Soufian – Allé Allé: Der junge Offenbacher Rapper Soufian verkündet vollmundig eine neue Generation des Rap zu sein. Zu Recht, meint unser Autor. Von Peter Stolz
Auf einmal ist er da. Aus dem Nichts steht ein 19 Jahre junger Offenbacher im Rampenlicht. Er scheut sich nicht in alter Rap-Manier zu behaupten anders, neu, befreit von Einflüssen zu rappen. Doch im Gegenteil zu den meisten seiner Rapkollegen behält er zum Großteil Recht.
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Selbstverständlich schielt nun die gesamte Rapszene, und auch darüber hinaus, mit gespannten Augen auf das neu erschienene Mixtape »Allé Allé«. Die Erwartungen sind groß. Nicht zuletzt weil Soufian selber seit einem halben Jahr im gefühlten Stundentakt über sämtliche Kanäle verkündet, das nächste große Ding zu sein.
Soufian: Authentisch, aggressiv und knabenhaft
Das Mixtape beginnt mit dem Song »Hab die Straße im Blut«. Ein langes, düsteres Intro lässt erahnen in welche Richtung es gehen wird. Soufian durchbricht die Stille und bestätigt mit seiner Technik die Hoffnungen, die nun schon über ein Jahr aufgebaut wurden. »Wo ich lebe, da willst du nicht wohn‘« heißt es in der erste Zeile die gleichzeitig auch die thematische Leitlinie ist. Auf dem Mixtape erzählt er von den dreckigen Seiten Frankfurts, von Drogendelikten, Prostitution und Straßenleben. Soufian zeichnet ein Bild, das authentisch wirkt. Das Besondere daran ist seine fast schon knabenhafte Aura, die mit seiner aggressiven Stimme und seinen Texten bricht. Das ist wahrscheinlich auch sein Erfolgsrezept, das in dieser Form Seinesgleichen sucht. »Die erste Kippe war mit 13, ein Jahr später kam dann Haschisch/ 15 Jahre alt auf Schnee – meine Stadt nimmt dir das Lachen« es sind Zeilen wie diese, die das Mixtape begleiten und mit kraftvollen Bildern schmücken.
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Neuer Rap auf alte Häupter
Musikalisch ist das Mixtape die nötige Weiterentwicklung eines Subgenres, die sein Labelchef einst selbst einläutete. Soufian behält auf jeden Fall Recht, wenn er sagt, eine neue Generation zu vertreten und neumodischen Rap zu machen. »Haze-Trap« nennt er es. Das Neue zeichnet sich dadurch aus, dass trappige Beats zum Einsatz kommen auf denen eine ganz eigene, abgehackte Stimme zum Einsatz kommt. Obwohl diese Entwicklung positiv ist und durchaus Türöffner für so manchen kommenden Rapper sein könnte, sind vor allem die Tracks stark, die auf Elemente des klassischen Rap zurückgreifen. Nichtsdestotrotz ist es frischer Wind der den verstaubten, 40 jährigen Rappern, den Staub von der Glatze weht.
Soufian kann sein Niveau nicht halten
Doch erstmal müssen die Radiorapper keine Angst haben, kein Gehör mehr zu finden. Die Erwartungen sind nämlich zu hoch. Soufian kann sein Niveau nicht über 16 Tracks halten. Mitverantwortlich ist dabei seine Themen-Auswahl abseits einer Klassen-Zeichnung. Diese ist nicht so innovativ wie seine Technik. Das Mixtape kommt leider nicht ohne chauvinistisches Geprotze aus. Der emanzipatorische Ansatz, den es in seinem Rap-Umfeld durchaus gibt, bleibt eine Hoffnung. Das macht das Mixtape schwierig zu hören. Auch variiert er nicht unbedingt musikalisch, so hat man beim Hören schnell das Gefühl, den selben Track nochmal zu hören. Audiovisuell sieht es da auch nicht anders aus.
Trotzdem, die Mischung aus seiner Stimme, seine Art zu Rappen und seine Beat-Auswahl machen ihn zu einem Unikat. Er ist Vertreter einer neuen Generation, die auf jeden Fall Zukunft und mit dem neue gegründeten Label »Generation Azzlack« gleichzeitig eine Plattform hat. Es bleibt abzuwarten was da noch auf uns zukommt.
Das Album: Soufian | Allé Allé | Generation Azzlack | 2017
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