Die deutsche Politik setzt auf Aufrüstung und militärische Macht. In seinem neuen Buch »Vom Underdog zum Global Player« zeigt der Autor Werner Ruf, wie sich Deutschland eine neue Machtposition in der Welt erobern will. Von Sascha Alexander
Werner Ruf hat eine kritische Studie zur deutschen Außenpolitik vorgelegt. Um es vorwegzunehmen: Neben Frank Deppes »Imperialer Realismus?« zählt es zu den besten Büchern zum – leider wenig beachteten – Thema.
Sprungbrett für die neue militärische Führungsrolle
Ruf legt in seiner Arbeit einen Schwerpunkt darauf zu erklären, wie die europäische Integration seit dem Brüsseler Pakt von 1948 letztlich »zum Sprungbrett für die neue militärische Führungsrolle Deutschlands geworden ist«. Dabei glänzt er besonders im Kapitel zur deutsch-europäischen Politik in Nordafrika. Entgegen dem Mainstream hält Ruf fest, dass die neoliberale Wirtschaftspolitik, welche die EU ihrer Peripherie aufzwingt, gerade »jene Konflikte hervor [bringt], die dann ›unsere‹ Freiheit zu bedrohen scheinen«. Deutschland, als »stärkste Wirtschaftsmacht der EU«, spiele hierbei eine besonders wichtige Rolle.
Global Player: Der Aufstieg Deutschlands in der Welt
Zwar legt Ruf die Probleme der deutschen Außenpolitik offen, untermauert seine Analyse aber nicht mit einem Imperialismus-Begriff. Wirtschaftliche sowie geopolitische Konkurrenz wird dadurch kaum an den Kapitalismus rückgebunden und es bleibt unerwähnt, dass diese Konkurrenzlogiken stets die Außenpolitik aller Staaten bestimmen. Ruf neigt dann beispielsweise dazu, gescheiterte Verträge als vertane Chancen für eine friedlichere Politik zu sehen.
Trotzdem ist klar, dass Rufs Buch für alle unerlässlich ist, die den Aufstieg Deutschlands in der Welt nachvollziehen wollen. Dies ist umso wichtiger, wenn DIE LINKE darüber diskutiert, ob die strikte Ablehnung von Militäreinsätzen einer Regierungsbeteiligung geopfert werden sollte.
Das Buch
Vom Underdog zum Global Player – Deutschlands Rückkehr auf die Weltbühne
Werner Ruf
PapyRossa-Verlag
127 Seiten
12,90 Euro
März 2020
Schlagwörter: Bücher, Buchrezension, Deutschland, Kultur, Militarisierung, Rezension