Justin Akers Chacón, Mike Davis: »Crossing the Border – Migration und Klassenkampf in der US-amerikanischen Geschichte«, Assoziation A 2007, 352 Seiten, 20,- Euro
Von Michael Ferschke
Die beiden amerikanischen Marxisten Justin Akers Chacón und Mike Davis widmen sich in diesem Buch den Zusammenhängen von Migration, Rassismus und Klassenkampf in der Grenzregion der USA zu Mexiko.
Mike Davis untersucht im ersten Teil die Entstehung und Entwicklung der Anti-Einwanderungsbewegung in Kalifornien seit 1870. Er zeigt auf, wie sich bei der systematisch von Bürgerwehren und Mobs organisierten Gewalt gegen die unteren Klassen rassistische Motive mit dem Kampf gegen die Rechte der Arbeiter vermischten. Die historische Chronologie folgt dabei den jeweiligen Einwanderungswellen der verschiedenen Volksgruppen nach Kalifornien.
In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzten sich zuerst die Arbeiter in den Städten gegen die brutalen Einschüchterungsmaßnahmen durch, die Großbauern, Banker und Industrielle gemeinsam gegen die unteren Klassen organisiert hatten. Ein mehrtägiger Generalstreik in San Franzisko lieferte den Startschuss für effektive gewerkschaftliche Organisierung. Auf dem Lande herrschte hingegen noch bis in die 70er Jahre das Regime der antigewerkschaftlichen Gewalt vor, welches sich immer wieder mit rassistischen Hetzkampagnen gegen Einwanderer vermischte. Erst in den vergangenen Jahrzehnten spielten private Bürgerwehren keine größere Rolle mehr im Kampf der Unternehmer gegen die Arbeiterbewegung.
Doch die Einwanderung, vor allem über die mexikanische Grenze, ist nach wie vor ein wichtiger Faktor für den Klassenkampf in Kalifornien, wie Justin Akers Chacón im zweiten Teil des Buches beschreibt. Er zeichnet die Geschichte der Abhängigkeit Mexikos von den USA nach und widmet sich der Lage der mexikanischen Arbeitsmigranten in Kalifornien.
Im letzten Teil zeigt Chacón schließlich die Konturen für eine neue Bürgerrechtsbewegung in den USA auf. Ein wichtiger Bestandteil seien neue gewerkschaftliche Strategien, die auch Arbeiter ohne legalen Aufenthaltsstatus organisieren. Damit könne dem Lohndumping ein Riegel vorgeschoben werden, welches eine der Quellen für ethnische Spannungen und Konkurrenz innerhalb der Arbeiterklasse ist. Denn heutzutage steht weniger die Gewalt organisierter Banden dem Streben nach Arbeiterrechten entgegen, als vielmehr die rassistischen Einwanderungsbestimmungen. So beschreibt Chacón, wie die Herrschenden diese Bestimmungen und Grenzkontrollen benutzen, um von den billigen illegalen Arbeitern zu profitieren und sie zugleich gegen die vorher Eingewanderten auszuspielen.
Sowohl Davis als auch Chacón erklären daher das unbedingte Eintreten für die Rechte von Flüchtlingen und Einwanderern zum unverzichtbaren Bestandteil des Klassenkampfes gegen das Kapital.
Schlagwörter: Asyl, Bücher, Flüchtlinge, Klassenkampf, Kultur, Migration, Refugees