprachen von einem »Massaker der Gier«. Eine defekte Notbremse hatte seit April immer wieder den Bahnbetrieb gestoppt. Da eine Reparatur Monate lang das Geschäft unterbrochen hätte, stellten die Betreiber die Notbremse an der Gondel einfach ab.
Laut Staatsanwältin war das Abstellen der Notbremse eine »aus wirtschaftlichen Gründen getroffene bewusste Entscheidung.« Als aus bisher unbekannten Gründen das Zugseil riss, raste die Gondel ohne Notbremsung talwärts und stürzte ab. Nur ein fünfjähriger Junge hat überlebt. Zu den Todesopfern gehören seine Eltern, die Eltern der Mutter und sein zweijähriger Bruder. Der Eigentümer der Betreiberfirma Ferrovie del Mottarone und der Betriebsleiter sind verhaftet.
Profitinteressen und Privatisierung
Die Wartung der Seilbahn ist nicht staatlich, sondern privatisiert. Sie wird von dem italienischen Seilbahnhersteller Leitner aus Südtirol durchgeführt. Leitner hatte angeblich noch im März das Zugseil geprüft. Die Firma Leitner, die zu der Unternehmensgruppe High Technology Industries (HTI) gehört, hat einen Weltmarktanteil am Seilbahnbau von 30 Prozent. Der österreichisch-schweizerische Weltmarktführer Doppelmayr-Garaventa hat 60 Prozent.
Leitner und die Betreiberfirma bilden über wechselseitige Kapitalbeteiligungen eine Profitgemeinschaft. Profitausfälle der Seilbahn hätten auch Leitner getroffen. Außerdem arbeitete ein Angestellter von Leitner »freiberuflich« als technischer Direktor bei der Seilbahn. Er ist auch verhaftet.
Tragisch wurde wieder wahr, was ein englischer Gewerkschafter im 19. Jahrhundert sagte und den Marx im »Kapital« zitiert: »Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. … für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens.«
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Schlagwörter: Kapitalismus, Profit