Ein neues Buch erinnert an Alexandra Kollontai, eine der bedeutendsten Sozialistinnen, die in der internationalen Arbeiterbewegung wirkten. Eine politische Kurzbiografie. Wer jetzt bestellt spart 30 Prozent 6,50 Euro statt 9,50 Euro
Alexandra Kollontai war vor und nach der Oktoberrevolution in Russland eine weltweit bekannte Revolutionärin zunächst in der russischen Sozialdemokratie, später bei den Bolschewiki. Vor der Revolution griff sie in den internationalen Streit um die Ausrichtung der sozialistische Bewegung ein und verteidigte die revolutionäre Tradition des Sozialismus von unten.
Alexandra Kollontai und die Revolution 1917
Während der Revolution setzte sie sich in ihrer Funktion als Volkskommissarin für Soziale Fürsorge und als Leiterin der Frauenabteilung der Bolschewiki für die praktische Befreiung der Frau in der russischen Gesellschaft ein. Mit ihren Schriften zur Frauenunterdrückung und zu Moral, Liebe und Sexualität war sie zu ihrer Zeit berühmt. Schließlich kritisierte sie die Entartungen des politischen Systems und wurde zu einer Wortführerin der linken Opposition Sowjetrusslands der frühen 1920er Jahre. Durch eine Weglobung auf diplomatische Posten außerhalb der Sowjetunion gelang es ihr, den später von Stalin initiierten Großen Terror zu überleben.
Alexandra Kollontai in der Literatur
Lange Zeit wurden Kollontais Ideen und ihr Wirken bewusst von der stalinistischen Parteibürokratie zurückgehalten. Auch im Westen wurden sie ignoriert. In den 1970er Jahren wurden in der Sowjetunion erstmals einige Schriften von ihr auf russisch veröffentlicht. Im Westen stieg im Zuge der neuen Frauenbewegung das Interesse an ihr. Es entstanden die ersten Biographien, die Kollontais Opposition gegen den Stalinismus, sowie ihr Wirken auf dem Gebiet der Frauenbefreiung und der Freien Liebe betonten. Ihre antikapitalistischen Perspektiven, ihr Wirken als revolutionäre Sozialistin und ihre Kritik an der bürgerlichen Frauenbewegung wurden weniger herausgestellt. Im Osten wurden diese Aspekte zwar erwähnt, gleichzeitig wurde versucht, sie als loyale Anhängerin der staatskapitalistischen Systeme zu präsentieren. Ihre Kritik an der Entdemokratisierung nach der Revolution wurde ebenso heruntergespielt wie ihre Positionen zu Frauenunterdrückung, Familie, Moral und Sexualität, die im Widerspruch zum Stalinismus standen. Dagegen wurde über ihre eher unwichtige Zeit als Diplomatin im Ausland über Gebühr geschrieben.
Was das Buch leistet
Dieses Buch stellt einen kompakten Überblick über das spannende Leben und politische Wirken dieser großartigen Rebellin bereit und zeigt dabei auf, dass sie für eine revolutionäre sozialistische Perspektive eintrat. Zu Beginn werden einige Aspekte aus Kollontais früher Biografie vorgestellt und danach ihr Wirken in der russischen und internationalen Sozialdemokratie beschrieben. Hierbei wird ihr Beitrag für die Weiterentwicklung eines Sozialismus in der Tradition der Selbstemanzipation herausgestellt. Anschließend werden ihre Aktivitäten und Interventionen um die »Frauenfrage« in Russland vorgestellt und ihr Engagement während und nach der Revolution, u.a. als erste weibliche Ministerin der Welt gezeigt. In den darauffolgenden Kapiteln werden ihre Ideen zur Frage der sexuellen Unterdrückung und Befreiung dargestellt und ihr Wirken in der Opposition gegen die Bürokratisierung beschrieben. Am Schluss beleuchtet das Buch kurz die Entstellungen ihrer Ideen durch den Stalinismus.
Zeit Kollontai wiederzuentdecken
Angesichts einer wachsenden Frauenbewegung in Deutschland mit einer Bewegung gegen die Paragraphen 218 und 219a, dem Frauenkampftag und dem Frauenstreik am 8. März, Streiks in Betrieben und im öffentlichen Dienst, wo auch viele Frauen beschäftigt sind, und einer ideologischen Debatte um Frauenunterdrückung, hält dieses Büchlein Inspirierendes aus der Geschichte für heutige Aktivistinnen und Aktivisten bereit.
Denn auch die heutige Gesellschaft ist nach wie vor von Armut, Ausbeutung und Unterdrückung gekennzeichnet. Angesichts des Aufstiegs der radikalen Rechten und dem damit einhergehenden Anstieg von Rassismus und Sexismus ist das Werk Kollontais hochaktuell und hilfreich für die Praxis linker Politik heute. Mit diesem Buch sollen die Leserinnen und Leser dazu animiert werden, sich tiefergehend mit Kollontais Leben und ihren Schriften zu beschäftigen und letztere auch im Original zu lesen. Aus diesem Grund sind im Anhang zwei Texte von ihr erstmals in deutscher Übersetzung abgedruckt. Zudem soll an dieser Stelle auch auf zwei Internetarchive verwiesen werden (marxists.org und Sozialistische Klassiker), in denen weitere Texte von Kollontai zu finden sind.
A Rebel’s Guide Serie
Im Zuge der Massenmobilisierungen gegen Faschismus, Rassismus und Sexismus, der antikapitalistischen Bewegung und Proteste von Jugendlichen und Studierenden ist in den letzten Jahren – vor allem unter jungen Menschen – das Interesse an linker Theorie und Geschichte gestiegen. In diesem Kontext werden von einer neuen Generation die historischen Vordenkerinnen und Vordenker der sozialistischen Bewegung neu entdeckt.
Um diesem Interesse gerecht zu werden, hat der Verlag Edition Aurora eine neue Reihe gestartet. Sie trägt den Titel A Rebel’s Guide. Die Bücher dieser Reihe beginnen immer zunächst mit einem Teil, in dem das Leben, die Ideen und das politische Wirken berühmter Rebellinnen und Rebellen dargestellt wird. Im Anschluss drucken wir Originaltexte, um die Leserinnen und Leser in die Schriften der Klassiker einzuführen und sie zum weiteren Lesen zu motivieren. Viel Spaß beim Lesen!
In dieser Reihe ist außerdem erschienen:
»A Rebel’s Guide. Wer war Lenin?« von Ian Birchall,
ISBN 978-3-94-7240-15-9 (Berlin, 2018)
»A Rebel’s Guide. Wer war Clara Zetkin?« von Autorenkollektiv,
ISBN 978-3-947240-18-0 (Berlin, 2018)
»A Rebel’s Guide. Wer war Rosa Luxemburg?« von Sally Campbell,
ISBN 978-3-947240-22-7 (Berlin, 2019)
Schlagwörter: Bücher, Kultur