Zum Artikel »Frankreich: Neuer Aufbruch« von Stefan Bornost (Heft 10)
Stefan Bornost beschreibt die mit Deutschland überhaupt nicht vergleichbare Radikalisierung in Frankreich. Er ist jedoch skeptisch, dass die Gründung der NPA der richtige Schritt in dieser Situation ist. Ich teile diese Skepsis nicht.
Die entscheidende Gründungskraft der NPA, die LCR, hat ihr eigenes Programm um viele strategische Details erleichtert und die NPA damit zunächst einmal sehr erfolgreich für neue Mitglieder geöffnet. Aber sie hat einen entscheidenden Punkt im Programm, der sie zu einer revolutionären kommunistischen Partei macht: die Beseitigung des bürgerlichen Staates. Diese Information kommt im Artikel gar nicht erst vor. Man hat geradezu den Eindruck, die Zerschlagung des bürgerlichen Staates gehöre gar nicht zu den Zielen, »die auch von der marx21-Redaktion vertreten« werden.
Was wird gegen die NPA vorgebracht? Es wäre möglicherweise eine breiter aufgestellte Kraft bei den Wahlen in Frankreich möglich gewesen. Mag sein, aber um welchen Preis? Kann man eine neue Rifondazione Comunista (italienische Linkspartei, Anm. d. Red.) wollen?
In Frankreich gebe es hunderttausende Linke, die sich nicht in der NPA organisieren. Na und? Diesem Argument zufolge wären fast alle Gründungen revolutionärer kommunistischer Parteien ein Fehler gewesen. »Eine starke neue Linke kommt an diesen Menschen nicht vorbei.« Die Frage für Marxisten ist, wie man sich politisch auf diese Menschen bezieht, meint Stefan Bornost richtig. Aber er beantwortet sie nicht, sondern hofft, dass der NPA eine gute Antwort einfällt.
Die Antwort ist, was jemand mal als das »ABC des Kommunismus« bezeichnet hat, wonach der erste Buchstabe die Partei ist, die das revolutionäre Erbe der Klassenkämpfe bewahrt und der zweite Buchstabe die Aktionseinheit im Kampf mit all den Strömungen der Arbeiterbewegung, die einstweilen noch reformistischen Vorstellungen anhängen. Wer A sagt, muss auch B sagen.
Horst Haenisch, Hannover