Wetterleuchten in Silicon Valley: die Krise lauert überall. Ohne Staat kann das Finanzsystem nicht mehr existieren. Das wird nicht nur ökonomische, sondern auch politische, soziale, womöglich auch militärische Folgen haben. Ein Kommentar von Thomas Walter
Was ist passiert? Zur multiplen Krise (Corona, Krieg, Klima, Inflation) kommt jetzt auch noch eine Finanzkrise. Die »Silicon Valley Bank« (SVB) ist pleite. Der Staat rettet das Geld, das die Kunden – Firmen von Silicon Valley – dort angelegt hatten.
Die SVB hatte die Ersparnisse ihrer Kunden (Firmen) in Staatsanleihen – mit damals niedriger Verzinsung – angelegt. Jetzt mit der Inflation stiegen die Zinsen auf den Finanzmärkten. Auf dem Markt gibt es jetzt neue Staatsanleihen, die höhere Zinsen abwerfen. Die alten Anleihen mit den noch niedrigen Zinsen, die die SVB hatte, sanken deshalb im Wert. Die SVB hätte das aussitzen können. Nach Ende der Laufzeit hätte sie den vollen Wert bekommen.
Silicon Valley in der Krise
Doch die Firmenkunden wollten wegen der allgemeinen Krise jetzt ihre Ersparnisse abheben. Die Silicon-Valley-Bank konnte das Geld aber nicht aufbringen. Die Anleihen waren ja im Wert gesunken.
Um sich das fehlende Geld zu beschaffen, wollte die SVB neue zusätzliche SVB-Aktien verkaufen. »Psychologisch« führte dies zur Panik. Jetzt wollten alle ihre gesamten Ersparnisse abheben. Die SVB war pleite.
Betrug gehört zum Geschäft
Spekulanten hatten zuvor auf einen Zusammenbruch der SVB-Aktiengesellschaft gewettet und haben jetzt aus diesen Wetten über eine Milliarde Dollar verdient. Vielleicht gehört zu diesen Gewinnern auch der Superkapitalist und Trump-Unterstützer Peter Thiel. Er hat freundlicherweise vor ein paar Tagen die SVB-Kunden gewarnt: Mit der SVB könnte etwas schief gehen…
Staat als Retter der Kapitalisten
US-Präsident Biden hat staatlich für die Spareinlagen bei der Silicon-Valley-Bank und einiger anderer Pleitebanken garantiert, in der Hoffnung, die Panik eindämmen zu können. Zuvor hatte eine »aggressive Kampagne von Silicon-Valley-Milliardären und Finanzinvestoren« (FAZ) kräftig Druck gemacht. Silicon-Valley liegt in Kalifornien und Kalifornien ist bei US-Wahlen ein wichtiger Staat.
Es ist das übliche Ritual: Politiker:innen, Fachleute und Medien beruhigen. Plötzlich werden die Märkte als »irrational« kritisiert. Die Fachwelt staunt über den »unglaublichen Leichtsinn«.
Die Eliten streiten sich darüber, ob die Zentralbanken trotz wankender Banken weiterhin ihre Leitzinsen anheben sollen. Auf der einen Seite spülen höhere Zinsen den Banken höhere Profite in die Bilanzen. Auf der anderen Seite verlieren die alten Wertpapiere, die noch die alten niedrigen Zinsen abwerfen, an Wert. Banken, die solche Papiere haben, wie die SVB, bringt das in »Schieflage«.
Die salomonische Lösung der Zentralbanken ist derzeit Zinsen anheben. Das erhöht die Bankprofite. Den Banken, die so in Schwierigkeiten geraten, wollen die Zentralbanken gezielt mit Geld helfen.
Die US-Regierung hat sich auch deshalb rettend eingeschaltet, weil die Firmenkunden der SVB High-Tech-Firmen waren, die strategisch wichtig sind im Wirtschaftskrieg mit China. Die Zentralbanken werden alles tun, um die Finanzwelt zu beruhigen. Doch der Finanz- und High-Tech-Sektor ist angeschlagen und damit die US- und die Weltwirtschaft geschwächt.
Auch europäische Banken wanken
In Europa musste jetzt die schweizer Großbank Credit Suisse von der schweizer Zentralbank gerettet werden. Diese Bank war in der Vergangenheit schon durch Geldwäsche für die bulgarische Mafia und durch Gelder, die an korrupte Politiker Mosambiks flossen, aufgefallen.
Es wird Auseinandersetzungen darüber geben, warum immer nur Banken und Firmen, nicht aber die Arbeiter:innen »gerettet« werden. Kommt es zu Entlassungen und ausfallenden Löhnen, wird es sozial unruhig. Es besteht aber auch die Gefahr, dass die US-Regierung mit ihren Verbündeten imperialistische Konflikte militärisch ausweitet, um so von ökonomischen, politischen und sozialen Problemen abzulenken.
Bildquelle: wikipedia, Urheber: Sergio Boscaino
Schlagwörter: Bankenkrise, EZB, Finanzkrise, USA, Zentralbanken