Rezension des Buches »Verkehrswende – ein Manifest«
Das Buch »Verkehrswende – ein Manifest« der Autoren Carl Waßmuth und Winfried Wolf startet ungewöhnlich aber treffend mit einem Zitat der Band Rage Against The Machine aus ihrem Song Guerrilla Radio. Darin heißt es: »Irgendwo muss es anfangen, irgendwann muss es anfangen. Welcher Ort wäre besser als hier, welche Zeit besser als jetzt?«. Das Zitat gibt die Richtschnur des Buches vor: Die von so vielen Politiker:innen angepriesene Verkehrswende ist nicht nur machbar, sondern ließe sich auch direkt verwirklichen.
In 20 Punkten beschreiben die Autoren faktenreich und verständlich, wie eine eine Wende »weg vom Auto und hin zu einer Mobilität, bei der der Mensch, Fußwege, das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel im Zentrum stehen«, sofort umgesetzt werden könnte.
Mythen aufräumen
Sie rechnen vor, dass die gesellschaftlichen Kosten des Individualverkehrs via Auto wesentlich höher liegen als eine Verkehrswende. Und auch mit anderen Mythen räumen die Autoren auf, wenn sie detailliert aufzeigen, dass durch die Abkehr von der Automobilproduktion zugunsten alternativer Verkehrsmittel mehr Arbeitsplätze entstünden als wegallen.
Gleichzeitig zeigen sie, dass eine Verkehrswende, die nur auf E-Mobilität setzt, scheitern wird. Denn nicht die Antriebsart oder die Fahrzeugform ist das Problem, sondern der massive Anstieg des Individualverkehrs mit dem eigenen PKW. Dabei füllen sie auch eine wichtige Leerstelle und entwerfen in einem extra Kapitel, wie die Verkehrswende dort, wo besonders viele Menschen aufs Auto angewiesen sind – auf dem Land –, umgesetzt werden kann.
Der fossile Kapitalismus
Carl Waßmuth und Winfried Wolf machen neben den sehr konkreten Maßnahmen zur Verkehrswende auch klar, warum diese stockt. Im Fokus sind hier die global agierenden Konzerne des fossilen Kapitalismus. Für die Autoren ist deswegen deutlich: »Notwendig ist auch eine Konversion der Produktion, was eine Enteignung der Autokonzerne und deren Unterstellung unter öffentliche Kontrolle erfordert«.
Auch wenn das letzte Kapitel »Die Verkehrswende durchsetzen« etwas dünn ausfällt und es hier teilweise so erscheint, als sei die Verkehrswende Kraft des guten Arguments durchzusetzen, ist das Buch sehr empfehlenswert. Ein Buch für alle, die sich im Hier und Jetzt für eine andere Mobilität interessieren oder einsetzen – ob in den Städten oder auf dem Land.
Rezension von Yaak Pabst
Verkehrswende – ein Manifest
Carl Waßmuth / Winfried Wolf
Papy Rosa
199 Seiten
14,90 Euro
2020
ISBN 978-3-89438-737-2
4 Sterne
Schlagwörter: Bücher, Kultur, Verkehrswende